ICT & Technik

Personalmanagement

Wie KI die Personaleinsatzplanung optimieren kann

Unternehmen, die sich auf die Digitalisierung und Optimierung der Materialbeschaffung und der Anlagen fokussieren, lassen meist einen entscheidenden Punkt aussen vor: ihre Mitarbeitenden. Denn die Verbesserung der Produktionsauslastung erfordert auch ein optimiertes Personalmanagement. Hier bieten etwa Tools zur Schichtplanung grosse Chancen.
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Die vierte industrielle Revolution ist bereits angestossen, «Industrie 4.0» lautet das Schlagwort der Stunde. Dieses Projekt soll die Individualisierung der Produkte und die Flexibilität der ­Produktion maximieren und hierzu die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Hierbei kommt es auf den Dreiklang aus Material, Maschine und Mensch an. In den Bereichen Material und Maschine ist die Entwicklung schon recht weit fortgeschritten: Der Optimierung der Lie­ferketten haben sich Unternehmen bereits zu Beginn der vierten industriellen Revolution verschrieben, es folgte in­telligentes Monitoring dank Manufac­turing Execution System, um die Auslastung von Maschinen hochzutreiben.

Der Faktor Mensch wurde bislang vernachlässigt – auch, weil die Optimierung des Personaleinsatzes aufgrund beweg­licher Variablen kompliziert ist: Die Arbeitsplanung ist Arbeitsschutzgesetzen und Vorgaben des Betriebsrats unterworfen, Mitarbeitende haben individuelle Wünsche und Kompetenzen und fallen ungeplant aus. Angesichts des Fachkräftemangels und eines bislang geringen ­Digitalisierungsgrades birgt die Schichtplanung grosses Potenzial. Unternehmen müssen sich nur den Mehrwert digitaler Planungstools zunutze machen.

Legale Planung garantieren

Schichtpläne softwaregestützt zu erstellen, hat drei grosse Vorteile: Die Planung ist rechtssicher, Mitarbeitende werden aktiv in den Prozess eingebunden und ausgefeilte Schicht- und Rotationsmodelle werden automatisch einbezogen. «Unternehmen haben immer wieder das Problem, dass ihre Planung nicht legal ist und dagegen geklagt wird», weiss Jan-Martin Josten, Gründer der Shyftplan GmbH. Der Informatiker hat mit seinem Team ein smartes Tool zur Personaleinsatzplanung entwickelt und kennt die Herausforderungen, die sich Konzernen bei der Planung stellen.

Die aktuellen Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes sowie Vorgaben des Betriebsrates im Blick zu halten, die Planung zu vereinheitlichen und für die entsprechenden Stellen einsehbar zu machen, ist mit Methoden via Excel oder Magnetboard nicht möglich. Ein smartes Tool zur Schichtplanung hingegen schafft Transparenz und eine Datenschutz-konforme Kommunikation und ermöglicht es, komplexe Planungen effizient umzusetzen.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Schichtplanung: «Die Mitarbeitenden sollen eine Stimme in dem Prozess haben», sagt Josten. Genau das erreichen Unternehmen mit einer Schichtplanungssoftware, weil die Mitarbeitenden die Planung einsehen und zudem Präferenzen hinterlegen können. Urlaubsanträge zum Beispiel sind direkt im System hinterlegt, die Software gleicht diese untereinander sowie mit der Produktionsplanung ab. Zudem lassen sich komplexe Modelle zur Schicht- und Rotationsplanung – wie voll- oder teilkontinuierliche, vorwärts oder rückwärts rollierende Systeme – hinter­legen. «Es gibt viele gute Modelle, die aber in der manuellen Planung aufgrund ihrer Komplexität nicht umgesetzt werden können», weiss Josten. Dank Software lässt sich die Maschinenauslastung ma­ximieren und die Produktionsaus­lastung optimieren. Zudem steigt die Zu­friedenheit – und daraus resultierend auch die Motivation – der Mitarbeitenden, weil sie sich eingebunden fühlen. 

Automatisierte Lösung

Bei der Wahl des Planungstools gilt es auf grundlegende Features zu achten: Zum einen müssen die im Unternehmen vorhandenen Daten vollautomatisch eingebunden werden können und das Tool vollintegriert in die IT-Landschaft sein. Bestehende Rotationsmodelle sowie relevante Daten der Mitarbeitenden – wie Zertifizierungen – müssen automatisiert aus ERP-, MES- und HCM-Systemen in die Schichtplanung einfliessen. Mit einer solchen zentralen Datenverwaltung lässt sich die Einsatzplanung optimieren, manuelle Aufwände und Doppelpflege entfallen.

Zum anderen muss ein digitales Personalmanagement über smarte Algorithmen verfügen. «Das Tool muss es besser können als der Mensch», bringt es Josten auf den Punkt. Hier kommt künstliche Intelligenz ins Spiel: Die Inputfaktoren für eine optimale Schichtplanung sind so vielfach, dass sie sich linear gar nicht berücksichtigen lassen. Welcher Mitarbeitende für eine Schicht der richtige ist, hängt von vielfältigen Faktoren ab, unter anderem von der Verfügbarkeit, Quali­fizierungen und Stundenkonten. 

Personalplaner stossen hier an ihre Grenzen, eine KI-gestützte Software hingegen kann diese Aufgabe innerhalb kurzer Zeit lösen und betriebsseitige Vorgaben – zum Beispiel, dass Mitarbeitende immer in denselben Gruppen zusammenarbeiten, aber dabei in den Aufgaben rotieren sollen – sowie individuelle Wünsche, Ausfälle und Produktionsplanungen berücksichtigen. 

Usability ist entscheidend

Ein weiteres entscheidendes Merkmal ­einer hochwertigen Software ist eine bedienfreundliche App. Josten: «Nutzen die Mitarbeitenden die App nicht gerne, geht der Einbindungsgedanke verloren.» Die App sollte über eine übersichtliche Oberfläche und Funktionen wie ein Abwe­senheitsmanagement verfügen. Zudem sollte sie an das jeweilige Unternehmen anpassbar sein: Unternehmen sollten bestimmen können, ob Mitarbeitende beispielsweise per Push-Benachrichtigung über Änderungen im Schichtplan informiert werden oder mit welchem Vorlauf sie die Pläne einsehen können.

Solche smarten Tools zur Schichtplanung lohnen sich bereits ab einer Unternehmensgrösse von 100 Mitarbeitenden. «Ab dieser Grösse entstehen ohne dedizierte Schichtplanungssoftware Effizienzlücken», weiss Josten. Je umfangreicher die Schichtplanung, desto grösser ist der Mehrwert der Software.  Die lässt sich, je nach Anbieter und Voraussetzungen, bereits innerhalb weniger Monate einführen: Josten rechnet im Schnitt mit einem Quartal bis zum Rollout, das Onboarding der Mitarbeitenden kann dann auch in Wellen erfolgen. «Je besser die interne IT aufgestellt ist und je geübter das Un­ternehmen im Changemanagement ist, desto schneller lässt sich die Software implementieren», erklärt Josten. 

Fazit

Die Digitalisierung bietet nicht nur in der Optimierung von Lieferketten und Maschinen grosse Chancen, sondern auch im Bereich der Schichtplanung – einem bisher oft vernachlässigten Faktor. KI-­gestützte Tools ermöglichen rechtskonforme und transparente Planungen, die Mitarbeitende aktiv einbinden. Dies steigert sowohl die Produktionsauslastung als auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Entscheidend für den Erfolg ist eine benutzerfreundliche und anpassbare Lösung, die nahtlos in bestehende IT-Landschaften integriert wird.

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