Interviews

Interview mit Walter Steinlin KTI-Präsident

Schweizer Start-ups zählen zu den innovativsten Jungunternehmen Europas

Das Erfolgsrezept der Schweiz besteht nach Auffassung von KTI-Präsident Walter Steinlin aus einer starken Grundlagenforschung und einer hohen Eigenverantwortung der Pri­vatwirtschaft. Das führt bei grossen Firmen zu hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung und bei KMU zu einem sehr aufgeweckten Innovationsverhalten.
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Die Schweiz liegt im European Innovation Scoreboard (EIS) 2009 bei den meisten Indikatoren im Innovationsvergleich über dem innereuropäischen Mittel. Dänemark, Finnland, Deutschland, Schweden, das Vereinigte Königreich und die Schweiz gehören zur Spitze der innovativsten Länder Europas. Das sind die Lorbeeren bisheriger Bemühungen. Was aber muss die Schweiz tun, um auch morgen international an der Spitze zu bleiben?

Walter Steinlin: Der KTI kommt bei der Umsetzung der Botschaft für Bildung, Forschung und Innovation im Bereich der Innovation eine zentrale Rolle zu. Für die Periode von 2008 bis 2011 setzt der Bund über 20 Milliarden Franken für die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation ein – davon gehen rund 530 Mio. Franken an die KTI und 2,7 Mia. Franken an den Schweizerischen Nationalfonds.

Die Botschaft 2008 – 2011 setzt nicht nur ambitionierte Ziele im Bereich Bildung, Forschung und Innovation, sondern bringt auch erheblich höhere Mittel im Bereich der Förderungsmassnahmen für die Innovation. Wie sehen Sie eine Zwischenbilanz, ein Jahr vor Abschluss der Periode?

Erfreulich ist, dass die Finanzierung der Innovationsförderung durchschnittlich um mehr als sechs Prozent pro Jahr gestiegen ist. Im Vergleich zum asiatischen Raum ist der reale Zuwachs für die Forschungsförderung in der Schweiz allerdings bescheiden. Erstaunlicherweise hatte die KTI noch nie so viele Gesuche wie im Krisenjahr 2009. Speziell das neue Förderinstrument Innovationsscheck hilft, KMU als Neukunden der KTI zu erreichen. Vermehrt gibt es auch Verbundprojekte mit dem SNF, was zu einem weiteren Ansteigen der Nachfrage in der angewandten Forschung führt. Die Rekordzahl an Gesuchen steht für den hohen Innovationswillen der Schweizer Wirtschaft in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und die Erkenntnis, dass Innovationen helfen, die Industrie im Wettbewerb nachhaltig weiterzubringen.

Soll das Zusammenspiel von Politik, Forschung und Wirtschaft für den Innovationsstandort Schweiz Früchte tragen, müssen Schnittstellen und Aufgabenteilung klar sein und die Zusammenarbeit spielen. Wie steht hier die Schweiz im Vergleich zum Ausland. Und welche Rolle hat die Politik zu spielen?

Das Erfolgsrezept der Schweiz besteht aus einer starken Grundlagenforschung und einer hohen Eigenverantwortung der Privatwirtschaft, was bei grossen Firmen zu hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung führt und bei KMU zu einem sehr aufgeweckten Innovationsverhalten. Verschiedene Rankings weisen auf die Topposition unseres Landes bezüglich Innovationsverhalten hin (z.B. European Innovation Scoreboard). Die Aufgabe der Politik ist es, günstige Rahmenbedingungen zu setzen, wo nötig gemeinsame Ziele zu definieren und die dafür notwendigen Gelder zu sprechen.