Die Egeli-Gruppe hat seit ihrer Gründung im Jahr 1943 eine interessante Entwicklung durchlaufen und sich an den wirtschaftlichen Bedürfnissen orientiert. Wie ist die Gruppe heute aufgestellt?
Unser Unternehmen besteht aus mehreren Gruppengesellschaften, die sich alle aus der ursprünglichen Treuhandgesellschaft weiterentwickelt haben. Wir sind ein Familienunternehmen, dessen Bereiche von verschiedenen Familienmitgliedern geleitet werden. Dies umfasst Treuhand, Creditreform, Immobilienbewirtschaftung, Informatik und den Druck.
Ihr Familienunternehmen besteht seit drei Generationen. Was hat sich während der Zeit im Hinblick auf die Unternehmensführung verändert?
Mein Grossvater und mein Vater waren Patrons, die gesagt haben, wo es langgeht. Heute legen wir Wert auf Teamarbeit, wobei wir uns nicht weniger um die Gemeinschaft kümmern. Aber die drei altbekannten K, kommandieren, kontrollieren, korrigieren, sind mittlerweile in ihrer direkten Art überholt, wir setzen mehr auf Eigenverantwortung. Wir müssen Lösungen finden, die für das Unternehmen und die Angestellten gut sind. Ein Arbeitsverhältnis bedeutet: ein gemeinsames Ziel erreichen und die Arbeitsplätze langfristig sichern.
Gibt es schon eine Nachfolgeregelung, Pläne für die vierte Generation?
In der Egeli Informatik AG ist die nächste Generation bereits eingestiegen. Meine Kinder sind noch in der Ausbildung, aber wir führen auch Gespräche, wie die Nachfolge sein könnte. Wichtig ist es, sich laufend Gedanken zu machen, wer bei einem plötzlichen Ausfall die Funktion übernehmen kann. Das halte ich für sehr wichtig. Sicher bleiben wir ein Familienunternehmen.
Was hat Sie bewogen, sich speziell um Creditreform zu kümmern?
Ich habe unterdessen mehrmals meinen Beruf gewechselt. Angefangen habe ich im Treuhand-Bereich. Dann übernahm ich Verantwortung in der Creditreform, die auch das Inkasso umfasst. Inkassoberatung ist ja eine sehr treuhandnahe Dienstleistung. Auch mein Grossvater hat als Treuhänder angefangen und sich immer mehr zum Kredit- und Debitorenmanager entwickelt. Das war für mich die logische Weiterentwicklung.
Wie arbeiten die Creditreform-Gesellschaften vor Ort mit dem gleichnamigen Verband zusammen?
Creditreform wurde 1888 gegründet, sie ist eine Genossenschaft mit 12 000 Mitgliedern und Kunden. Die Genossenschaft delegiert die regionale Bewirtschaftung eines Gebietes seit jeher an einen Geschäftsführer. Ich bin Präsident des Schweizerischen Verbandes Creditreform und seit 2014 Präsident von Creditreform International; diese ist der Zusammenschluss von selbstständigen Creditreform-Landesgesellschaften aus 23 Ländern.
Werden zwischen den Landesgesellschaften Informationen ausgetauscht?
Creditreform bietet ein umfassendes Leistungsangebot an. Dies immer mit dem Ziel, den Lieferanten vor Forderungsverlusten zu schützen. Prävention, das bedeutet Bonitätsprüfung, der juristische Ausdruck lautet Kreditwürdigkeitsprüfung, sowie Inkasso. Wir helfen den Kunden, ihre ausstehenden Forderungen durchzusetzen. Die Verbände von 23 Ländern bis hin zu China bilden ein Netzwerk, in dem jedes Land für die Bereitstellung der jeweiligen Auskünfte verantwortlich ist und das Inkasso für die Kunden erbringt. Über unser Online-Portal Crediweb.ch hat man jederzeit direkten Zugriff auf aktuelle Informationen.
Welche Dienstleistungen der Creditreform werden heute am meisten verlangt?
Prävention und Inkasso sind wie Bruder und Schwester, beides ist nötig, um sich effektiv vor Forderungsverlusten zu schützen. In einer Krise verhalten sich Unternehmen oft zu wenig antizyklisch. Man fährt die Kosten herunter und spart oft ausgerechnet bei der Bonitätsprüfung, und das ist falsch. Die Prüfung der Bonität muss unabhängig von konjunkturellen Veränderungen vorgenommen werden. Jetzt in der Coronakrise spielt die Bonität der Kunden eine besonders grosse Rolle. Debitorenmanagement bekommt immer mehr Bedeutung, wenn man dieses vernachlässigt, kann man rasch selbst in Liquiditätsprobleme kommen. Es ist leider so, Firmen mit Zahlungsproblemen bezahlen diejenigen Lieferanten, die am meisten Druck machen.