Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Zurückhaltung geboten

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Das Verkaufssignal kam rechtzeitig in unserer letzten Ausgabe. Es geht weltweit abwärts an den Aktienbörsen. Der SMI-Index der Schweiz konnte sich noch relativ gut halten, aber sich dem Abwärtstrend nicht ganz entziehen. Der andauernde Handelskonflikt USA–China, die Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran, der Brexit, Italiens Haushalt und die Diesel-Fahrverbote lasten auf den internationalen Aktienmärkten. Dazu kommt, dass die Kurse schon mehrere Jahre gestiegen sind und statistisch eigentlich jedes dritte Kalenderjahr ein Baisse-Jahr sein müsste. Auch die Konjunkturprognosen für 2018 und 2019 wurden gesenkt; der Einkaufsmanager-Index in den USA war im September und Oktober rückläufig. Schauen wir uns die Einzelsignale an; am Ende ziehen wir Bilanz für unser aktuelles Handeln.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen bleiben extrem niedrig und stehen knapp im Minus-Bereich. Zwar erleichtert dies den Unternehmen die Kreditaufnahme und wäre daher positiv zu werten. Doch die Nachfrage nach Krediten ist eben aufgrund der schwachen Konjunkturprognosen nicht besonders gross. Erfreulich ist weiterhin die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank, die dafür sorgt, dass der Franken-Zins im Handel unter Banken (Libor) für zwölf Monate deutlich im negativen Bereich (minus 0,53%) bleibt. Das verhindert wenigstens einen spekulativen Anstieg des Frankens und wendet damit Schaden von der schweizerischen Exportindustrie ab.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Daher hat dieses Signal ab Ende Oktober in den positiven Bereich gedreht und bleibt dies bis Ende April. Doch es gibt auch Ausnahmesituationen. Beispielsweise waren die Wintermonate 2015/2016 von kräftigen Kursverlusten geprägt.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Dazu beobachten wir die Kurse der letzten neun Monate. Seit Ende September überwiegt meist die Zahl der Aktien, die ein neues Tief melden. Mitte November gab es zwar neue Hochs bei Novartis, Roche, Nestlé und Zurich Insurance. Pharma- und Nahrungsmittelwerte laufen ja auch bei allgemeinen Kursrückgängen in der Regel verhältnismässig gut. Diese Aktien können gehalten werden. Folgende Aktien, die vor kurzem ein neues Tief aufwiesen, sind aber in der Mehrheit: Aryzta, Ascom, Richemont, Swatch, Geberit, Meyer Burger, Kudelski, Rieter, Georg Fischer, Bucher, Arbonia, Oerlikon, Julius Bär, Dufry, Implenia, Credit Suisse, Sulzer, UBS, Ems-Chemie. Rechnen Sie bei diesen also mit weiter fallenden Kursen.

4. Der SMI-Index: Positiv

Trotz der Kursverluste in Europa hat der SMI noch kein 20-Wochen-Tief gemeldet. Dazu müsste er weiterhin die Marke 8512 Punkte an einem Wochenschluss unterschreiten. Das kann durchaus noch kommen, weil sich der SMI einem allgemeinen europäischen Abwärtstrend nur schwer entziehen kann. Auch die in der letzten Ausgabe erwähnte «Kopf-Schulter-Formation» droht immer noch.

5. Der Banken-Index: Negativ

Der Banken-Index war hingegen schon vor einem Monat im negativen Trend und ist mittlerweile auch weiter leicht gefallen. Bei diesem Index kommen freilich auch die Ängste wegen der italienischen Verschuldung zum Tragen. Noch sollte man hier die Lage nicht dramatisieren. Zehnjährige italienische Anleihen weisen immer noch eine Rendite unter vier Prozent auf. Das bedeutet, dass Anleger noch genügend Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Italiens haben; sonst wären die Zinsen dort ja wesentlich höher. Der Bankenindex notierte Mitte November bei 123 Punkten. Er müsste die 135-Punkte-Marke übersteigen, um wieder ein Kaufsignal zu geben. Vertrauen­er­weckend sieht das Chartbild des Banken-Index jedenfalls nicht aus. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 3:2 ist unser Börsenradar wieder in den positiven Bereich geraten. Das lag am Saisonfaktor, der mittlerweile gedreht hat. Da sich die anderen vier Indikatoren nicht verändert haben, gibt es also wieder eine Mehrheit für steigende Aktienkurse. Aber wie die Analyse der einzelnen Indikatoren zeigte, ist dieser positive Stand sehr brüchig. Es ist nicht ratsam, jetzt massive Neukäufe zu tätigen. Zumindest sollte es erst eine Mehrheit für Aktien geben, die steigende Kurse aufweisen. Es ist also weiterhin Zurückhaltung geboten.

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