Lösungsansätze
Das Bewusstsein, dass virtuelle Kooperation spezielle Herausforderungen mit sich bringt, ist bereits ein wichtiger Faktor, um erfolgreich über die Distanz arbeiten zu können. Als zentraler Baustein von virtuellen Teams wird das Empowerment angesehen. Nur wenn die Mitarbeitenden nebst dem nötigen Fachwissen auch über Selbstmanagementfähigkeiten, Eigenverantwortung, aber auch entsprechende Entscheidungskompetenzen verfügen, ist Teamarbeit auf Distanz überhaupt erst möglich. Sinnvollerweise werden dabei mehr Kompetenzen an die Mitarbeitenden delegiert, sodass sich die einzelnen Teammitglieder selber führen können. Untersuchungen zeigen, dass gegenseitige Führung der Teammitglieder die Teamzufriedenheit, -identifikation und -leistung steigern kann. (Werner & Jöns 2008, S. 6)
Die Aufrechthaltung der Beziehungsqualität auf Distanz ist schwierig. Deshalb ist deren Pflege und Aufrechterhaltung entscheidend. Dazu muss den Mitarbeitenden auch Raum zum informellen Austausch (welcher sonst beispielsweise in Kaffeepausen geschieht) zugestanden werden. Da die physische Führung begrenzt möglich ist, gewinnt die strukturelle Führung an Bedeutung. Die oben erwähnte Studie zeigt auch, positive Zusammenhänge zwischen struktureller Führung und Team-Identifikation und -leistung auf (Werner & Jöns, 2008, S. 6). Das bedeutet, dass gemeinsame Werte, Ziele und Aufgabenverständnis, die sich auch in der Unternehmens- respektive Teamkultur widerspiegeln, unterstützen eine zielgerichtete Erfüllung der Aufgaben. Das bedeutet, dass standardisierte Organisations- und Teamprozesse als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in einem (teil-)virtuellen Team angesehen werden müssen (Wessely 2012, S. 131).
Ausserdem gilt die klare Festlegung von Rollen- und Aufgabenverteilung sowie die Bestimmung von gemeinsamen Projektzielen als sehr wichtiger Erfolgsfaktor in einem (teil-)virtuellen Team (Akin & Rumpf 2013, S. 379). Dabei kann das Vorhandensein von gemeinsamen Projektzielen die Bildung eines Gemeinschaftsgefühls unterstützen, da durch die übergeordneten Projektziele die Teammitglieder einen gemeinsamen Fokus entwickeln können (vgl. Hermann et al 2012, S. 33 – 34; Hertel & Konradt 2002, S. 81; Hertel et al 2004, S. 41 – 42).
Die Tatsache, dass Kommunikation im virtuellen Umfeld meist ohne nonverbale Sprache auskommen muss, zeigt die Wichtigkeit der verbalen Kommunikation. Eine einheitliche und klare Sprache kann dabei Missverständnisse und Unklarheiten abwehren. Auch wenn die Teammitglieder keinen physischen Kontakt miteinander haben, bedeutet dies nicht, dass kein anerkennendes (virtuelles) Schulterklopfen notwendig ist. Im Gegenteil führt diese Situation dazu, dass Lob und konstruktive Kritik regelmässig und zielgerichtet erfolgen muss (Akin & Rumpf 2013, S. 379). Auch ist es vor allem wichtig, dass geeignete Kommunikationsmittel seitens des Unternehmens bereitgestellt werden (Hermann et al 2012, S. 35). Eine Überprüfung, ob zum Beispiel die Virtual-Reality-Technologie sinnvolle Lösungen bietet, ist lohnenswert.
Was Unternehmen tun können
Um ideale Voraussetzungen für virtuelle Führung zu schaffen, sollte die Organisation flach strukturiert sein, sodass alle Mitarbeitenden Verantwortung und Entscheidungskompetenzen übernehmen können. Die eigenständige Arbeitsweise der Mitarbeitenden ermöglicht flexibles Agieren und Reagieren. Die Kooperationsform in virtuellen Teams sollte von der ganzen Organisation akzeptiert und unterstützt werden. Zudem sollten Eigenständigkeit der Mitarbeitenden und gegenseitiges Vertrauen als bedeutende Werte in der Unternehmenskultur verankert sein. Als technische Infrastruktur für die virtuelle Kooperation bedingt es hierzu nutzerfreundliche Kommunikationsmedien. Es ist sicherzustellen, dass Mitarbeitende Zugriff auf alle relevanten Informationen und Daten erhalten und zugleich sensible Daten vor allfälligem Missbrauch geschützt sind.