Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Zinserhöhungen bremsen

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Wie in unserer letzten Ausgabe beschrieben, will der Aktienmarkt nach oben. Das ist kein Wunder, denn die Preise steigen ja weltweit für alles. Auf Dauer gibt es da auch bei den Aktienkursen keine Ausnahme. Aber eben gegen die Preissteigerungen setzen sich die Zentralbanken weiterhin zur Wehr. Sie erhöhen die Zinsen, um Schulden, Geldmengen und auch Lohn- und Preiserhöhungen zu bekämpfen. Die US-Zentralbank, auf die es ja hauptsächlich ankommt, kann sich diese straffe Geldpolitik angesichts der niedrigsten Arbeits­losenzahlen seit 1969 von nur 3,4 % auch leisten. Und sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Notenbank der Schweiz haben bereits angekündigt, dass auch sie ihre Leitzinsen weiter er­höhen wollen. Und weil eine wichtige ­Börsenregel lautet, dass man sich nicht gegen die Zentralbank stellen dürfe, bedeutet das, in den kommenden Monaten sehr vorsichtig zu bleiben. In den Sommermonaten könnten die Aktien­kurse noch einmal deutlich fallen. Erst wenn die ­Zentralbanken signalisieren, dass das Ende ihrer Zinserhöhungen allmählich erreicht ist, haben die Kurse wieder grösseren Spielraum nach oben. Aber schauen wir uns zunächst einmal an, was unsere bewährten Indikatoren meinen:

1. Zinssignale: Negativ
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ­ökonomischen Lehrbüchern. Und der Trend bei den Renditen der zehnjährigen schweizerischen Bundesobligationen zeigt eindeutig nach oben, wie Sie in der Grafik sehen. Vorläufig müssen wir daher immer noch von einem weiteren Zinsanstieg ausgehen.

 

2. Der Saisoneffekt: Positiv
Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich ­bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Aber ab dem letzten Wochenende im April müssen wir auch berücksichtigen, dass sich dieser bis jetzt noch positive Indikator drehen wird.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv
Unsere Liste der 64 wichtigsten schweizerischen Aktien zeigt bis jetzt noch ein sehr positives Bild. Am ersten März-Wochenende meldeten 13 Aktien ein neues 9-Monats-Hoch, nämlich Swatch, Holcim, UBS, Richemont, Georg Fischer, Swiss RE, Bucher, Sulzer, Schindler, Zehnder, Swisscom, Swiss Life und Helvetia: Mit diesen Aktien sind Sie vorläufig auf der sicheren Seite. Zwei Ak­tien, nämlich Roche und Kudelski, melden neue Tiefs. Das sind Verkaufskandidaten. Schwach im Trend liegen auch Credit Suisse, Sonova, Arbonia, Givaudan, Oerlikon, Logitech und Zur Rose. Auch diese Aktien würden wir meiden.

4. Der SMI-Index: Positiv
Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schweizerischen Aktien hat ja schon im Januar ein Kaufsignal gegeben. Aber die Entwicklung seit Februar und März zeigt auch, dass sich der SMI schwertut, gegen die Nachrichten von steigenden Zinsen anzukämpfen, auch wenn er eigentlich nach oben will. Noch ist der Trend positiv einzuschätzen, zumal mit dem Monat April ja noch ein tra­ditionell freundlicher Börsenmonat bevorsteht.

5. Der Banken-Index: Positiv
Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Dieser Index, der schon vor zwei Monaten die Trendwende geschafft hat, bleibt auch weiterhin stark, vor allem weil die Banken von dem Ende der Negativzinsen ­pro­fi­tieren. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 4:1 positiv
Unsere fünf Indikatoren zeigen immer noch dasselbe positive Bild wie vor einem Monat. Es besteht also noch kein Grund, jetzt aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Gut, man sollte an der Börse nie gegen die Zentralbank wetten. Aber es gibt auch die Börsenregel, dass man dem Trend folgen solle. Und der ist noch eindeutig positiv. Ausserdem ­weisen Ökonomen darauf hin, dass die Zinsen ja nach jahrelangem Verbleib in der Minuszone auch jetzt historisch nicht besonders hoch sind. Anfang 2000 gab es bei den zehnjährigen schweizerischen Bundesobligationen noch 3,6 Prozent Zinsen, heute 1,5 Prozent. Damals war das noch eine echte Alternative zum Aktienmarkt. Heute beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite bei den schweizerischen Aktien 2,3 Prozent. Da können Obligationen nicht mithalten.

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