Wir haben in den bisherigen drei Arti-keln die Prävention, Früherkennung und Bewältigung von Strategie-, Ertrags- und Liquiditätskrisen thematisiert. Im abschliessenden vierten Beitrag dieser Artikelserie betrachten wir das konkrete Vorgehen bei der Prüfung, Planung und Umsetzung von Turnarounds.
Ein Turnaround ist eine komplexe und ausserordentliche Aufgabe. Ein erfolgsversprechendes Vorgehen bedingt ein professionell geführtes, klar strukturiertes Projektmanagement. Jörg Müller-Ganz, unterteilt den Turnaround in drei sachlogische Phasen:
1. Turnaroundanalyse
2. Turnaroundkonzept
3. Umsetzung
Die Turnaroundanalyse
Im Rahmen der Turnaroundanalyse steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Unternehmung überhaupt überlebensfähig ist und falls ja, unter welchen Bedingungen. Zur Beantwortung ist eine schonungslose Standortbestimmung zwingend notwendig. Diese beginnt mit dem zweckorientierten Sammeln, Sortieren und Auswerten von inhaltlich richtigen, insbesondere aber relevanten Informationen aus der Umwelt des Unternehmens sowie dessen internen Gegebenheiten. Die Standortbestimmung ist äusserst anspruchsvoll – und die Bedeutung von Richtigkeit und Relevanz der zu analysierenden Informationen kann nicht zu wenig betont werden. Gründe dafür sind – wie wir bereits in den vorhergehenden Beiträgen gesehen haben – die in Krisensituationen oft eingeschränkte Verfügbarkeit von qualitativ guten Informationen. Zudem ist der Zeitdruck immens hoch und die Motivationen und Agenden der (noch) verfügbaren Personen undurchsichtig. Diese Merkmale haben einen kritischen Einfluss auf die Qualität der Turnaroundanalyse und somit auf die Beantwortung der entscheidenden Fragen, ob und unter welchen Bedingungen das Unternehmen sanierungsfähig und -würdig ist.
Ein offensichtliches Beispiel ist die naturgemässe Tendenz des Vertriebs, offene Offerten oder in Aussicht gestellte Aufträge besser darzustellen, als sie in Realität und insbesondere in Anbetracht einer ruchbar gewordenen Krisensituation effektiv sind. Abbildung 1 gibt einen Überblick über die Inhalte der Turnaroundanalyse, namentlich bezüglich des angestrebten Rentabilitätsziels, der Führung, der Leistungsbereiche und der Finanzen.