ICT & Technik

Weissbuch 2011: ICT-Marktreport Schweiz

Der Preiszerfall im ICT-Markt konnte erstmals stark gebremst werden

Das Weissbuch gilt als bekannter und akzeptierter Marktreport in der Schweiz, der alle Details und Analysen des PC- und des ICT-Marktes aufzeigt. Erstmals wurden auch die stark boomenden Marktsegmente der Tablets und Smartphones untersucht. Im Folgenden stellt der Autor der Studie die wichtigsten Resultate vor.
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Der PC-Markt Schweiz zeigt im Gegensatz zum letzten Jahr ein sehr erfreuliches Bild. Der Markt konnte bei den Stückzahlen ein Wachstum von 12,1 % ausweisen, und da der Durchschnittspreis nur um 4,9 % nachgab, konnte ein Umsatzwachstum von 6,7% realisiert werden. Der PC-Markt (Desktop und mobile Systeme, ohne Tablets und Smartphones) realisierte so einen Umsatz von 1,897 Milliarden Franken, was einer Steigerung gegenüber 2009 von 118 Millionen Franken entspricht. Da sich zudem die Umsätze der Server (sehr stark), der Drucker und der Displays (knapp über Vorjahreswert) positiv entwickelten, konnte der totale PC-Markt um 8,5 % auf 3,905 Milliarden Franken zulegen, was einer Umsatzzunahme von rund 305 Millionen Franken entspricht.

Preise weniger gesunken

Erstmals wurden im letzten Jahr mehr als 2 Millionen Desktops und mobile Systeme in der Schweiz im Markt abgesetzt. Die Zunahmen bei den Desktops und bei den mobilen Systemen liegen im Gegensatz zum Vorjahr nahe beieinander. Desktops legten um 10,9 % und die mobilen Systeme um 12,8 % zu. Die Durchschnittspreise gingen deutlich weniger stark zurück als im Vorjahr. Bei den Desktop-Systemen konnte eine Abnahme von 0,8 % und bei den mobilen Systemen von 7,1% ermittelt werden. Diese Bewegungen wirkten sich positiv auf die Umsätze aus. Dieser stieg bei den Desktop-Systemen um 10,0 % auf 695 Millio­nen Franken und bei den mobilen Systemen um 4,8 % auf 1,147 Milliarden Franken.

1 512 000 Smartphones verkauft

Die Untersuchung des Tablet-Marktes zeigt eine Dominanz von Apple mit 92,7 % Marktanteil. Der Gesamtmarkt dieses noch neuen Marktsegmentes erzielte einen Umsatz von 100 Millionen Franken. Im laufenden Jahr sollten die Stückzahlen um einen Faktor 2,5 bis 3 ansteigen, was zirka 300 000 Tablets entsprechen würde. 2010 wurden in der Schweiz rund 1 512 000 Smartphones abgesetzt, was einem Umsatz von 991 Millionen Franken entsprechen würde. Die Quersubventionen der Telcos (Swisscom, Orange und Sunrise) bzw. die Preisverknüpfung mit den Abos lässt hier allerdings nur grobe Schätzungen zu. Der Anteil von Apple mit den iPhones liegt bei 52,1 %, was rund 787 000 Geräten entspricht.

Positive Umsatzentwicklungen

Im Gegensatz zu den Vorjahren konnte 2010 der Preiszerfall stark gebremst werden. Total gesehen liegt er bei 4,9 % gegenüber 12,7 % im Vorjahr. Im Desktop-Bereich liessen sich beinahe die gleichen Preise erzielen wie im Vorjahr, die Home-Systeme legten sogar leicht zu. Auch bei den mobilen Systemen lag der Durchschnittspreiszerfall mit 7,1% deutlich niedriger als bei den 17,6 % des Vorjahres. Dies kann auch darauf zurückgeführt werden, dass der Netbook-Markt mit seinen Tiefpreisen an Stückzahlen (-3,8 %) verloren hat. Das war nicht unbedingt voraussehbar, denn die weltweiten Prognosen für dieses Marktsegment deuteten auf einen anhaltenden Boom hin. In der Schweiz dürfte vor allem der hohe Absatz an Tablets der hauptsächliche Grund dafür sein, dass sich der Netbook-Markt sogar leicht rückläufig entwickelt hat.

Morgenröte bei Assemblierern

Auch die Assemblierer konnten von der positi­ven Marktentwicklung profitieren und so erstmals wieder seit sehr langer Zeit ihre Stückzahlen von 94 000 auf 103 500 Einheiten verbessern (Wachstum: 10,1%). Wären da nicht die Einbussen im mobilen Bereich, würde das Wachstum sogar bei 15,7 % liegen. Der Anteil der Assemblierer am Gesamtmarkt ist deshalb nur noch wenig gesunken, nämlich von 5,3 auf 5,2 Prozentpunkte. Im Jahr 2002 erreichten die Assemblierer noch einen Marktanteil von happigen 21,3 % am Gesamtmarkt. In der Top-10-Liste erscheint der nach wie vor grösste Assemblierer Steg mit einem Stückzahlenwachstum von 5,6 %. Hinter Steg liegt Littlebit mit dem Label Axxiv auf Platz 2 mit einem Wachstum bei den Desktops von 71,8 %. Dies ist vor allem auch durch die Akquisition von Rotronic Micro erklärbar. Mit Axxiv ist Littlebit zum wichtigsten Assemblierer im B2B-Geschäft geworden. Ein weiterer wichtiger Player ist auch Digitec mit einer fünfstelligen Produktionszahl. Was vor allem erstaunt, ist die Tatsache, dass es immer weniger wichtige Assemblierer gibt, da vor allem Brack und teilweise auch Littlebit solche Firmen übernehmen.

Die Assemblierer konnten auch ihren Umsatz halten. Dieser liegt mit einer Steigerung von 1,1 % auf 113 Millionen Franken. Assemblierer sind dann nach wie vor erfolgreich, wenn sie einerseits auf Nischenprodukte setzen oder aber mit eigenen Verkaufspunkten in der ganzen Schweiz aufwarten können. Dies ist allerdings nur bei den Grossen wie Steg, Brack und Littlebit der Fall, drei Anbieter, die auch das Online-Geschäft als Distributoren glänzend beherrschen.

Expandierende Stückzahlen

Im PC-Markt wurden im vergangenen Jahr 2 004 000 Einheiten im Markt abgesetzt, was einem stolzen Stückzahlenwachstum von sage und schreibe 12,1 % entspricht. Dabei legte das mobile Segment mit 12,8 %, was 1 303 000 Einheiten (Vorjahr 1 155 000 Einheiten) entspricht, deutlich zu.

Auch das Desktop-Segment konnte sich im Gegensatz zur Vorperiode wieder positiv darstellen. Mit einem Wachstum von 10,9 % konnten 701 000 Systeme abgesetzt werden (Vorjahr 632 000 Systeme). Der Anteil der mobilen Systeme ist in den letzten acht Jahren von 31,8 % auf rund 64,6 % im Jahr 2009 ständig angewachsen, um jetzt erstmals wieder einen Rückgang auf 63,4 % hinzunehmen; die Veränderung zum letzten Jahr betrug -1,7 %.

Musste bis ins Vorjahr ein ständig sinkender Business-Anteil festgestellt werden, so hat sich das jetzt ins Positive gewendet: Der Markt konnte sich um 10,1% verbessern. Das Desktop-Segment wuchs dabei um 8,6 % und das Mobile um 11,6 %. Der Home-Bereich legte 2009 um stolze 33,8 % zu, um im letzten Jahr auf einen geringeren Wert von 13,7 % zu sinken. Das Desktop-Segment wuchs dabei um 14,7 % und das Mobile um 13,4 %. Beim Umsatz liegt der mobile Anteil bereits bei 63,4 % und derjenige der totalen Business-Geräte (Desktop und Mobil) noch bei 47,9 %.

Prognosen und Realitäten

Die im Weissbuch 2010 gemachten Prognosen über den PC-Markt wurden im letzten Jahr bei den gesamten Stückzahlen um 2,8 % unterschritten. Da aber die Durchschnittspreise 5,8 % über denjenigen der Prognosen lagen, konnte der Umsatz entsprechend um 3,2 % gegenüber dem prognostizierten Wert zulegen. Nicht so präzise wurden die Durchschnittspreise vorausgesagt, da mit einem grösseren Preiszerfall gerechnet wurde. So lagen die effektiven Werte im Bereich zwischen 3,2 % und 12,9 % (Desktop-Business-Systeme) über denjenigen der Prognose.

Interessanter PC-Markt

Das allgemeine Zustandsbild der PC-Branche hat sich 2010 in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr erfreulicherweise positiv verändert: Alle Teilsegmente des PC-Marktes (PC, Server und Umfeld inkl. Drucker und Display) weisen im Bereich des Umsatzes gesteigerte Werte aus. Der PC-Markt (Desktop und mobile Systeme) verbesserte sich im Umsatz 6,6 % (Anstieg um 118 Millionen Franken auf 1,897 Milliarden Franken). Der Desktop-Business-Bereich legte bei den Stückzahlen 8,6 % (428 000 Geräte) und beim Umsatz 6,9 % (422 Millionen Franken) zu. Auch der Desktop-Home-Markt steigerte sich bei den Stückzahlen um 14,7 % (273 000 Geräte), und da auch der Durchschnittspreis um 0,5 % zulegte, resultiert eine Umsatzsteigerung von 15,3 % (273 Millionen Franken).

Bei den mobilen Systemen zeigt sich die gleiche erfreuliche Situation. Der Bereich Mobile Business erhöhte sich bei den Stückzahlen um 11,6 % (414 000 Geräte) und beim Umsatz um 5,3 % (486 Millionen Franken), dies mit einem Durchschnittspreis von 1 173 Franken (-5,6 %). Auch der mobile Home-Markt verbesserte sich bei den Stückzahlen, und zwar um 13,4 % (889 000 Geräte) und konnte somit den tieferen Durchschnittspreis (-7,9 %, 806 Franken) kompensieren, woraus ein Umsatzzuwachs von 4,5 % (717 Millionen Franken) resultierte.

Stark wachsender Servermarkt

Betrachtet man die Marktgrössenübersicht, so fällt auf, dass vor allem der Servermarkt sehr stark zulegen konnte. So ist der Umsatz um 34,0 % von 430 auf 576 Millionen Franken angewachsen. Dies lässt sich einerseits auf eine höhere Stückzahl (59 000 Einheiten, Wachstum 7,3 %), vor allem aber auf einen deutlich höheren Durchschnittspreis erklären. Dieser stieg von 7820 Franken auf 9760 Franken an, was einem Wachstum von 24,8 % entspricht.

Wie ist dies zu erklären? Dies ist vor allem der verstärkten Virtualisierung in den Unternehmungen zuzuschreiben. Diese verlangt einerseits neue und teurere Hochleistungsprozessoren und anderseits viel höhere Arbeitsspeicherkapazitäten. Diese beiden Komponenten beeinflussen den Preis eines Servers massiv. Die höheren Stückzahlen sind auch damit zu erklären, dass neue wichtige Player wie beispielsweise Cisco in dieses Marktsegment eingedrungen sind. Mit einem Marktanteil von 58,4 % (Wachstum 2,3 %) wird dieses Marktsegment der x86-basierenden Serversysteme deutlich von HP dominiert, gefolgt von IBM, Dell und Fujitsu. Die Top 3 decken dabei 83,7 % des Gesamtmarktes stückzahlenmäs­sig ab. Dell als Nummer 2 repräsentiert mit 9007 Einheiten einen Marktanteil von 15,3 %, IBM kommt auf 10,0 %.

Die Assemblierer mussten bei den Stückzahlen einen Rückgang um 22,6 % hinnehmen, was noch 2400 Einheiten entspricht. Auch im laufenden Jahr ist ein weiteres Wachstum bei Stückzahlen und Umsatz zu erwarten.

Gesamtinstallationen Schweiz

Werden die Verkäufe der letzten Jahre unter Berücksichtigung der in den Vorjahren entsorgten Geräte kumuliert, so lässt sich errechnen, dass Anfang 2011 in der Schweiz 8 004 000 Geräte im Einsatz standen (Entsorgungsrate rund 14 %). An den Arbeitsplätzen sind rund 1 970 000 PC im Einsatz, womit 70 % der Erwerbstätigen einen Computer am Arbeitsplatz zur Verfügung haben (Entsorgungsrate von 26 %). Mobile Systeme, die nicht zu den Arbeitsplatzgeräten gerechnet werden, wuchsen mit 12 % deutlich (4 570 000 Einheiten). Die Entsorgungsrate ist hier mit rund 18 % viel geringer als bei den Desktops. Das mobile Business-Segment erhöhte sich um 2 % auf 2 130 000 Einheiten. Addiert man diese zu den Arbeitsplatzgeräten, so fallen auf jeden Erwerbstätigen 1,44 Systeme, obwohl hier mit einer Entsorgungsrate von 18 % operiert wird.

Im Home-Segment ist die installierte Basis an Geräten im Haushalt um 6,6 % auf 1 410 000 Einheiten gesunken (Entsorgungsrate 26 %). Zählt man allerdings die mobilen Home-Systeme mit einem Wachstum von 23,4 % (Entsorgungsrate 16 %) dazu, so lässt sich errechnen, dass pro Haushalt 1,24 PC benutzt werden. Dabei ist der Anteil der mobilen Home-Systeme von 57,6 % auf 64,2 % angestiegen. Vor allem der Trend zu den neuen Tablets als mobiles Zweit- oder Drittgerät wird den Anteil an mobilen Systemen im Privateinsatz in nächster Zeit noch weiter ansteigen lassen.

Betrachtet man die Entsorgungsraten in Stückzahlen und Tonnagen, so sind erstaunliche Werte feststellbar. 2010 wurden dem Markt 890 000 Desktops und 786 000 mobile Systeme entzogen. Wendet man die durchschnittlichen Gewichtswerte der Swico an, so ergeben sich 12 469 Tonnen Desktops und 2516 Tonnen an mobilen Geräten, die der Entsorgung zugeführt werden müssten. Die Swico-Statistik zeigt aber, dass die effektiven Werte viel tiefer liegen. Was passiert also mit den ausgeschiedenen Systemen?

  • Es werden nie alle ausgeschiedenen Geräte entsorgt, sondern zur Seite gestellt für eine spätere Ausschlachtung (Vor allem Geräte, die beim Handel abgegeben werden, sind oft für die Ausschlachtung gedacht und werden so erst später der Entsorgung zugeführt).
  • Viele ausgeschiedene Businessgeräte werden nach Hause genommen, dies gilt vor allem für mobile Geräte.
  • Die Rate mobiler Geräte, die nach Hause genommen werden, dürfte etwa bei 70 % bis 80 % liegen.
  • Viele Geräte werden anderen Verwendungszwecken zugeführt wie Export in Entwicklungsländer, Geschenke an Schulen oder Altersheime usw.

Aus diesen Aussagen lässt sch ableiten, dass die Penetration an Geräten viel höher ist, als dies die Statistik aussagt. Man kann davon ausgehen, dass diese in den Bereich von zwei Geräten pro Haushalt kommt. Das wären also rund zwei Millionen Geräte, die in den letzten Jahren der statistischen Entsorgung entzogen wurden.

Der Tablet-Markt

Der Tablet-Markt wurde im letzten Jahr mit der Ankündigung des iPads von Apple lanciert. Erst im Spätherbst folgten die ersten ernst zu nehmenden Konkurrenzprodukte wie der Galaxy von Samsung. Gesamthaft wurden 2010 rund 110 000 Geräte im Markt abgesetzt; der Marktanteil von Apple liegt bei 92,7 %. Der Umsatz liegt in der Grössenordnung von 100 Millionen Franken. Dieser Markt wurde Anfang 2011 erst so richtig lanciert: HP, Acer, Google, Motorola, RIM, Samsung, Toshiba, Lenovo und Asus wollen Apple die Marktdominanz mit rund 80 an der CES 2011 angekündigten Modellen streitig machen. Wie sich der Markt entwickeln wird, hängt einerseits vom Zeitpunkt der definitiven Markteinführung von Android 3.0, der für Tablets optimierten Betriebssystemversion, ab. Anderseits hat aber Apple bereits das iPad 2 mit einigen interessanten Neuigkeiten in der Pipeline.

Über eines sind sich die Marktbeobachter heute weltweit einig: Der Markt wird 2011 zwischen einem Faktor 2,5 bis 3 wachsen. Der weltweite Absatz dürfte bei über 46 Millionen Einheiten sein.

Der Smartphone-Markt

Erstmals waren die Telcos bereit, Zahlen für eine kumulative Marktauswertung anzugeben. Die Analyse zeigt, dass im letzten Jahr rund 3 968 000 Handys im Schweizer Markt abgesetzt wurden, wobei hier alle Handytypen von 25 Franken bis 1100 Franken einbezogen sind. 1 512 000 Geräte werden zur Kategorie der Smartphones gezählt, was einem Anteil von 38,1% entspricht. Dieses Segment ist durch ein hohes Wachstum charakterisiert. So wurden weltweit rund 303 Millionen Smartphones abgesetzt, dies entspricht einer Zunahme von 75 %.

Der Smartphone-Anteil der Telcos liegt bei 70,8 Prozent, was damit erklärbar ist, dass die Telcos vor allem das Business-Segment mit BlackBerry, iPhone, HTC usw. bedienen. Der Anteil im Kanal liegt bei 29,2 %, wobei hier eigentlich nur Mobilzone und die Apple-Stores eine beeinflussende Rolle spielen.

52,1% aller Smartphones werden mit iOS betrieben, sprich iPhone, 22,9 % mit den unterschiedlichen Android-Versionen und 25 % entfallen auf alle anderen Betriebssysteme wie Symbian (Nokia), WebOS (HP), BlackBerry Tablet OS (RIM) oder auch mobile Windows-7.

Geht man von vernünftigen Durchschnittspreisen bei den unterschiedlichen Kategorien aus, so kann ein Umsatz von rund 991 Millionen Franken ermittelt werden, wobei hier der Apple-Anteil bei 59,6 % liegt. Der Markt der Smartphones wird 2011 auf 436 Millionen Einheiten ansteigen, dies entspricht einem Wachstum von 43,9 %, wobei Apple seinen Marktanteil überproportional steigern wird. Dies gilt auch für die Schweiz.