Herr Küng, welche Fragen und Probleme haben KMU besonders oft im Zusammenhang mit Geschäften im Ausland?
Eine wichtige Frage, die viele Unternehmensleiter stellen, ist: Welches ist der ideale Markt für unser Produkt? Es gibt sehr viele interessante Zielmärkte für Schweizer Exporteure und man fragt sich: Exportiere ich nun am besten nach Japan, China oder nach Deutschland? Oft folgt eine Beratung, bei der untersucht wird, welches der ideale Zielmarkt für ein bestimmtes Unternehmen ist. Wir kennen die Märkte und ihre Eigenheiten.
Welches sind die begehrtesten Märkte für Schweizer Unternehmen?
Zwei von drei Anfragen beziehen sich auf die umliegenden Länder wie Deutschland und Frankreich. Dann sind natürlich die stark wachsenden Märkte interessant wie die BRIC-Länder China und Indien, aber auch Südafrika. Es gibt eine Menge Nischenmärkte, die für bestimmte Produkte sehr interessant sein können, zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate oder asiatische Länder wie Thailand, Indonesien und die Philippinen. Auch in Amerika gibt es interessante Märkte wie Mexiko, Peru oder Kolumbien. Und die USA ist immer noch einer unserer wichtigsten Handelspartner.
Die Schweiz ist also nicht allein auf die EU und die USA angewiesen?
Nein, überhaupt nicht. Vor vier bis fünf Jahren gingen 63 Prozent der Exporte nach Europa, jetzt nur noch 58 Prozent. Immer mehr Exporte gehen nach Asien. In der ASEAN-Region entwickelt sich gerade ein einheitlicher Wirtschaftraum mit 600 Millionen Einwohnern. Es bestehen bereits Freihandelsabkommen mit Japan, China, Südkorea, Australien, Neuseeland und Indien.
Dann müssen wir mit starker Konkurrenz rechnen?
Natürlich gibt das eine riesige Konkurrenz, auch im Bereich der Angebote. Aber wir können uns aufpfropfen und neue Märkte erobern. Und die Konkurrenz wirkt sich auch positiv aus. In der Schweiz sind die Sektoren, die am meisten im Wettbewerb stehen, die produktivsten, zum Beispiel Chemie, Pharma, Feinmechanik usw. Wo wir uns abschotten, z. B. in der Landwirtschaft, ist die Produktivität am niedrigsten.
Wird uns also das Freihandelsabkommen mit China auch beim Zugang zu anderen Märkten nützen?
Das Freihandelsabkommen bietet viele Chancen, z. B. einen verbesserten Marktzugang, geringere Zölle, eine Vereinfachung der Zollprozeduren, besserer Schutz des geistigen Eigentums und generell höhere Rechtssicherheit. Aber auch in Bezug zu anderen Märkten gibt es Vorteile: Wir können uns mit der chinesischen Expansion in Afrika und Südamerika ebenfalls positionieren. Wie immer hat das Chancen und Gefahren. Man muss die Chancen nutzen und die Gefahren im Blick behalten und aktiv managen.