Die Familienunternehmen machen einen Grossteil der Unternehmen weltweit aus. In der Wahrnehmung dominieren jedoch die Grossfirmen. In der Schweiz gibt es rund 545 000 Unternehmungen, von denen rund 480 000 Unternehmen in Familienbesitz sind (siehe auch Box «Quellenhinweise»). Familienfirmen sind das Fundament der Unternehmenslandschaft, schaffen, sichern Arbeitsplätze und tragen elementar zum allgemeinen Wohlfahrtsgewinn bei.
Die Besonderheiten
Das Besondere von Familienunternehmen liegt in der Überschneidung der drei Systeme Familie, Management und Eigentum. Die Familie kann eigene Ziele verfolgen, beispielsweise die Sicherung der Familienmitglieder. Das Eigentum beeinflusst das Unternehmen beispielsweise durch Ressourcenlimitierung. Die Einstellung «Eigentum verpflichtet» kann dazu führen, dass die Haftbarkeit der Familie strategische Entscheidungen beeinflusst. Das Management beeinflusst die strategischen Entscheidungen, beispielsweise Internationalisierung oder die Erweiterung des Produktportfolios.
In jedem der drei Systeme können Familienmitglieder involviert sein, das ist aber keine zwingende Voraussetzung. Die Unternehmerfamilie ist die wichtigste Ressource. Sie bringt aber auch eine eigene Dynamik in das Geschäftsgebahren ein. In der Firmengeschichte ist die Regelung der Nachfolge ein zentraler Punkt. Die Rollen der beteiligten Akteure verändert sich in dieser Zeit. Unternehmer müssen loslassen, die nächste Generation integrieren und ihr Managementkompetenz zutrauen. Diese Veränderungen beinhalten Risiken und Chancen, die das Unternehmen und die Familie betreffen.
Ein entscheidender Faktor ist das Commitment. Darunter versteht man die Bindung zwischen Familienunternehmen und Familie als Ganzes. Diese Bindung kann auch mit einer gefühlten Verpflichtung einhergehen. Commitment ist in der Forschung ein zentraler Faktor, identifiziert während der Nachfolgeregelung.
Innovation als Erfolgstreiber
Innovation ist häufig ein strategisch verankerter Prozess und Bestandteil der unternehmerischen Ziele. Die Innovation ist die Basis dafür, dass das Unternehmen im Markt dauerhaft überlebt. Die Unterschiede zwischen den Branchen sind gross, pendeln diese doch zwischen hoher Dynamik oder Statik hin und her. Wichtig ist zu erkennen, dass die Digitalisierung Branchen verändern kann. Diese Ausrichtung gilt als anspruchsvoller Bestandteil der Familienunternehmen.
Hinsichtlich Innovation gelten für Familienunternehmen Besonderheiten. Es gibt Familienfirmen, die risikoavers und nicht innovativ sind. Es ist empirisch belegt, dass Familienfirmen in Innovation weniger investieren als Nicht-Familienunternehmen. Verstärkt wird dieser Punkt, wenn neben der Eigentümerschaft auch die Geschäftsführung in der Familienhand liegt. Familienfirmen zeichnen sich öfter dadurch aus, dass sie flache Hierarchien und direkte Kommunikationswege haben. So öffnet sich die Möglichkeit, das Wissen von Mitarbeitenden oder von externen Partnern zu integrieren. Famili-enfirmen nutzen ihre Eigentümer- und Shareholderfunktion, um Manager und ihr Engagement im Innovationsprozess besser zu kontrollieren, sich aber auch selbst aktiv einzubringen.
Das unternehmerische Erbe kann die Innovationsfreudigkeit von Familienmitgliedern positiv beeinflussen. Vor allem die Erziehung fördert diesen Prozess. Familienunternehmer können sich im gesamten Innovationsprozess involvieren. Sie können Innovationstreiber oder -bremser sein. Die Schweiz wird in der allgemeinen Wahrnehmung als traditionell und hochinnovativ beschrieben. Die Ergebnisse der Studie «Innovation in Schweizer Familienunternehmen» der Universität Bern zeigen, wie sich die Rahmenbedingungen auf die Innovation auswirken.
Vor allem Prozessinnovationen
Von 99 Unternehmensnachfolgern geben zwei Drittel an, mindestens eine Produkt-innovation umgesetzt zu haben. Mehr als die Hälfte der Firmen, die keine Produkt-innovation gemacht haben, rekrutieren sich aus der Baubranche. 88 Prozent der Warenhersteller/Industrie geben an, in den letzten drei Jahren mindestens eine Produktinnovation umgesetzt zu haben.
69 Nachfolgende haben in den letzten drei Jahren mindestens eine Prozessinnovation umgesetzt. Die Unterschiede in der Branche sind gross; 96 Prozent der Warenhersteller/Industrie haben in den letzten drei Jahren Prozessinnovationen realisiert. Unternehmen sind, in Abhängigkeit der Branche, auf Prozessinnovationen angewiesen.
47 Prozent der Firmen geben an, mindestens eine Innovation in Kooperation mit Dritten realisiert zu haben. Aber mehr als die Hälfte führt weder eine Produkt- noch Prozessinnovation mit Dritten durch. Branchenunterschiede lassen sich bei Kooperationen nicht ausmachen. Wenn noch der Umsatz einbezogen wird, dann ist dieser rund 50 Prozent höher als bei Firmen, die mit Dritten kooperieren. Eine Zurückhaltung auf «Open Innovation» ist sichtbar. Liegt hier ungenutztes Potenzial frei?