ICT & Technik

Umstieg auf ein neues Betriebssystem

Windows 7 amortisiert sich in einem halben Jahr

Schweizer Firmen konsolidieren ihre IT. Dazu gehört auch, Altsysteme abzurüsten. Mit Windows 7 steht ein System bereit, das das Potenzial hat, durch mehr Produktivität Kosten einzusparen.
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Auf drei Viertel aller Computer läuft zurzeit noch Windows XP, so die jüngsten Zahlen des weltgrössten Software-Herstellers Microsoft. Gemäss der «Swiss IT»-Umfrage von IDC und Computerworld ist die Migration auf das neue Microsoft-Betriebssystem das wichtigste Thema in IT-Abteilungen. So erwägt jedes dritte Schweizer Unternehmen den Umstieg – vor einem Jahr war es nicht einmal jedes fünfte. Gemäss den IT-Verantwortlichen gibt es diverse Gründe für den Wechsel.

XP vs. Vista vs. Windows 7

Ein Hauptargument für das Update auf Windows 7 ist die auslaufende Unterstützung für Windows XP. Microsoft verlängerte zwar zuletzt die Frist für Updates bis 2014. Bei den Hardware- und Software-Lieferanten zeichnet sich aber ab, dass neue Programme und Geräte vermehrt für Windows 7 entwickelt werden. Mit Anwendungen und Treibern sprechen die Hersteller nicht nur die Nutzer des neuesten Microsoft-Betriebssystems an, sondern auch die Kunden, die Vista installiert haben. Der Grund liegt darin, dass Vista und Windows 7 auf einem identischen Betriebssystem-Kernel basieren, womit den Herstellern die Entwicklung und den Konsumenten das Update erleichtert wird.

Abseits der Fragen nach dem Support und der Unterstützung durch Drittanbieter gibt es Argumente, die für eine Migration auf Windows 7 sprechen. Dazu zählen ein geringer Schulungsbedarf im Vergleich mit dem Umstieg auf andere Systeme wie Linux, höhere Produktivität, mehr Sicherheit und tiefere Supportkosten. Das klingt verlockend, von einer unvorbereiteten Umstellung muss aber trotzdem gewarnt werden. Denn zum Beispiel nutzt in einem Industriebetrieb niemandem eine hocheffiziente Verwaltungsabteilung, die Aufträge doppelt so schnell wie bisher bearbeitet, wenn die Produktion nicht nachkommt, weil die Branchenapplikation nicht unter Windows 7 läuft.

Testlauf und Migration

Wird der Umstieg ins Auge gefasst, ist es unbedingt erforderlich, PC-Benutzer aus allen Unternehmenssparten in die Migrationsplanung einzubeziehen. Dann muss ein Basisclient mit Windows 7 und den unternehmensweit verwendeten Applikationen aufgesetzt werden. Diesen Rechner sollten alle Mitglieder des Migrationsteams ausgiebig testen. Der Projektleiter dokumentiert diese Tests und erfasst auch, welche der Fachapplikationen jeweils fehlen. Gegebenenfalls ergibt sich, dass einige der Fachanwendungen zwar auf den Altsystemen laufen, aber niemand sie mehr startet. Dann kann die Migration gleichzeitig einer Software-Inventur dienen. Eine solche Bestandsaufnahme sollte jedoch in ein eigenes Projekt ausgelagert werden, um die eigentliche Umstellung nicht zu verzögern. Wenn der Basisclient umfassend geprüft, für gut befunden und von den Testern abgenommen ist, beginnen die Checks der unterschiedlichen Spartenprogramme. Daneben müssen auch geschäftskritische Geräte – etwa Netzwerkkarten, VPN-Lösungen oder Messgeräte – unter Windows 7 getestet werden. Erst wenn diese Prüfungen abgeschlossen sind, kann über die Migration endgültig entschieden werden.

Um Administratoren und Projektverantwortlichen die Kompatibilitätstests der vorhandenen oder neuen Systeme zu erleichtern, stellt Microsoft kostenfrei Prüfprogramme bereit. So erlaubt als erster Schritt der «Upgrade Advisor» (http://www.windows.de/upgradeadvisor) einen Check der Hardware. Beim Upgrade von Windows XP nach Windows 7 hilft dann das «Automated Installation Kit» bei der Mehrplatzmigration. Als Allzweckwerkzeug für alle Phasen eines Auslieferungsprojekts ist das kostenlose «Microsoft Deployment Toolkit» erhältlich.

XPM

Mit dem «Windows XP Mode» (XPM) wird eine virtuelle XP-Umgebung unter Windows 7 realisiert. Dadurch können Migrationswillige noch eine gewisse Zeit ihre Legacy-Applikationen unter Windows XP betreiben, obwohl sie schon auf Windows 7 migriert haben. Das kostet allerdings einerseits viel Ressourcen. Anderseits müssen Administratoren den XPM und Windows 7 jeweils auch separat mit Updates versorgen – damit ist XPM oftmals lediglich eine Not- oder Übergangslösung.

Direct Access

Mit dieser Funktion müssen Benutzer keine separaten VPN-Verbindungen mehr erstellen, da das Betriebssystem alle benötigten Funktionen mitbringt. Ausgelegt ist Direct Access für den Zugriff auf Firmenserver und -Netzwerke über das Internet. Jedoch funktioniert Direct Access nur, wenn im Unternehmen ein Windows Server 2008 R2 als Gegenstelle fungiert.

Branch Cache

Die Einschränkung auf den Windows Server 2008 R2 als Gegenstelle gilt auch für Branch Cache. Die Funktion speichert die Downloads aus der Firmenzentrale auf Computern in räumlich entfernten Zweigstellen zwischen. Das verspricht schnellere Datentransfers in den häufig nicht auf Hochgeschwindigkeit ausgelegten Netzwerken.

Energie und Geld sparen

Funktionen wie Direct Access und Branch Cache setzen Investitionen in die Infrastruktur voraus, die nicht jede Firma benötigt oder stemmen kann. Microsoft behauptet aber auch, Windows 7 gehe zum Beispiel schonender mit den Energieressourcen um. Dieses Postulat hält dem Test stand: So starten die drei geprüften Rechner zirka zehn Prozent schneller und das Aufstarten von Programmen geht sogar bis zu einem Drittel flotter. Die Akkulaufzeit verlängert sich um 17 Prozent; Die Rechner mit Windows Vista mussten nach durchschnittlich 2:17 Stunden heruntergefahren werden, an den Windows-7-Maschinen konnten die Tester noch zirka eine halbe Stunde länger arbeiten.

Neben den Einsparungen durch weniger Ressourcenverbrauch rechnet das Analystenhaus IDC vor, dass Mittelständler massiv Kosten erübrigen können, wenn sie auf Windows 7 umstellen. Ein Unternehmen mit maximal 250 PC-Arbeitsplätzen könne zirka 65 Prozent der Support-Kosten, 55 Prozent der Aufwendungen für Betriebssystemunterstützung und durch neue Funktionen nochmals 45 Prozent der bisherigen Ausgaben einsparen. Die Analysten kalkulieren die drei Bereiche mit Ersparnissen von umgerechnet rund 280 Franken pro Benutzer und Jahr. Zudem profitiere die Sicherheit, heisst es in der Analyse weiter. Unter dem Strich amortisiert sich die Investition in Windows 7 innerhalb von durchschnittlich 7,2 Monaten, meint IDC.

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