Wichtig ist, in dieser Managementperspektive den Machbarkeitswahn zu überwinden: Vieles lässt sich nicht managen, Menschen sind keine Zirkuspferde, die man mit einer Rübe vor der Nase in die gewünschte Richtung steuern kann. Menschen sind eben nicht die oft genannten «soft factors», sondern «hard factors» – sie lassen sich kaum verändern.
Viel einfacher (und erfolgsversprechender) ist, den Rahmen zu ändern. Das bedingt allerdings eine Rollenveränderung bei den Führungskräften: Es bedeutet, sich selbst weniger als Macher zu sehen, sondern mehr als Gestalter oder Enabler, der unterstützende Rahmenbedingungen und damit gute Voraussetzungen für die Mitarbeitenden schafft.
Allerdings macht diese systemische Sicht Führungspersonen Mühe: Das Bild des Machers, der alle Fäden in seinen Händen hält, ist selbstwertschonend und angenehm. Eine neue Identität als Enabler bedingt expliziten Machtverzicht. Aber wie die fernöstliche Weisheit besagt: «Wasser bricht den stärksten Stein», sind es oft die machtlosen Einflussmöglichkeiten, die letztlich viel mehr Gestaltungskraft haben als die direkt sichtbaren Insignien der Macht.
Drittens: Gutes Management impliziert Beziehungsmanagement. Es gibt in der Wirtschaft oft noch unrealistische Vorstellungen, dass Leistung, Qualität, Kreativität, Begeisterung verordnet werden können. Grundlage dieser Sicht ist der explizite Arbeitsvertrag, der die Gegenleistung der Mitarbeitenden auf der Basis eines hierarchischen Subordinationsverhältnisses erschliesst (siehe dazu in der Abbildung 5, links).
Diese wenig systemische Sicht unterliegt einer Kontroll- und Steuerungsillusion. Die heute wichtigsten Fähigkeiten – wie Einfallsreichtum, Initiative, Durchhaltevermögen, vernetztes Denken, Kooperation oder Leidenschaft – sind personengebunden und nicht von aussen abrufbar. Menschen werden einem Unternehmen ihre wertvollsten Kompetenzen nur dann grosszügiger Art und Weise erschliessen, wenn sie dieses wohlwollend sowie potenzialfördernd erleben. Eine systemischere Betrachtungsweise setzt stärker auf eine Beziehung auf Augenhöhe und sieht das Management in erster Linie als Beziehungsmanagement (siehe dazu in der Abbildung 5, rechts).