Die M. Opitz & Co. AG wurde im Jahr 1938 von Emilia Opitz gegründet; mit Ihrer Eigenmarke Mila d’Opiz erinnern Sie an Ihre Grossmutter. Mittlerweile ist mit Ihrer Tochter die vierte Generation im Unternehmen angekommen. Frau Studer, wie haben Sie die unterschiedlichen Nachfolgeprozesse erlebt?
Meine Grossmutter ist in der Nachkriegszeit gross geworden und hat in einer äusserst schwierigen Zeit eine Firma gegründet und aufgebaut. Sie hat zudem ihrer halben Verwandtschaft eine Arbeit und somit ein Einkommen ermöglicht. Sie war hart, streng, hat alles von ihren Angestellten gefordert, war andererseits aber fair und hilfsbereit. Meine Grossmutter hat die Nachfolge schon sehr früh in Angriff genommen und die Firma meinen Eltern übergeben, als die beiden noch nicht 30 Jahre alt waren. Die vollständige Übergabe von meinen Eltern zu mir ist erst dieses Jahr erfolgt, war nicht ganz einfach.
Und wie hat sich im Laufe der Jahrzehnte der Führungsstil verändert?
Der Führungsstil hat sich ganz klar vom Einzelkämpfer zum Teamplayer verändert.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Unternehmen über mehr als 80 Jahre nur von Frauen geleitet wird. Hatten Ihre Grossmutter und Mutter zur damaligen Zeit auch Schwierigkeiten oder war es eher von Vorteil?
Ich denke, dass sich die Vor- und Nachteile aufgehoben haben. Den Pionierinnen wurde damals eine hohe Achtung und Wertschätzung entgegengebracht, auf der anderen Seite wurden sie aber auch oft geflissentlich übersehen oder einfach nicht berücksichtigt, da das Unternehmertum ganz in Männerhänden war.
Sie stellen kosmetische und pharmazeutische Produkte her. Die Branche muss sich immer mal wieder mit Vorstössen bezüglich Umweltbelastungen und Tierversuchen auseinandersetzen. Ihr Unternehmen arbeitet ja tierversuchsfrei. Gibt es überhaupt noch Tierversuche in der Kosmetikbranche? Und wenn ja, haben Sie als tierfreundliches Unternehmen einen Vorteil?
Tierversuche sind schon lange verpönt und werden vordergründig nicht mehr gemacht. Wir kaufen keine Rohstoffe ein, von denen wir wissen, dass Tierversuche dahinterstecken. Aber wir können nicht 30 und mehr Jahre zurück recherchieren. Heute kann man sich eigentlich nicht mehr blicken lassen, wenn man nicht tierversuchsfrei ist. Somit haben wir keinen Vorteil, das ist ein Muss.
Und zur Umweltfrage: Kosmetik war lange Zeit für die Umwelt ein Problem, weil sie ins Abwasser gelangte. Für die Entfernung von Hormonen aus dem Abwasser wurden Verfahren erst in den letzten zehn Jahren
entwickelt. Wie beurteilen Sie dieses Problem?
Kosmetikteile gelangen auch heute noch ins Wasser, das kann nicht verhindert werden. Daher ist es äusserst wichtig, dass umweltbelastende Roh- und Hilfsstoffe weggelassen oder durch unschädliche ersetzt werden.
Spielen solche Dinge, wie Tierversuche oder auch Umweltproblematiken, eine Rolle in Ihrer Kommunikation?
Wie gesagt, mit tierversuchsfrei können wir kaum mehr punkten, so weit sind eigentlich alle anderen auch. Mit der Nachhaltigkeit aber schon. Wir heizen mit Fernwärme, machen unseren sauberen, weissen Dampf selber, produzieren somit CO2-neutral, recyceln unser Abwasser und kaufen sowohl Verpackung wie auch Rohstoffe wo immer möglich in der Umgebung beziehungsweise dem nahen Ausland ein.
In Ihrem Unternehmen werden die Reststoffe recycelt. Wie funktioniert das?
Eigentlich gibt es keine Reststoffe, da wir sämtliche Teile der Roh- und Wirkstoffe verarbeiten. Das Schmutzwasser bereiten wir wieder auf.
Und welchen Stellenwert messen Sie generell dem Thema Nachhaltigkeit bei?
Dieser Stellenwert wird immer grösser. Die Menschen sind bereit, mehr zu bezahlen, wenn die Nachhaltigkeit der Produkte gewährt ist und sie sicher sein können, dass die Rohstoffe «gesund» gewonnen worden sind und die Verpackungen in Fabriken mit guten Bedingungen hergestellt werden.
Kommen wir zu Ihren Produkten. Zunächst: Die Hormoncreme Ihrer Grossmutter war der Starter für die Unternehmensgründung. Hat sich an der Creme oder auch anderen traditionellen Produkten im Laufe der Jahrzehnte etwas verändert?
Extrem stark, die Zusammensetzung von früher würde heute nicht mehr zugelassen. Früher hat es niemandem etwas ausgemacht, sich tierische Wirkstoffe ins Gesicht zu geben, heute würden die Menschen uns verklagen. Unsere heutige Hormoncreme besteht zu 100 Prozent aus pflanzlichen Vitaminen und Wirkstoffen, ist also – abgesehen von den Emulgatoren – natürlich, organisch, eigentlich vegan.
Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe?
Die meisten Hightechwirkstoffe beziehen wir aus der Schweiz. Es gibt aber auch Rohstoffe, die von weit herkommen. Sämtliche Lieferanten sind von uns zertifiziert und wir wissen, wo sie produzieren und unter welchen Bedingungen.
Zu welchem Anteil produzieren Sie Ihre Waren selber und wo?
Wir kaufen nur die Rohstoffe ein. Die Kreationen stammen alle aus unserer Forschung & Entwicklung und sämtliche Bulks werden in St. Gallen in unserer Produktion hergestellt.
Kurze Zwischenfrage: Was sind Bulks?
Ein Bulk ist ein steriles Fass, in dem die Creme gelagert wird, bevor man sie in die Dosen oder Tuben abfüllt.
Welches sind Ihre neuesten Innovationen, und sind in Ihrer Branche bestimmte Trends auszumachen?
Das sind sicherlich unsere Stammzellenprodukte wie auch unsere vegane Linie, die mit komplett neuen Wirkstoffen kreiert worden ist.