ICT & Technik

Digitale Lohnbuchhaltung

Unfälle digital aus der Lohnbuchhaltung melden

Trotz elektronischer Unfallmeldungen herrscht noch immer ein aufwendiger Papierkrieg zwischen Unternehmen und Versicherung. Dies will der Unfallversicherer Suva ändern. Die komplette Schadenabwicklung soll digitalisiert und direkt aus der Lohnbuchhaltungssoftware der versicherten Betriebe abgewickelt werden können.
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Bereits über 150 000 Unternehmen in der Schweiz arbeiten mit einer der zertifizierten Lohnbuchhaltungen von Swissdec, einem Verein und Gemeinschaftsprojekt diverser Versicherungen sowie Qualitätslabel für Lohnbuchhaltungssysteme. Das Lohnmeldeverfahren (ELM) ermöglicht Arbeitgebern, sämtliche Lohndetails und -deklarationen via Lohnbuchhaltungssoftware elektronisch den jeweiligen Empfängern wie etwa Versicherern, Steuerverwaltungen oder AHV-Stellen zu übermitteln.

Dieses Potenzial will die Suva nutzen. «Wir wollen die einfache digitale Zu­sammenarbeit aller Beteiligten fördern, so die Kommunikation vereinfachen und die Datenqualität steigern», sagt Daniel Roscher, Mitglied der Geschäftsleitung der Suva.

Stufenweise Digitalisierung

Aufbauend auf dem elektronischen Lohnmeldeverfahren plant die Suva, den ganzen Ablauf von der Ereignismeldung (Unfall oder Berufskrankheit) bis zur letzten Vergütung durch die Versicherung (Schadenmanagementprozess inklusive Taggeldabrechnung) stufenweise zu digi­talisieren. Ziel ist es, die vorhandenen Systeme der Betriebe mit jenen der Versicherung direkt zu verbinden. Die Suva hat im Leistungsstandard-CH (KLE) gros­ses Potenzial zur Automatisierung der Schadenmanagementprozesse erkannt und setzt die digitale Kommunikation zwischen Betrieben und Versicherung vorerst als Pilotprojekte um.

Für die versicherten Unternehmen ergeben sich durch die Integration der betroffenen Systeme grosse Vorteile in der internen Organisation. Denn es entfallen aufwendige manuelle Arbeitsschritte bei der Datenübertragung auf ein Drittsystem vor der Übermittlung. Ziel ist es, das der Betrieb den Unfall von A bis Z direkt aus seinem ERP-System (Enterprise Resource Planning) – in den meisten Fällen eine Lohnbuchhaltungssoftware – ab­wickeln kann.

Die Unternehmen können die Ereignismeldung einfach und rasch erfassen und dem Versicherer übermitteln, auch wenn zum Beispiel der Hergang und das genaue Unfalldatum noch nicht bekannt sind. 

Jederzeit abrufbar

Die Ereignismeldungen werden mit den im ERP bereits erfassten Daten des be­troffenen Mitarbeitenden vorbefüllt. Fehlende Informationen werden anschlies­­send weitgehend automatisiert vervollständigt. Das System der Suva prüft nach dem Eingang der elektronischen Unfallmeldung, ob und wie der Betrieb bei der Suva versichert ist, und generiert auto­matisch eine Schadennummer, welche dem Betrieb direkt nach der Ereignismeldung automatisch zurückgemeldet wird.

Des Weiteren ist es für den Betrieb möglich, den aktuellen Status der Fallbearbeitung jederzeit abzurufen, die Daten zu einer eventuellen Arbeitsunfähigkeit zu übermitteln und entsprechende Taggeldabrechnungen elektronisch zu empfangen und zu verarbeiten – und das alles direkt in der Lohnsoftware.

Längere Umstellungsphase

Einen neuen Standard einzuführen, ist nicht einfach. Das betont auch Daniel Roscher: «Für die Einführung sind wir auf die Mitarbeit von etlichen Lohnsoftwareherstellern, den Privatversicherern und natürlich die Veränderungsbereitschaft der versicherten Betriebe ange­wiesen.» Eine der Herausforderungen ist bei einem derartigen Vorhaben be­sonders anspruchsvoll: Die Anzahl der von der digitalen Abrechnung betroffenen Parteien und damit auch deren vorhandene Systeme ist gross. 

Die Suva geht deshalb auch von einer längeren Umstellungsphase aus. Nichtsdestotrotz will sie die verschiedenen, heute parallel betriebenen Kanäle zusammenführen und ausbauen – zum Vorteil aller beteiligten Parteien. Als öffentlich-rechtliche Organisation hat die Suva ein Interesse an einer effizienten und effektiven Zusammenarbeit mit ihren Kunden und den versicherten Betrieben. Und bei diesen stösst das Projekt auf Zustimmung. 

Pilotbetrieb am Start

Die Suva ist im Herbst 2019 mit den ersten Pilotprojekten gestartet und will nun die Schadenmanagementprozesse über digitale Kanäle stetig ausbauen. Ziel ist es, dass zukünftig alle im Leistungsstandard-CH (KLE) definierten Prozesse durch die Suva und möglichst viele Lohnsoftwarehersteller unterstützt werden. 

Die Swiss Salary Ltd. mit ihrer eigenen Lohnsoftware ist gemeinsam mit der Frutiger Gruppe, einer national tätigen Bauunternehmung, am Pilotbetrieb beteiligt (siehe Box). Für die Swiss Salary Ltd. ist die Einführung des neuen Leistungsstandard-CH (KLE) eine Innovation, die die Bedürfnisse der Unternehmen abdeckt. «Damit sind wir in der Lage, unsere Software fit für die Zukunft zu machen», sagt Mark Fahrni, CEO von Swiss Salary Ltd.

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