Im Jahr 2014 hat die Schweiz erstmals mehr Käse exportiert als importiert. Die Medien sagten schon das Ende des Käselandes Schweiz voraus. Und doch scheint es der Alibona AG bestens zu gehen. Stimmt dieser Eindruck?
Ja, uns geht es sehr gut. Beim Emmentaler AOP – das ist unsere Hauptkäsesorte – gab es allerdings anfangs 2014 schon Probleme. Doch mittlerweile hat sich die Lage aber wieder beruhigt und der Verkauf läuft gut.
Dafür mussten Sie aber bestimmt auch mit dem Preis runter.
Nein, das mussten wir nicht, ganz im Gegenteil sogar. Der Bundesrat hat ab Produktion Juli 2013 die Mengensteuerung von Emmentaler Switzerland für allgemeinverbindlich erklärt. Mit dem Instrument der Mengensteuerung ist es der Sortenorganisation möglich, die gesamte Schweizer Produktion dem Markt anzupassen. Der Preis von Emmentaler AOP konnte dadurch in kurzer Zeit um gut einen Drittel erhöht werden. Davon profitierten natürlich auch unsere Eigenmarken wie etwa der «Cremoso», der «Rustico», der «Wiesenkäse» oder auch der «Thurgauer Spezial». Zudem gelang es uns, zusammen mit unserem Vertriebspartner in Deutschland, neue Märkte in der EU zu erschliessen. Zum Teil eben auch in den Ländern, in denen bisher kaum Emmentaler AOP verkauft wurde. Das ist gut so. Und nicht nur für die Alibona AG, sondern insbesondere auch für das Produkt, unseren Emmentaler AOP.
Sie haben im Krisenjahr der ältesten Schweizer Käsesorte also zum Durchbruch in einem neuen Markt verholfen. Ist das nicht auch die Aufgabe der Branchenorganisation Switzerland Cheese Marketing?
Switzerland Cheese Marketing leistet allgemein einen wesentlichen Beitrag zur Absatzförderung von Schweizer Käse. Sie bietet den Akteuren im Markt rund um den Schweizer Käse ihre Dienstleistungen im Bereich Marketing und Kommunikation an. Hauptsächlich arbeitet Switzerland Cheese Marketing in der Schweiz und in den Hauptmärkten Italien, Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten. Wir, die Alibona AG, haben aber auch ein eigenes, gutes Netzwerk mit starken Partnern. Das ist uns sehr wichtig. Denn damit haben wir die Möglichkeit, auch in den Nischenmärkten Fuss zu fassen. Doch da kämpft man dann halt alleine.
Apropos kämpfen. Recht kämpferisch klingt ein Satz auf Ihrer Webseite. Die Alibona AG hat «den traditionellen Käsehandel aufgegeben», heisst es dort. Wie ist das gemeint?
Als die halbstaatliche Käseunion im Frühjahr 1999 ihren Betrieb einstellte, blieb nur noch eine Handvoll Händler von Emmentaler Käse. Diese Situation stimmte für uns, also doch recht grossen Emmentaler-Produzenten, nicht mehr. Wir wollten das Heft selber in die Hand nehmen und die Freiheit haben, unseren Emmentaler AOP in Eigenverantwortung zu vermarkten. Darauf folgte dann im Jahr 2003 die Gründung der Käsehandelsfirma Alibona AG. Wir sind also keine Handelsfirma mit jahrzehntelanger Tradition, sondern eine junge und moderne Unternehmung, die nebst dem eigens produzierten Käse auch den von vier weiteren Käsereibetrieben vermarktet.
Sie verkaufen jährlich etwa 2000 Tonnen Käse, das meiste davon ist Emmentaler AOP, der nach genau festgelegten Richtlinien produziert wird. Wenn man ein Produkt anbietet, das genau so auch andere produzieren, wie kann man sich da überhaupt von der Konkurrenz abgrenzen?
Produkte mit der Zusatzbezeichnung «AOP» sind traditionelle Spezialitäten, die eine starke Verbindung zu ihrer Ursprungsregion haben. So wird der Emmentaler AOP seit Generationen und mit viel Herzblut von den Käsern hergestellt. Vom Rohstoff zur Verarbeitung bis zum Endprodukt kommt alles aus einer klar definierten Ursprungsregion. Der Emmentaler AOP ist daher ein hochwertiges Naturprodukt. Es ist aber tatsächlich so, dass kein Emmentaler genau gleich wie ein anderer schmeckt. Da der Geschmack der Milch abhängig ist von der Kuhrasse, des Futters oder sogar von der Luft, verfügt bereits unser Rohstoff über eine eigene, besondere Nuance. Neben dieser natürlichen Abweichung versucht die Alibona AG, sich aber vor allem durch die Art der Vermarktung von der Konkurrenz abzuheben.