Herr Jaussi, mit Ihrem Auftritt am diesjährigen Swiss Economic Forum haben Sie ein grosses Echo ausgelöst. Sie wollen mit Ihrer Geschäftsidee «den Weltraum demokratisieren». Ist das ein Traum, eine Vision oder ein Ziel von Ihnen?
Wir wollen einen grossen Traum wahr machen! Mit der Vision «Space for All» werden wir nicht bloss weiter träumen, sondern, dank unserem speziellen Satellitenlancierungs-System, ein konkretes Ziel ansteuern. Ab 2018 werden auch Länder, Gesellschaften und Forschungsinstitute, deren finanzielle Mittel für die bis heute bekannten Technologien nicht ausreichten, Satelliten in die Umlaufbahn schicken können. Unser System hat damit nicht nur einen technologischen und wirtschaftlichen, sondern auch einen gesellschaftspolitisch positiven Effekt. In einem zweiten Schritt, in der nächsten Dekade, kann ein erschwingliches Hochgeschwindigkeitstransportmittel geschaffen werden. Um den Weg zum «Raumfahrtsgefühl für alle» zu ebnen, werden wir bereits 2015 Schwerelosigkeitsflüge für jedermann anbieten.
Wer wird von dieser «Demokratisierung» profitieren?
Vorerst sind es, wie erwähnt, die Passagiere für Schwerelosigkeitsflüge. Danach werden es die Kunden sein, welche dank unserem System Kleinsatelliten lancieren können. In einer langfristigen Perspektive schliesslich werden zahlreiche Interkontinentalpassagiere von der Demokratisierung profitieren.
«Space for All» heisst Ihr ambitiöses Projekt. Was sind da die Besonderheiten?
Sicher, das Projekt ist wirklich ambitiös. Allein wäre das nicht zu schaffen. S3 hat deshalb ein internationales Netzwerk geschaffen. Industrielle und akademische Partner unterstützen uns in der Erreichung unserer grossen Ziele. Weil wir bestehende und bewährte Technologien in unser System integrieren, können wir das Projekt schneller und besser konkretisieren.
Auch der britische Milliardär Richard Branson will das Weltall mit seinem «Space Ship Two» öffnen und für reiche Touristen erlebbar machen. Worin unterscheiden Sie sich?
Es gibt drei wichtige Unterschiede. Erstens: Die Entwicklung des S3-Shuttle für die Satelliten-Lancierung im Jahr 2018 hat oberste Priorität. Deshalb wurde S3 ja gegründet. Danach werden wir den Shuttle modifizieren, um auch Passagiere transportieren zu können. Zweitens werden wir diese suborbitalen Flüge einer breiteren Öffentlichkeit anbieten, denn der Ticketpreis wird nur auf der Basis der Modifikationskosten für den Shuttle berechnet, nicht auf der Basis der Entwicklung und Produktion des gesamten Systems. Da wir, drittens, viele bestehende Technologien integrieren, sind unsere Gesamtkosten für Forschung und Entwicklung viel tiefer. Übrigens: der suborbitale Transport wird sich nicht an «Weltraumtouristen» richten, sondern an Passagiere, die von Punkt A nach B fliegen wollen.