Ein funktionierendes Qualitätsmanagement (QM) ist ein echter Wettbewerbsvorteil und damit ein entscheidender Faktor für unternehmerischen Erfolg. Das belegen verschiedene Studien wie auch die jährliche ISO Survey (ISO Survey 2017, September 2018), an deren Platz eins die QM-Norm ISO 9001 mit mehr als 878 000 Zertifizierungen steht – nahezu dreimal so viele Zertifizierungen wie die ISO 14001 zum Umweltmanagement, die auf dem zweiten Platz landete.
Das Qualitätsmanagement unterstützt Unternehmen dabei, Kunden zu binden, sich dauerhaft Marktanteile zu sichern und wirtschaftlich zu handeln. Um die komplexen Anforderungen und die entsprechenden Normen zu erfüllen und einen organisatorischen Ordnungsrahmen zu schaffen, setzen heute viele Organisationen auf ein softwarebasiertes Qualitätsmanagementsystem, oft unter dem Dach eines Integrierten Managementsystems (IMS). Allein die Einführung einer technischen Lösung ist eine erhebliche Entlastung. Wichtig ist jedoch, das System erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, damit es seinen Zweck vollständig erfüllt und sich der gewünschte Nutzen daraus ziehen lässt. Die Arbeit des Qualitätsmanagers ist damit eine wichtige interne Dienstleistung. Seine Herausforderung besteht darin, ein lebendiges System zu schaffen, das bei den Mitarbeitern auf Akzeptanz stösst und ganz selbstverständlich im «normalen Arbeitsalltag» angewendet wird. Ein von den Mitarbeitern gut angenommenes Qualitätsmanagementsystem ist somit auch eine Frage erfolgreicher «Selbstvermarktung». Wie aber lässt sich ein Managementsystem erfolgreich im Unternehmen positionieren und etablieren?
Vom Nutzen überzeugen
«Die Akzeptanz eines QM- oder auch eines anderen Managementsystems ist abhängig von der Qualität der Einbindung, also dem Ausmass der Einbettung der Aktivitäten in die tägliche Routine. Um es wirkungsvoll im Arbeitsalltag zu positionieren, sollte der Mehrwert eines softwaregestützten Qualitätsmanagements klar kommuniziert werden», sagt Dr. Iris Bruns aus der Geschäftsführung der Consense GmbH aus Aachen/D., Anbieter von Software für das Qualitätsmanagement und für Integrierte Managementsysteme. Die Expertin erläutert: «Die Einführung eines QM-Systems ist in der Wahrnehmung der Mitarbeiter häufig mit Fremdbestimmtheit, Mehrarbeit und aufwendiger Verhaltensänderung verbunden, was oft zu Ablehnung führt. Dieser Abwehr lässt sich mit einem gezielten internen QM-Marketing entgegenwirken.»
Für die praktische Umsetzung lohnt es sich, nach dem Vorbild externer Kundenansprache die verschiedenen Zielgruppen im Unternehmen sowie deren Erwartungen, Bedürfnisse und Wünsche im Zusammenhang mit der Einführung des Systems zu definieren, um sie gezielter anzusprechen. «Die Interessen sind höchst unterschiedlich. Die Geschäftsführung möchte zum Beispiel durch eine klare Kosten-Nutzen-Rechnung überzeugt werden, Prozessverantwortliche wünschen sich unter anderem transparente Abläufe, die Verbesserungspotenzial offenlegen, sowie klar definierte Zuständigkeiten und Kontrolle eingeleiteter Massnahmen. Mitarbeiter, die das System im Arbeitsalltag anwenden sollen, wollen durch die Nutzung schnell eine spürbare Erleichterung in ihrer täglichen Arbeitsroutine erkennen», so Dr. Iris Bruns.
Nach ihrer Meinung gibt es eine Vielzahl kreativer QM-Marketing-Möglichkeiten, die zielgruppenspezifisch eingesetzt am wirkungsvollsten sind. Oft seien es bereits Kleinigkeiten, die zu einer positiven Einstellung der Belegschaft gegenüber dem System beitragen könnten. «Um unsere Kunden zu unterstützen, haben wir eine QM-Marketing-Initiative ins Leben gerufen, die zum Ziel hat, Akzeptanz und Lebendigkeit von Managementsystemen in Unternehmen zu erhöhen. Das wirkt auch dem gängigen Vorurteil, ein QM-System sei trocken und langweilig, entgegen», erklärt Dr. Iris Bruns.
Die Vorgehensweise orientiert sich an etablierten Marketing-Modellen wie «AIDA» beziehungsweise «Customer Journey». Diese beschreiben die Phasen, die ein potenzieller Käufer eines Produktes oder einer Dienstleistung durchläuft, um sich letztendlich für einen Kauf zu entscheiden. Sehr verkürzt beschrieben kommt es dabei auf das Schaffen von Aufmerksamkeit und das Erwecken von Interesse an, das einen Besitzwunsch bzw. Bedarf erzeugt, der zur Handlung führt. Im Idealfall führt die positive Erfahrung des Nutzers im Umgang mit dem Managementsystem dazu, dass dieser das Managementsystem aktiv mitgestaltet und als Fürsprecher (Influencer) fungiert, der bei anderen für das Managementsystem wirbt.
Anreize schaffen
Neben den klassischen Empfehlungen einschlägiger Fachliteratur für eine erfolgreiche Einführung – unter anderem personalisierte Inhalte zur Förderung des Verantwortungsbewusstseins, einfache und intuitive Navigation und Suche, realitätsnahe Abbildung von Prozessen sowie ein integriertes Dokumentenmanagement – lassen sich originelle Anreize zur Nutzung des Systems einsetzen, die auf den ersten Blick nichts mit Qualitätsmanagement zu tun haben müssen. Diese können sich zum Beispiel auf Informationen und aktuelle Ereignisse von allgemeinem Interesse beziehen. Bereits das Bereitstellen des Kantinenplans, die Eröffnung eines Schwarzen Bretts oder die Verteilung aktueller News aus dem Unternehmen über das System steigern die Aufmerksamkeit und die Nutzung. Aber hier ist noch weitaus mehr möglich. «Wir haben für unsere Kunden kostenlose Plugins entwickelt, also kleine Zusatzmodule, die einfach und schnell integrierbar sind. Diese Plug-ins können Tippspiele zu grossen Sportereignissen wie Fussball-WM oder -EM, Adventskalender mit 24 Türchen zu Weihnachten, Schnitzeljagden, firmeninterne Gehwettbewerbe und noch einiges mehr beinhalten. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt», sagt Bruns.