Frau Miggiano, Carvolution ist ein noch recht junges Unternehmen in einem jungen Branchenzweig. Ist das Auto-Abo eher Evolution oder Revolution in der traditionellen Automobilbranche?
Als grösster Auto-Abo-Anbieter der Schweiz haben wir eine grosse Verantwortung, denn es liegt an Carvolution, wie schnell sich das Auto-Abo gegenüber dem Kauf und Leasing durch-setzen wird. Dabei geht es um ein Gleichgewicht aus Evolution und Revolution. Die Bedürfnisse der Leute sowie Firmen haben sich grundlegend verändert und wir haben die Art und Weise, wie man zu seinem eigenen Auto kommt, genau daran ausgerichtet. Als Quereinsteiger in der Automobilbranche haben wir, losgelöst von bestehenden Strukturen, ein ganz neues Konzept, das Auto-Abo, entwickelt. Unser Kapital sind die Kostentransparenz, das attraktive Preis-/Leistungs-Verhältnis und der Fokus auf einem einzigartigen Kundenerlebnis. Darüber hinaus bieten wir etwas, was mit einem gekauften oder geleasten Auto nicht ohne Weiteres möglich ist: totale Flexibilität bei sehr geringem Aufwand.
In Ihrem neusten Werbespot treten Sie selbst auf. Sind Sie Miss Carvolution?
Jetzt werde ich gleich rot (lacht). Gerne nehme ich diesen Titel, denn auf Carvolution darf man sehr stolz sein. Aber hinter diesem Werbespot und der ganzen Firma steht ein Team von rund 45 Mitarbeitenden, die täglich Überdurchschnittliches leisten, das ist längst keine «One-(wo)man-Show» mehr. Weil ich von der Gründung weg mit dabei sein durfte, habe ich jeden einzelnen Schritt miterlebt. Dabei überwogen die positiven Momente immer und mir sind das Team und Carvolution sehr ans Herz gewachsen. Und obwohl sich bis heute vieles eingespielt hat, erleben wir tagtäglich Neues. Das schweisst das Team zusammen – selbst wenn Corona-bedingt viele Mitarbeiter meist im «Homeoffice» aktiv sind.
Welche Veränderungen erwarten Sie im Automobilhandel in der nächsten Zeit?
Dieses Jahr sind wir natürlich alle auf die neuen Elektrofahrzeug-Modelle gespannt. Darüber hinaus spielt sich im Automobilhandel immer mehr online ab. Die Pandemie hat die Digitalisierung zum Beispiel im Bereich der Fahrzeugbesichtigung beschleunigt. Während Showrooms geschlossen waren, haben sich neue Wege eröffnet, wie Leute ein Fahrzeug besichtigen können. Des Weiteren wird man beobachten können, wie das Auto-Abo weiter an Beliebtheit gewinnt. Experten prognostizieren bis zum Jahr 2030 einen Marktanteil von 40 Prozent für das Abo-Konzept. Das stimmt uns zuversichtlich und bestärkt uns, auf dem richtigen Weg zu sein. Dazu kommt, dass der Autohandel heute viel weniger von Emotionen getrieben ist als noch vor 20 Jahren. Die Ansprüche an ein Fahrzeug sind zwar nach wie vor da, aber sie betreffen wesentlich häufiger die Sicherheit, tiefe Betriebskosten oder eine ausgeprägte Konnektivität. Bei Schweizer Unternehmen, sowohl beim kleinen KMU als auch Grossunternehmen, nehmen wir eine stärkere Nachfrage in Richtung Flexibilität wahr. Besonders aufgrund der schmerzlichen Erfahrungen während der Pandemie wollen sich die Verantwortlichkeiten vermehrt nicht mehr lange binden müssen.
Wie erklärt Carvolution den Unterschied zwischen Abonnement und Leasing?
Wir grenzen uns ganz klar gegenüber dem Leasing ab. Wir wollen Fairness, Transparenz und Einfachheit in die Auto-Mobilität bringen. Hinzu kommt, dass es sich beim Leasing meist um eine reine Finanzierung handelt. Bei Carvolution ist hingegen alles inklusive, von der Vollkaskoversicherung bis hin zu den Reifen. Glaubt man aktuellen Studien, unterschätzen die meisten Autobesitzer nach wie vor die Kosten für Versicherung, Strassensteuern, Reifenwechsel und Lagerung, Wartung, und Pflege. Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben längst erkannt, dass unser Abonnement günstiger zu stehen kommt als Leasing oder klassische Miete, ja sogar als der Kauf des Autos, denn die wenigsten fahren dasselbe Auto 15 Jahre lang.
Die künftigen Automobil-Branchenstrukturen werden auch die Prioritäten der KMU-Unternehmen beeinflussen. Wie wirken sich diese auf das Abosystem aus?
Als wir gestartet haben, standen die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden zuoberst auf der Prioritätenliste. Dadurch, dass wir uns bei der Gründung komplett an den Marktbedürfnissen ausgerichtet haben, sind wir optimal aufgestellt. Das wird uns auch in Zukunft helfen, die Bedürfnisse breit abzudecken. Dazu kommt, dass wir auf sich ändernde Anforderungen fle-xibel reagieren können, da wir superschlank aufgestellt sind und wir unter anderem auch jederzeit unsere Einkaufsstrategie anpassen können. Unser Angebot besteht darum immer aus den beliebtesten Fahrzeugen der neuesten Generation.
Werden aufwendig gestaltete Showräume in Autohäusern in Zukunft noch benötigt?
Ich glaube, das eine schliesst das andere nicht aus. Auch in Zukunft wird es Flagship-Showräume geben. Es gibt aber immer mehr Menschen, die auf einem rein digitalen Kanal ein Auto erwerben oder abonnieren, ohne es vorher persönlich gesehen zu haben oder gefahren zu sein. Carvolution steht bis zur Übergabe meist ausschliesslich digital mit dem künftigen Nutzer in Kontakt. Selbstverständlich darf man aber auch bei uns sein neues Auto besichtigen und uns in Bannwil besuchen kommen.
Sind ausschliesslich die vorkonfigurierten Fahrzeugmodelle zu abonnieren?
Ja, wir suchen für Kundinnen und Kunden im Vorfeld die besten Preis-/Leistungs-Konfigurationen aus. Wir prüfen dabei auch datenbasiert, welches Auto möglichst wenig an Wert verliert. Gleichzeitig bestellen wir dann die Fahrzeuge in grossen Volumen, was sich in sehr attraktiven Preisen für unsere Kunden zeigt. Da gerade in der Schweiz gut ausgestattete Fahrzeuge wesentlich werthaltiger sind, verfügen alle unsere Autos über eine sehr gute Ausrüstung.
Sie kaufen demnach sozusagen ganze Flotten von identischen Fahrzeugen ein und verteilen diese auf die einzelnen Abonnenten?
Das kann so ausgedrückt werden. Wenn wir feststellen, dass sich ein Fahrzeugtyp besonderer Beliebtheit erfreut, versuchen wir, weitere Exemplare zu erhalten. Denn wir wollen unsere Kundinnen und Kunden glücklich wissen.
Wie wird sich das Kaufverhalten in den nächsten Jahren entwickeln?
Es ist eine Kombination aus vielen kleinen Veränderungen. Insgesamt wollen die Leute faire, einfache und transparente Lösungen. Deshalb auch der Megatrend von «Access instead of Ownership». Wir bewegen uns immer weiter weg vom Besitz hin zur Nutzung. Die Konsumenten und Konsumentinnen wollen alle Vorteile eines Besitzes, ohne jedoch die Begleiterscheinungen, wie administrativer Aufwand, Restwertrisiko oder finanzielle Belastung, die ein Besitz oft mit sich bringt.