Beim EuroCloud Congress 2011, der Ende Juni 2011 in Luxemburg stattfand, versammelten sich Europas namhafteste Cloud-Experten und Praktiker, um die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Cloud Computing und Software-as-a-Service (SaaS) zu diskutieren. Die bereits zum zweiten Mal vom Branchenverband EuroCloud durchgeführte zweitägige Veranstaltung ist speziell auf den europäischen Cloud-Computing-Sektor zugeschnitten.
Standardisierung gesucht
Es wurde festgestellt, dass Cloud Computing und Software-as-a-Service (SaaS) ausreichend entwickelt seien, dass die europäische Wirtschaft die Möglichkeiten dieser Technologie voll ausnutzen könne. Dank gelungener Fallbeispiele und Regulierungs-Leitfäden sei es nun möglich, die entscheidenden Herausforderungen zu lösen, vor denen Unternehmen auf dem Weg in die Cloud stehen. So lautete eine der Kernbotschaften des EuroCloud Congress.
Diskutiert wurde auch die Frage, wie Datenschutz-Richtlinien und Regularien zum Schutz der Endanwender am ehesten sicherzustellen sind, ohne dabei das Wachstum zu behindern. In diesem Zusammenhang spielten auch die grenzübergreifenden Herausforderungen eine Rolle, die der zunehmende internationale Einsatz von Cloud Computing mit sich bringt. Dabei ergibt sich, dass eine Standardisierung notwendig ist. Dazu müsse man das Cloud Computing in möglichst einfachen und für jedermann verständlichen Worten erklären. Sofern man im Internet überhaupt eine Defini-tion findet, ist sie mit für Laien unverständlichen Fachwörtern gespickt.
Cloud Computing sei eine neue Art, die IT schneller zu machen, Komplexität und Kosten abzubauen und zugleich die Beweglichkeit zu steigern. Es stünde für globale Reichweite, bereichsübergreifende Partnerschaften und Integration, so lautete eine Kernaussage beim Kongress.
Was ist eine Cloud?
Der EDV-Systemspezialist Gero Greb, der in den letzten Jahrzehnten viele Grossrechner in der Schweiz betreut hat, erklärt, dass Cloud Computing eigentlich eine Rückkehr zu den Anfängen der Computertechnik sei. In den siebziger und achtziger Jahren hat man in den Betrieben einen Grossrechner installiert mit Bildschirmen ohne Betriebssysteme und Programme. Über diese hatten die Benützer Zugriff zu den Programmen und Informationen im Grossrechner. Bei einer Cloud läuft es nach demselben Prinzip, dieses ist also keineswegs neu. Der Zugriff auf die Informationen erfolgt direkt per Netzwerk. Die Programme werden nicht immer genutzt, sondern nur zeitweise und nach Bedarf.
Bei privaten oder internen Clouds werden die Daten im firmeneigenen Netzwerk bearbeitet und stehen nur dem eigenen Unternehmen zur Verfügung. Bei den externen Clouds werden Daten an Rechenzentren ausgelagert, die irgendwo auf der Welt stehen können, z. B. On-Demand-Modelle, Software-as-a-Service und Application Service Providing. Die Benützer benötigen nur noch einen PC oder ein Notebook mit Internetanbindung und können damit über den Webbrowser auf die Anwendungen zugreifen.
Im Moment ist Cloud Computing ein wichtiger Wachstumsmarkt in der Computerbranche. Schon vor einigen Jahren gab es laut Gero Greb einen Trend zu Cloud Computing, der aber wieder abgeflaut ist. Diesmal sei das Modell Cloud Computing mehr als ein vorübergehender Trend, hiess es beim EuroCloud Congress 2011. Beispielsweise bietet Microsoft für sein Betriebssystem Windows einen Cloud-Dienst an, ebenso wie Konkurrent Apple. Google hat vor wenigen Tagen einen Laptop mit seinem Betriebssystem Chrome OS angekündigt. Dieser soll die Benutzerdaten gar nicht mehr auf der eigenen Festplatte speichern, sondern direkt in der Cloud ablegen.
Praktische Erfahrungen
Der Report «Virtualization and Evolution to the Cloud» wurde im April 2011 von Applied Research im Auftrag von Symantec erstellt. Die Studie untersuchte, wie Unternehmen verschiedener Grössen geschäftskritische Prozesse virtualisieren und in Hybrid-Clouds verlagern. Für die Befragung sprach Applied Research mit 3700 Teilnehmern aus 35 Ländern.
Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung war: Die Ziele von Virtualisierungs- und Cloud-Projekten in Unternehmen und die tatsächlichen Ergebnisse liegen oft weit voneinander entfernt. Cloud Computing verändert die IT und die Ausliefermethode entsprechender IT-Dienste fundamental.
Bei Hybrid- und Private-Cloud-Lösungen zeigen sich Firmen noch zurückhaltend. Im Durchschnitt verlagern nur etwa 33 Prozent der Unternehmen Applikationen wie Buchhaltungs-, ERP- und CRM-Systeme in die private Cloud. Viele Befragte fürchten, dass sie die Funktionsweise ihrer Sicherheitskonzepte nicht mehr belegen können und es Kompatibilitätsprobleme bei den Anwendungen gibt. Ein grosser Teil (59 Prozent) erwartet, dass man die Zugänge, Dienste und der Datenverkehr missbraucht. Vor allem Führungskräfte auf C-Level äussern gegenüber Cloud und Virtualisierungsprojekten Bedenken. Am stärksten sind ihre Ressentiments gegenüber den neuen Technologien bei Zuverlässigkeit (78 Prozent), Sicherheit (76 Prozent) und Leistung (76 Prozent).
Mehr als 56 Prozent aller Befragten, die ihre Server bereits virtualisiert haben, stellten fest, dass ihre Kosten für Speicher leicht bis erheblich angestiegen sind. Firmen, die Projekte für die Speichervirtualisierung planen, wollen daher vor allem die Betriebskosten reduzieren, die Speicher-Effizienz verbessern und durch solch ein Projekt besser auf Ausfälle vorbereitet sein.