Das Management ökologischer und gesellschaftlicher Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit zählt langfristig zu den grossen Herausforderungen für Unternehmen aller Branchen. Durch eine zunehmende Sensibilisierung der Gesellschaft für soziale und umweltrelevante Fragestellungen verändern sich nicht nur Kundenbedürfnisse, sondern auch politische und rechtliche Rahmenbedingungen.
Wachsender Druck
Beispielhaft hierfür stehen der europäische «Green Deal», ein Massnahmenplan mit dem Ziel, die EU bis 2050 klimaneutral zu gestalten, und die nicht nur in der Schweiz viel diskutierte «Konzernverantwortungsinitiative», die fordert, dass Konzerne mit Sitz in der Schweiz Menschenrechte und internationale Umweltstandards auch ausserhalb der Schweiz verbindlich respektieren.
Obwohl Klein- und Mittelunternehmen bisher von diesen gesetzlichen Regelungen nicht unmittelbar betroffen sind, erhöhen diese Entwicklungen dennoch den Druck, soziale und umweltrelevante Aspekte in unternehmerische Prozesse einzubeziehen. Denn als Zulieferer und Dienstleister werden KMU von grossen Unternehmen immer mehr nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt und diesbezüglich kontrolliert. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, werden KMU daher nachweisen müssen, dass sie die geforderten Standards erfüllen.
Herausforderungen
Eine aktuelle Studie, die von den Autoren am Institute for Business Ethics and Sustainable Strategy (IBES) der FHWien der WKW durchgeführt wurde, wertet eine onlinebasierte Befragung von 343 österreichischen KMU aus. Die Ergebnisse zeigen, dass sich KMU aufgrund ihrer Grösse, Ressourcenausstattung und Führungsstruktur mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sehen, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten und -ziele systematisch, koordiniert, effizient und transparent in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Drei Aspekte sind hierfür massgeblich:
Unzureichende Expertise in nachhaltigkeitsrelevanten Themen
Etwa 40 Prozent der befragten Unternehmen geben an, keine der etablierten Standards und Richtlinien zur Unterstützung des Nachhaltigkeitsmanagements zu kennen. Zu den etablierten Standards und Richtlinien zählen etwa die EMAS, die Europäische Verordnung zu Eco-Management and Audit Scheme, oder die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Die mangelnde Kenntnis solcher Hilfsinstrumente hindert KMU an der systematischen Institutionalisierung des Themas Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen, da zum Beispiel das Wissen um vorgefertigte Checklisten oder bereits ausgearbeitete Indikatoren fehlt.
Knappe finanzielle und personelle Ressourcen
KMU haben im Unterschied zu Konzernen oftmals nicht die nötigen Ressourcen, eigene Nachhaltigkeitsabteilungen einzurichten. Die Verantwortung für das Thema liegt in den überwiegenden Fällen (92 %) bei der Geschäftsführung. Zu einer Einbindung von Mitarbeitern bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsmassnahmen kommt es nur bei etwa 60 Prozent der Unternehmen und dies geschieht auch nur ad hoc und wenig systematisch, was ein strategisches Vorgehen schwierig macht.
Eine tendenziell informelle Art der Unternehmensführung
Die informelle Art der Unternehmensführung zeigt sich beispielsweise in der Kommunikation. So werden in etwa 70 Prozent der befragten Unternehmen Beschäftigte in Mitarbeitergesprächen über Nachhaltigkeitsthemen informiert. Nur wenige Unternehmen informieren über Newsletter oder Berichte. Eine solche Kommunikation birgt die Gefahr, interne Widerstände zu erzeugen, da sich Mitarbeiter nicht ausreichend informiert und involviert fühlen.
Zentrale Erfolgsfaktoren
Aus der quantitativen Befragung haben sich insbesondere vier Faktoren für die erfolgreiche strategische Integration eines Nachhaltigkeitsmanagements herauskristallisiert:
Einbindung der Mitarbeiter
Eine systematische Integration des Nachhaltigkeitsmanagements erfordert neben der Aufmerksamkeit der Geschäftsführung (Tone from the Top) auch die Unterstützung der Mitarbeiter. Folgende zwei Punkte können diese Unterstützung fördern:
- Die Institutionalisierung von Prozessen zur Einbindung der Mitarbeiter, sodass subjektive Hürden zum Vorbringen von Ideen und Vorschlägen abgebaut werden können und damit das Engagement der Mitarbeiter gesteigert werden kann. Diese Institutionalisierung kann etwa durch wiederkehrende Agenden im Zuge von regelmässigen Besprechungen erreicht werden.
- Die Einbindung über das Delegieren von konkreten Aufgaben oder Projekten zu Nachhaltigkeitsthemen an Mitarbeiter steigert die Verbindlichkeit. Eine Möglichkeit ist beispielsweise die Ausarbeitung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten für unterschiedliche Unternehmensbereiche in kleineren Teams. Richtig aufgesetzt, steigert diese Vorgehensweise die Motivation der Mitarbeiter, sich mit Nachhaltigkeit im Unternehmen auseinanderzusetzen. Langfristig kann dies zur Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmenskultur beitragen.