Herr Frei, wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich im Bereich vegetarische Ernährung zu engagieren?
Meine Brüder und ich sind schon über 25 Jahre Vegetarier. Damals gab es in den Restaurants nur wenig Auswahl an vegetarischen Gerichten, man bekam häufig nur einen Gemüseteller oder das Menü, aber ohne Fleisch. Mein Bruder Reto absolvierte an der ETH das Studium Betriebs- und Produktingenieur. Dort erfuhr er von dem Businessplanwettbewerb «Venture 98», ein Wettbewerb für neue Geschäftsideen, der von der ETH und dem Unternehmensberater McKinsey ins Leben gerufen wurde. Wir drei Brüder fassten den Entschluss, uns gemeinsam zu beteiligen, und entwickelten das Projekt «V», vegetarische Restaurants, bei denen der Genuss im Vordergrund stehen sollte. Mit der Idee erreichten wir einen der ersten zehn Plätze und wurden zweimal prämiert. Die Medien berichteten über unsere Idee, unter anderem auch die Sendung «10 vor 10».
Wie gründeten Sie dann die Firma Tibits?
Wir erklärten den Medienvertretern, dass wir einen Restaurantbetrieb gründen wollten und einen Partner suchen. Rolf Hiltl, vom Haus Hiltl in Zürich, las einen Artikel über das Projekt und erkannte meinen Bruder auf dem Foto als Stammgast seines Restaurants. Er kontaktierte uns und bot uns Unterstützung und eine Beteiligung an. Da wir uns sympathisch waren, gründeten wir gemeinsam eine AG, bei der die Hiltl-Familie und unsere Familie je 50 Prozent Aktienanteil übernahmen.
Was unterscheidet Tibits von Hiltl?
Wir sind wie Bruder und Schwester, die ähnlich sind, aber nicht gleich. Bei Hiltl werden die Gäste auch am Tisch bedient. Im Tibits bedient sich der Gast am Buffet, kann seine Zeit selber einteilen, man muss nicht warten, bis die Bedienung kommt. Ein Vorteil ist, dass beim Buffet relativ wenig Nahrungsmittel verschwendet werden, jeder kann sich holen, was er gerne isst und nur soviel er mag. Wir haben am Anfang viel von der Partnerschaft mit Hiltl profitiert, zusätzlich entwickelten wir eigene Ideen. So wurde Tibits zu einer neuen Art von Restaurant.
Die Verschwendung von Lebensmitteln ist ein Riesenproblem. Wie verwerten Sie die Reste?
Wir arbeiten mit einer Foodsharing-Organisation zusammen, die eine Verwertung der Reste ermöglicht.
Aus welchen Gründen sind Sie Vegetarier?
Wir sind Vegetarier aus Überzeugung und haben das Ziel, etwas Sinnvolles zu machen. Mein Bruder Christian engagierte sich zusätzlich im Tierschutz. Unsere Mutter ist Italienerin, sie hat uns kochen und die Liebe zu gutem Essen gelehrt, aber unsere Eltern essen beide Fleisch. Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger moralisieren, sondern die Leute überzeugen mit feinem vegetarischem und veganem Essen und guter Qualität. Immer mehr Leute erkennen die Vorzüge von vegetarischer Nahrung. Aber aufdrängen wollen wir unsere Ansichten niemandem.