ICT & Technik

IT-Entwicklung

Die vier Kriterien der Wachstumsfähigkeit

Technologien und Trends haben grosse Auswirkungen auf die Entwicklungsfähigkeit und das erfolgreiche Wachstum von Unternehmen. Der Umkehrschluss: Das Ausbleiben technologischer Modernisierung beeinträchtigt das Wachstum und die Innovationsfähigkeit. Der Beitrag beleuchtet in diesem Zusammenhang vier Fragestellungen.
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Wachstumsfähig zu sein, ist nicht nur eine Frage guter Marktentwicklung und herausragender Produkte und Lösungen. Um als Fertigungsunternehmen erfolgreich zu wachsen, braucht eine Organisation Bewegungsfreiheit und die Fähigkeit zur Planung.

Solange Mitarbeiter, Maschinen und IT-Systeme «auf Anschlag sind», das heisst mit maximaler Auslastung arbeiten, ist Wachstum, in welcher Form auch immer, praktisch nicht möglich. 

Kurz: Wachstum sollte aktiv gestaltet, geplant und vorbereitet werden, um negative Folgen von Wachstum zu vermeiden. Im Rahmen seiner globalen Wachstumsstudie hat Epicor die realen Folgen von Unternehmenswachstum genauer untersucht für ein besseres Verständnis dafür, wie unterschiedliche Organisationen auf der ganzen Welt damit umgehen.

Zentrale Wachstumsfragen

Aus diesen Ergebnissen und den Erfahrungen aus der Projektpraxis für die Modernisierung von Enterprise Resource Planning (ERP) hat Epicor vier Fragestellungen im Hinblick auf den technologischen Stand von Unternehmen identifiziert, die Chief Information Officers (CIO) gemeinsam mit Fachbereichsleitern für erfolgreiches Wachstum klären müssen.

Wie ausgewogen ist der Digitalisierungsgrad im Unternehmen?

Die digitale Transformation in Unternehmen ist ein stufenweiser Prozess – zumal Geschäftsbereiche unterschiedlich innovationsbereit sind oder aufgrund der Wettbewerbssituation sein müssen. Hinken allerdings einzelne Abteilungen deutlich hinterher, bremsen sie die Entwicklung eines Unternehmens insgesamt. So beschreibt Bain und Company in einem Report, dass der Grad der digitalen Kompetenz von Unternehmen davon abhängt, wie gut sie ihre digitale Transformation orchestrieren können – von zunächst isolierten Projekten hin zu einer digital vernetzten Organisation auf allen Ebenen. 

Jedoch gilt aber generell, so die Untersuchung vom Digitalisierungsindex Mittelstand: «Nicht nur die digitalen Vorreiter profitieren bereits von der Transformation. Auch die übrigen Unternehmen, die Digitalisierungsmassnahmen umgesetzt haben, sprechen von positiven Effekten. So geben 35 Prozent der Unternehmen an, dass mit der Digitalisierung der Umsatz steigt, und 45 Prozent stellen eine gesteigerte Kundenzufriedenheit fest. Auch in anderen Bereichen schafft Digitalisierung Mehrwerte: Bei 50 der Unternehmen wirkt sie sich positiv auf interne Prozesse aus, 44 Prozent steigern die Qualität ihrer Produkte oder ihrer Services.»

Wie skalierbar und agil ist die IT-Infrastruktur?

Mehr Daten und der verstärkte Einsatz von Analytics, Business Intelligence sowie die Technologien rund um Industrie 4.0 stellen exponentiell wachsende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Kapazität der IT-Infrastrukturen. Es braucht daher eine geeignete Strategie, wie mehr Flexibilität etwa durch den gezielten Einsatz von Cloud oder Managed Services geschaffen werden kann. So unterstreicht beispielsweise die Studie «Hybrid- und Multi-Cloud-Services im deutschen Mittelstand», dass «die Dynamisierung und Flexibilisierung der IT das Handlungsfeld Nummer eins in Deutschland ist. 57 Prozent der für diese Studie befragten Unternehmen arbeiten derzeit daran und setzen den Grundstein für agile Betriebsmodelle und schlussendlich den digitalen Kundenkontakt sowie optimierte, digitale Prozesskulturen.»

Wie entwicklungsfähig sind die IT-Systeme?

Technologien für Machine-to-Machine-Kommunikation und Internet-of-Things (IoT), Digital Twinning und Cyber-Physical-Systems sind auf dem Sprung, in den Alltag von Fertigungsunternehmen einzuziehen. Doch sind die bestehenden IT-Systeme überhaupt in der Lage, damit integriert zu werden? Oder gelingt dies nur mit «Work arounds», also Kompromisslösungen und Schnittstellen, von denen klar ist, dass sie bald den Anforderungen nicht mehr genügen werden? 

In diesem Zusammenhang zeigt die Marktstudie zum Enterprise Resource Planning von Fraunhofer IML klar auf: «Die Einführung von smarten Maschinen bringt neue Technik- und Steuerungskomponenten mit sich (zum Beispiel Sensoren), die mit dem Enterprise-Resource-Planning-System gekoppelt werden müssen. Insbesondere kleine und mittelgrosse Unternehmen sollten sich vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fragen, ob ihre aktuelle IT-Systemumgebung mittel- bis langfristig für die Industrie 4.0 tauglich ist, denn ein ERP-System ist in vielen Fällen die essentielle Grundlage für eine durchgängige Digitalisierung von Unternehmensprozessen.»

Können Wachstumschancen klar identifiziert und bewertet werden?

Ob durch neue Märkte, erweiterte Services, veränderte Geschäftsmodelle oder durch Produktinnovationen – ein nachhaltiges Wachstum braucht das Zusammenspiel aller Abteilungen. Und zwar von der Entscheidungsfindung bis zur Umsetzung. 

Eine zentrale Datenhaltung mit leistungsfähigen Analytics-Funktionen ist hier hilfreich, insbesondere in Verbindung mit klar definierten Key-Performance-Indikatoren (KPI). Solange noch Tabellen-Kalkulationen auf Produktionsberichte und Bauchgefühl treffen, ist Wachstum wenig kalkulierbar und kann so zum Risiko werden. Die Fähigkeit zur Planung ist daher essenziell.

So sehen laut einer Studie von «Barc» 96 Prozent der Unternehmen in der DACH-Region Massnahmen zur Effizienzsteigerung ihrer Planungsprozesse als notwendig an, 80 Prozent arbeiten bereits an entsprechenden Initiativen. Um ihre Planungseffizienz zu steigern – so die «Barc»-Studie –, setzen 72 Prozent der befragten Firmen auf technologische Optimierung – noch vor der organisatorischen (64 Prozent) und fachlichen (43 Prozent) Adaptierung der Planungsprozesse. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass bereits 46 Prozent der Studienteilnehmer vorwiegend auf professionelle Planungswerkzeuge für die Unterstützung ihrer Unternehmensplanung setzen.

Zusammenfassung

Diese vier Fragestellungen zeigen deutlich: Damit strategische Entscheidungen für Wachstum greifen können, braucht es eine entsprechende technologische Infrastruktur. Gerade die hoch industrialisierten Länder, die gleichzeitig mit Fachkräftemangel und einer Überalterung der Gesellschaft zu kämpfen haben, werden im kommenden Jahr verstärkt die Möglichkeiten für höhere Automatisierung sowie angrenzende Technologien wie Machine Learning und Predictive Analytics testen und bald darauf produktiv einsetzen. Um von den Vor­teilen dieser innovativen Technologien profitieren zu können, müssen in Fertigungsunternehmen die IT-Infrastrukturen mit den ERP-Systemen in puncto Leistungsfähigkeit, Skalierbarkeit und intelligentem Datenmanagement darauf vorbereitet sein. 

Ausblick

Wachstum ist komplexer, als es scheint. Während sich die Unternehmen entwickeln, haben deren Mitarbeiter mit Stress und Herausforderungen zu kämpfen, so die Epicor-Studie.

Wer hier mit der technologischen Modernisierung zögert, beeinträchtigt die Innovationsfähigkeit und das Wachstum in einer Phase, in welcher die Weichen im Wettbewerb neu gestellt werden. Denn: Generell rechnen die Unternehmen mit einem Wachstum (durchschnittlich sind 7,2 Unternehmen von 10 hier optimistisch) und müssen sich folglich mit den realen Anforderungen auseinandersetzen, um den Prozess des Wachstums für alle Beteiligten einfacher zu machen.