Wer kennt das nicht, das Chaos auf dem Büro-Server: Auf der Suche nach dem finalen Dokument muss man sich durch einen Dschungel an Ordnern kämpfen, vorbei an bereits verwitterten Spuren der Vorgänger, bis das Gesuchte in Sichtweite ist, um dann aus diversen alten – hoffentlich – die aktuelle Version zu finden.
Unübersichtliche Verwaltung
Eigentlich müsste es ja Version «final» sein. Wozu existieren dann aber die weiteren Versionen «finalfinal», «finalneu», «finalfinalneu»? Hier tun sich viele Fragen auf. Der passende Adressat kann leider an der Stelle nur selten direkt ausfindig gemacht werden. Was häufig noch auf der Strecke bleibt: Gute Ideen oder wichtige Informationen, die sich auf verschiedene Versionen verteilen. Das kann etwa in einem Agenturpitch schmerzhaft enden, wenn die entscheidende Goldidee in den Untiefen des Servers schlummert statt in der Präsentation auf dem Mac Book.
Noch viel schmerzhafter kann es in anderen Kontexten enden: wenn zum Beispiel dem Bereitschaftsdienst des regionalen Energieversorgers die aktuelle Kommunikationsliste mit Verantwortlichkeiten fehlt und so bei einem Zwischenfall nicht alle notwendigen Personen erreicht werden können oder gar verschiedene Listen parallel existieren. In dem Fall würde ein Chaos beim Dokumentenmanagement und die beschriebene Koexistenz von Versionen schlimmere Folgen haben als ein Ideenstau.
Um an der Stelle Ordnung ins Chaos zu bringen, ist eine denkbare Möglichkeit, Hierarchien zu etablieren beziehungsweise Zugänge zu beschränken. Sicherlich werden dadurch einige Fehlerquellen beseitigt. Aber mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit versiegen damit auch sämtliche Inspirations- und Informationsquellen. In einer vernetzten Welt, die auf Teilhabe basiert, wäre ein solch rückwärtsgewandtes Handeln zum Scheitern verurteilt. Wesentlich zeitgemässer ist es, auf technische Lösungen zurückzugreifen, die eben jene Partizipation fördern und gleichzeitig der daraus oft resultierenden Unübersichtlichkeit entgegenwirken.
Die Handlungsfreiheiten
Weiterhelfen kann hier eine darauf spezialisierte Software, die es ermöglicht, von verschiedenen Computern an verschiedenen Orten an einer Version eines Dokumentes zu arbeiten – und davon gibt es mittlerweile jede Menge. Noch wichtiger ist allerdings die Option einer entsprechenden Rechteverteilung, einer Rechteverteilung, die zwar die Teilhabe zulässt, gleichzeitig aber vorhandene Hierarchien berücksichtigt. Das bedeutet, dass einzelnen Personen unterschiedliche Handlungsfreiheiten zugeteilt werden; für die Bearbeitung, Freigabe und Veröffentlichung der Dokumente. Ausserdem ermöglichen solche Werkzeuge das Rekapitulieren von Änderungen im Dokument, innerhalb der entsprechenden Datei – damit eben nichts auf der Strecke bleibt, auch wenn der Überblick kurzzeitig mal verloren gehen sollte. Dabei spiegelt die Software nur das wider, was moderne Unternehmenskultur erfordert: nämlich den Bruch mit den vermeintlich bewährten Top-down-Management-Prinzipien und die Kultivierung eines vorwärtsgewandten Spirits, inklusive eines professionellen Qualitätsmanagements, das sich positiv auf eben jene Unternehmenskultur auswirken kann. Jeder soll partizipieren, mitreden und seine Gedanken einbringen können. Denn die Kompetenzen der Individuen sind das Wertvollste, was ein Unternehmen hat. Ein Fakt, der sogar in der aktuellen Revision der Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 offiziell bestätigt und festgehalten ist.
Für die Verantwortlichen ist es daher unabdingbar, das Wissensmanagement zu optimieren und entsprechende technische Hürden zu beseitigen. Im Umkehrschluss sollte die Dialogizität aber auch nicht dazu führen, dass sämtliche Regeln der Kommunikation über Bord geworfen werden. Oder schlimmer, dass die brisanten Themen Datenschutz und Schweigepflicht plötzlich an Relevanz einbüssen.