Nachhaltigkeit und nachhaltiges Handeln gewinnt an politischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Dabei werden auch vermehrt die Unternehmen in die Pflicht genommen. Grosse Unternehmen haben dieses Thema schon länger in ihrem Blickfeld. Ganze Abteilungen und Stäbe befassen sich mit Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichten.
Weil KMU in der Regel keine Stäbe und umfassenden Ressourcen dafür aufbauen können, herrscht oft Unklarheit, wie diese Thematik anzugehen ist. Mit dem Luzerner Nachhaltigkeitscheck (Luna) hat die Hochschule Luzern ein Selbstanalysetool entwickelt, welches KMU unterstützt, sich systematisch und ganzheitlich mit einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung auseinanderzusetzen.
Ausgangslage
Die Klimastreiks in der Schweiz im ersten Quartal 2019 und die grosse mediale Präsenz der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg am WEF World Economic Forum 2019 in Davos machen deutlich: Das Thema der Klimaerwärmung ist in der breiten Masse der Gesellschaft angekommen. Klimaschutz war denn auch das Hauptthema auf der Agenda des WEF 2019.
Dabei ist das Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung und einer zielgerichteten Klimapolitik nicht neu. In der Schweiz besteht dazu seit 1997 ein Verfassungsauftrag. Im Jahre 2015 hat die Schweiz die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung unterschrieben. Darin verfolgt die Schweizerische Eidgenossenschaft die 17 Ziele der UN (United Nations) für nachhaltige Entwicklung. Dazu muss die Politik vermehrt die Wirtschaft in die Pflicht nehmen. «Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung schafft Win-win-Situationen für Gesellschaft und Unternehmen. Die Sustainable Development Goals (SDG) dienen dabei als guter Kompass», sagt Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung Economiesuisse.
Das Thema der Nachhaltigkeit lässt sich nicht nur auf die Klimadebatte reduzieren. Es gehören noch weitere Komponenten wie der Bereich der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit dazu. Die Schweizer KMU tragen dabei eine grosse Verantwortung, denn sie machen 99 Prozent aller Schweizer Unternehmen aus und stellen zwei Drittel der Arbeitsplätze zur Verfügung. Es gibt Gesetze und Richtlinien seitens des Bundes, doch diese Compliance-Vorgaben werden nur zögerlich umgesetzt. Diese sind zwar Treiber für nachhaltiges Unternehmertum, jedoch nicht hinreichend, um die Ziele zu erreichen. Dazu braucht es ein erweitertes Bewusstsein in den Schweizer KMU, wie sie zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Denn in der Praxis ist immer wieder feststellbar, dass sich KMU bereits mit dem Begriff «Nachhaltigkeit» schwertun. Oft versteht man darunter ein ökologisches, sprich umweltbewusstes Handeln. Das ist jedoch nur ein Aspekt und Nachahltigkeit kann nicht nur auf diesen reduziert werden.
Verantwortung übernehmen
Im Aktionsplan des Bundesrates aus dem Jahre 2017 kommt der Verantwortung der Unternehmen eine hohe Bedeutung zu. Unter dem Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) wirbt der Bund insbesondere auch bei KMU für Nachhaltigkeitsstandards. Obwohl internationale Konzerne bezüglich Verantwortung für ihr Handeln medial im Vordergrund stehen (siehe Konzernverantwortungsinitiative), stehen auch mittlere und kleinere Unternehmen in der Verantwortung, sich systematisch mit den Auswirkungen ihres Handelns auseinanderzusetzen. Es genügt nicht mehr, wenn ein Unternehmen sich «nur» gesetzeskonform verhält und seinen gesellschaftlichen Nutzen einzig in der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Bezahlung von Steuergeldern sieht.
Die notwendigen Veränderungen für eine nachhaltigere Entwicklung sind nur möglich, wenn Unternehmen sich umfassend mit der unternehmerischen Verantwortung auseinandersetzen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten nachhaltiger entwickeln. «Umfassend» meint dabei die Beachtung von ökonomischen (finanziellen) wie auch ökologischen (Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung) und gesellschaftlichen (Mitarbeitende und Gesellschaft) Ansprüchen respektive Zielen. Viele grosse Unternehmen setzen dabei auf umfassende Diagnose- und Beurteilungstools für die Analyse und Berichterstattung von nachhaltigem Handeln (GRI-Reports, ISO 26000, EFQM, DNK usw.). Diese Hilfsmittel und Richtlinien sind umfassend und aufwendig in der Umsetzung und deshalb für KMU ungeeignet. Sie überfordern die kleinen Unternehmen. Aus diesem Grund haben sich an der Hochschule Luzern – Wirtschaft Masterstudierende dieser Problematik angenommen und ein einfaches, aber trotzdem umfassendes Instrument entwickelt, welches KMU unterstützt, ihr Unternehmen nachhaltiger auszurichten.