Herr Messner, Sie kamen im März 2014 neu als CEO zur Nüssli-Gruppe. Die Führung des Unternehmens lag bis dahin über mehrere Generationen fest in Familienhand. Welche Verhaltensregeln sind Ihnen wichtig?
Am Anfang steht der Respekt vor der bisherigen Führung und ihren Leistungen. Meine Aufgabe besteht darin, das bisher Erreichte zu analysieren und umsichtig weiterzuentwickeln. Einerseits muss die Nachfolge geregelt werden und andererseits muss die Firma in Zukunft wachsen können, um ihren Erfolg auszubauen. Dabei muss ich verschiedenste Aspekte berücksichtigen: Die Potenziale des Unternehmens sowie die Interessen der Mitarbeitenden und Aktionäre.
Wie gehen Sie Ihre Aufgabe konkret an?
Bei Nüssli gab es zwischen dem Hauptaktionär und dem Verwaltungsrat während vieler Jahre Meinungsverschiedenheiten, welche die gedeihliche Entwicklung des Unternehmens beeinträchtigten. Dieser Konflikt musste konstruktiv und ohne Schuldzuweisungen gelöst werden, indem sich die bisherige Geschäftsleitung aus dem operativen Geschäft zurückzog. Aktionäre und Verwaltungsrat halten nun der neuen Geschäftsleitung den Rücken frei. Natürlich mussten wir schrittweise vorgehen und zuerst die operativen Probleme lösen, denn Anfang dieses Jahres verliessen 40 Mitarbeiter das Unternehmen. Diese konnten wir nicht so einfach durch neue ersetzen.
Man hört, dass Sie auch mit den ehemaligen Mitarbeitenden wieder zusammenarbeiten. Wie funktioniert das?
In einzelnen wenigen Projekten ist das tatsächlich der Fall. Allerdings suchen wir keine langfristige Zusammenarbeit, denn der Abgang dieser Leute, die sich teilweise an einer neuen Konkurrenzfirma beteiligen, ist aus meiner Sicht äusserst unfair. Dennoch ist es uns bereits innerhalb von fünf Monaten gelungen, das Team wieder zur vollen Leistungsstärke zu ergänzen. Ausserdem haben wir die Geschäfte des deutschen Messebauunternehmens Ambrosius sowie 70 Mitarbeitende übernommen. Auch in der Schweiz haben wir hervorragende Fachkräfte rekrutiert.
Das ist ja einmal ein positives Beispiel für eine Konfliktlösung und einen Neuaufbau. Gibt es Ihrer Ansicht nach ein grundsätzliches Prinzip, um solche Fälle zu lösen oder muss man da immer individuell vorgehen?
Grundsätzlich suche ich bei solchen Entwicklungen immer den positiven Ansatz. Es gibt immer etwas Gutes, ganz unabhängig davon, wie gross das Problem auch sein mag. Wer nur das Schlechte sieht oder für jede Kleinigkeit Juristen bemüht, verschwendet seine Ressourcen und kommt selten zum Ziel. Wie man im Einzelnen vorgeht, ist auch Erfahrungssache. Bei uns gab es viel Positives: Wir haben vertrauensvolle langjährige Kundenkontakte, wir konnten neue Kunden gewinnen und wir sind für die nächsten 12 bis 18 Monate voll ausgelastet. So konnten wir das Geschäft neu aufbauen. Nun sind wir daran, die Umfinanzierung vom bisherigen Hauptaktionär auf einen neuen Ankeraktionär einvernehmlich zu regeln. Dies sollte bis Herbst möglich sein.
Wie schützen Sie Ihre Innovationen?
Vorwiegend mit laufend neuen Innovationen. Damit sind wir unseren Mitbewerbern immer eine Nasenlänge voraus. Deshalb setzen wir ganz klar auf hoch motivierte Mitarbeitende. Wir arbeiten in einem äusserst komplexen Umfeld. In unserer Branche müssen wir künstlerische Ideen mit hohen technischen Anforderungen verbinden. Überzeugende Ästhetik und höchste Sicherheit gehören unzertrennbar zusammen. Hinzu kommt: Das Kopieren einer Idee allein bringt nichts. Denn die Idee muss auch fachgerecht umgesetzt werden können – mit den richtigen Mitarbeitenden und Partnern, die über ganz spezifische Fähigkeiten verfügen. Diese Kompetenzen und das dazugehörige professionelle Projektmanagement lassen sich nicht einfach so «abkupfern».