Dieser Beitrag befasst sich mit der Kommunikation in der Unternehmensnachfolge. Während bereits Studien über die Kommunikation zwischen dem Übergeber und seinem Nachfolger vorliegen, geht der vorliegende Beitrag über den Kreis dieser beiden Hauptakteure hinaus und analysiert mithilfe qualitativer Experteninterviews, was die Kommunikation zu unternehmensinternen und -externen Stakeholdern von Familienunternehmen erfolgreich macht. Es werden mehrere Phasen- und Stakeholder-spezifische Erfolgsfaktoren identifiziert, die zunächst dargestellt werden und anschliessend in einen Leitfaden einfliessen.
Nachfolge als eigener Prozess
Unternehmensübergaben lassen sich nach zwei wesentlichen Arten unterscheiden: Neben der ungeplanten Variante, zum Beispiel initiiert durch den plötzlichen Tod des Geschäftsführers, gibt es jene Übergaben, die geplant werden. Hier spielen Motive wie der Wunsch nach Selbstverwirklichung, flexible Zeiteinteilung, Familientradition und der Fortbestand des Unternehmens sowie der Arbeitsplätze eine grosse Rolle. Wenngleich diese beiden Übergabearten eine Kategorisierung suggerieren, ist jede Betriebsnachfolge individuell und fordert die Übertragung allgemeiner Erkenntnisse auf die vorzufindende Unternehmenssituation, um den gewünschten Übergabeerfolg herbeizuführen.
In diesem Beitrag wird die geplante Übergabe betrachtet. Es empfiehlt sich, diese als eigenen Prozess zu verstehen, auf den sich die Beteiligten rechtzeitig vorbereiten und der in einzelnen Phasen verläuft. Im Folgenden wird dazu das St. Galler Nachfolgemodell vorgestellt (vergleiche Abbildung 1), das im Weiteren seine Anwendung findet und den Nachfolgeprozess strukturiert.
Neben diesem Modell existiert eine Vielzahl an idealtypischen Unternehmensnachfolgen. Die hier gewählte klare Aufteilung in einzelne Phasen erhöht das Verständnis der Zuordnung der einzelnen Kommunikationsziele und -massnahmen passend zu den involvierten Stakeholdern.
Qualitative Analyse
Die vorliegende Studie orientiert sich am etablierten Ablauf der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (siehe Box «Quellenhinweise»), die auf einer schrittweisen Zerlegung des gewonnenen Datenmaterials mit klar festgelegten und überprüfbaren Interpretationsschritten beruht. Grundlage der Analyse sind die Erfahrungen von auf Unternehmens-übergaben spezialisierten Unternehmensberatern, bezogen auf die Kommunikationsaktivitäten ihrer Mandanten. Die Informationen wurden durch Interviews gewonnen und auf Tonträgern erfasst. Nach der Transkription der Audiomitschnitte wurden die Texte mithilfe der Analyse-Software «MAXQDA» (Version 11) ausgewertet. Es gelang, sieben Interviews mit Übergabeexperten durchzuführen. Summiert flossen Erfahrungen aus über 240 Übergaben in die vorliegende Forschungsarbeit ein.
Der Interviewleitfaden gliederte sich dabei in zwei Bereiche. In einem ersten Teil wurden zunächst Sondierungsfragen gestellt, um die Erfahrungen mit Übergaben und den fachlichen Hintergrund des vermeintlichen Experten festzustellen. Zudem hatten die Experten in diesem Teil allgemeine Erfolgskriterien für Unternehmensnachfolgen zu benennen. Schliesslich wurden sie in einem zweiten Teil aufgefordert, am Übergabeprozess beteiligte Stakeholder zu benennen und speziell auf den Kommunikationsprozess mit diesen einzugehen.