Die digitale Transformation führt zu neuen Herausforderungen in der strategischen Unternehmensentwicklung. Die drei Faktoren Führung, Disruption und Organisationskultur sind die Triebfedern der Wertschöpfung.
Faktor 1: Führung
Die heutige Arbeitswelt wird in zunehmendem Masse von neuen Technologien, Prozessen und Medien geprägt. Das bleibt nicht folgenlos: Diverse Studien zeigen, dass immer mehr Führungskräfte branchenunabhängig neue Denkansätze und Methoden fordern. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwischen zunehmend, nicht zuletzt wegen Social Media. Denn ob privat oder beruflich, Arbeitnehmende sind immer häufiger online.
Die sozialen Medien ermöglichen einen Grad an Vernetzung, der dazu führt, dass sich die Abhängigkeitsverhältnisse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern verschieben. Im Zusammenhang mit neuen Technologien wird sich der Trend zum mobilen Arbeiten, den wir seit einigen Jahren beobachten, weiter verstärken. Plattformen werden verschmelzen und noch intuitiver nutzbar sein. Das wird dazu führen, dass unterstützende Funktionen weiter abgebaut und automatisiert werden können. Mitarbeit in einem Projekt wird noch weniger als bisher von
physischer Präsenz abhängen, was aber gleichzeitig neue Anforderungen im Wissensmanagement auslösen wird.
Wie aber gehen Führungskräfte mit dem Kontrollverlust um, wenn sich Mitarbeitende vermehrt untereinander, über Hierarchiestufen und Teams hinweg vernetzen? Lösungsansätze sind in zwei Bereichen zu finden. Einerseits kann die Kultur eines Unternehmens in Richtung Engagement sowie High-Performance-Teams entwickelt und andererseits können auch die betrieblichen Abläufe neu gedacht werden.
Die erfolgreiche Umsetzung des Wandels weg vom internen Wettbewerb hin zu einer unternehmensübergreifenden Kooperationskultur (inklusive Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten etc.) ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ein interdisziplinäres Projektteam hat dazu ein neues, integrales Führungsmodell entwickelt und festgestellt, dass Führungskräfte von morgen erkennen müssen, dass sie nur noch Experten unter Experten sind. In diesen veränderten Führungsrollen müssen sie sich neuen Führungsmechanismen, die den Ansprüchen vernetzter Organisationsstrukturen Rechnung tragen, stellen.
Vier Entwicklungen sind gemäss Prof. Antoinette Weibel, Universität St. Gallen, in diesem Zusammenhang bedeutend: Zunächst wird sich – Stichwort «Industrie 4.0» – die Art der Arbeit fundamental ändern. Wir werden in Zukunft viele Jobs verlieren, neue werden entstehen – und zwar da, wo der Mensch der Maschine überlegen ist: also beim Hand-, Herz- und Kreativwerk. Zweitens werden wir künftig noch stärker in Teams zusammenarbeiten, denn gemeinsame Intelligenz wird zunehmend gefragt: «Hierarchien verlieren an Relevanz, der heroische Führer hat ausgedient.»
Drittens werden sich auch organisationale Strukturen verändern. Fragen wie beispielsweise «Wie kann ich Vertrauen und ein Wir-Gefühl aufbauen, wenn ich die Leute aus meinem Team nicht sehe?» werden uns hier besonders beschäftigen. Und viertens schliesslich ist das Thema «Big Data» zu nennen. Konkret geht es darum, wie aus «Big Data» sog. «Smart Data» gewonnen werden, das heisst, wie unstrukturierte Daten optimal aufbereitet werden und einen gezielten Mehrwehrt für das Unternehmen leisten können. Denn wer die Macht über die Daten hat, erhält auch den Schlüssel zur disruptiven Veränderung etablierter Geschäftsmodelle.