Herr Baumann, beginnen wir mit einem kurzen Rückblick. Seit nahezu 125 Jahren steht die Rausch AG für natürliche Haarpflegemittel. Sie traten 1968 als Vertreter ins väterliche Unternehmen ein und sind seit dem Jahr 2006 Alleininhaber. Heute sind Sie 68 Jahre alt, und Rausch ein international aufgestellter Nischenanbieter mit familiärem Charakter. Welche Meilensteine und Herausforderungen haben Sie geprägt?
Im Jahr 1968 war der Internationalisierungsgrad von Rausch bei Weitem nicht mit heutigen Massstäben zu messen. Damals musste ich Rausch erst einmal hierzulande bekannter machen. Dazu habe ich alle Apotheken und Drogerien, Coiffeursalons und Kaufhäuser besucht; das dauerte zweieinhalb Jahre. Ich verkaufte Kräuter-Haarpackungen, ein Dutzend für 20 Franken, das waren Kleinstaufträge. In der Zeit habe ich viel von meinem Vater gelernt. Er war ein herzensguter, bodenständiger Mann. Er konnte zwar auch sehr toben, aber man wusste immer, woran man war. Mein Vater hat es nie geduldet, dass ich untätig war. Ich durfte nie einfach nur so herumsitzen und nichts tun, das gab es nicht. Er fand immer etwas zu tun. Damals hat man auch die Wochenenden durchgearbeitet. Unter der Woche war ich auf Reisen, am Wochenende dann im Büro. Nach meiner Ausbildung als Bankkaufmann war das eine gute Ergänzung.
Und das lief alles reibungslos?
Natürlich hat es auch Pannen gegeben. Ich kann mich erinnern, dass ich für Panamarinde zwischen 2.60 und 22.60 Franken bezahlt habe. Rohstoffe konnten also mal rar werden. Und einmal ist auf einem Schiff ein Fass Lisol ausgelaufen, das war damals ein Desinfektionsmittel. In der gleichen Ladung befand sich auch Kamille, die wir aus Argentinien importierten. Dass daraufhin die Kamille nach Lisol schmeckte, konnten wir natürlich nicht akzeptieren. Angeblich soll die Kamille später in Italien als Tee verkauft worden sein.
Wie sind Sie in den Besitz von Rausch gelangt, und was hat Ihren Vater an der Marke so fasziniert?
Mein Vater war lange Zeit für eine Genfer Firma Aussendienstmitarbeiter in der Ostschweiz. Er kannte den Firmengründer Josef Wilhelm Rausch. Als der 1937 verstarb, ging das Unternehmen an dessen Nachkommen und wurde von der Schweizerischen Verrechnungsstelle verwaltet. Zu einem Hochkampfpreis für damalige Verhältnisse konnte mein Vater Rausch dann im Jahr 1949 kaufen. Josef Wilhelm Rausch hatte das Unternehmen 1890 gegründet und einen ausgeprägten Pioniergeist besessen. Sein Wissen resultierte aus alten Kräuterbüchern der Dominikaner. Ich habe im Tresor noch eine Ausgabe aus dem Jahr 1590, handkoloriert. Mit grosser Akribie und Passion entwickelte er daraus seine Kräuterextrakte. Rausch war der Erfinder der ersten flüssigen Kopfwaschseife, das war im Jahr 1900. Mein Vater war ein sehr guter Verkäufer, er konnte einfach fabelhaft mit Menschen umgehen. Das war zunächst die Wachstumsbasis.
Ein gutes Stichwort. Wann stösst ein kleines Unternehmen, wie es Rausch damals war, an seine Kapazitätsgrenzen, ab welchem Zeitpunkt muss es auf Wachstum mit neuen Strukturen reagieren?
Es gab mehrere Schwellen, die erste grosse bei einem Umsatzvolumen von zehn Millionen Franken. Mein Vater, mein Bruder Alexander und ich hatten bis dahin mehr oder weniger alles allein gemacht, in Etappen hatten wir auf 20 Mitarbeitende aufgestockt. Ab einer gewissen Grösse ist auch ein Investitionsschub nötig. Wir mussten neue Maschinen kaufen, um die entsprechende Produktanzahl herstellen und verkaufen zu können. Dabei war uns wichtig, unsere Naturprodukte in gleichbleibend hoher Qualität herzustellen. Dann wurde unser damaliger Betrieb zu klein.
Heute haben Sie 160 Mitarbeitende. An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht, damit Rausch gesund wachsen konnte?
Da greifen mehrere Faktoren ineinander. Wir mussten und wir müssen wachsen – aber nicht zu schnell, es geht um qualitatives Wachstum. Nach jeder Wachstumsphase gab es auch eine Konsolidierungsphase.
Kommen wir zu den Wachstumsfaktoren.
Diese sind eng mit unserer Zielsetzung verknüpft, die sich schon früh herauskristallisiert hatte. Wir setzen pflanzliche Wirkstoffe aus Kräutern, Sträuchern, Samen und Früchten ein. Die hochwertigen Extrakte werden eigenhändig von uns nach einem traditionellen Geheimrezept hergestellt. Bei allen Produkten ist die optimale Hautverträglichkeit und besondere Milde dermatologisch-klinisch bestätigt. Zusätzlich ist die Wirksamkeit wissenschaftlich in namhaften dermatologischen Instituten nachgewiesen und kann durch professionelle Studien erfolgreich belegt werden.