Finanzen & Vorsorge

Finanz- und Vorsorgeplanung III

Welche Wertschriften sich für die Altersvorsorge eignen

Das private Sparen im Rahmen der dritten Säule gewinnt für die Sicherung der finanziellen ­Bedürfnisse im Alter zunehmend an Bedeutung. Im Gegensatz zu Pensionskassen können Privatpersonen das tun, was aufgrund aller Erfahrungen angezeigt ist: grösstenteils in ­Aktien investieren.
PDF Kaufen

Die AHV ist nicht zuletzt wegen der sich verschlechternden Demografie Sanierungsfall und Reformbaustelle zugleich. Die zweite Säule kann unter Vorgabe zu hoher Umwandlungssätze ihre Rentenversprechen langfristig nicht einhalten. Der Kapitalmarkt als «dritter Beitragszahler» liefert im Niedrigzinsumfeld schon seit mehreren Jahren nicht mehr die erforderlichen Beiträge, da die (zu) hohe Allokation in Obligationen keine attraktive Rendite abwirft. Ein düsteres Bild für die Schweizer Vorsorgesysteme, das sich nicht so schnell ändern dürfte. Das private Sparen in der dritten Säule wird deshalb immer wichtiger, um Vorsorgelücken im Alter zu schliessen.

Vorsorgelücken schliessen

Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen: Anleger mit einem langen Anlagehorizont sollten einen möglichst gros­sen Anteil ihres Vermögens in Aktien investieren, denn in der langen Frist schlagen Aktien alle anderen Anlageklassen. Die Schlussfolgerung liegt also nahe, dass die Portfolios sowohl von Pensionskas­-sen als auch von fürs Alter sparenden ­Privatpersonen eine möglichst hohe Aktienquote aufweisen sollten. Die Realität zeigt aber etwas anderes: Gemäss Swiss­canto-PK-Studie 2020 halten Schweizer Pensionskassen nur gerade ein Drittel ­ihres Vermögens in Aktien – vom Regulator erlaubt wäre gemäss BVV2 ein Aktienanteil von 50 Prozent.

In privaten Portfolios ist die Gewichtung von Aktien heute zwar so hoch wie selten, aber auch dort gibt es noch viel Spielraum nach oben. Die Aktienquoten in ausge­wogenen Anlagestrategien der Schweizer Banken liegen im Durchschnitt zwischen 45 und 50 Prozent, wie beispielsweise dem Anlagepanorama der NZZ zu entnehmen ist.

Doch während Vorsorgeeinrichtungen teilweise die Hände gebunden sind – sie dürfen wegen ihrer jährlichen Rechenschaftspflicht keine zu hohen Schwankungen in Performance und Deckungsgrad aufweisen –, sollten langfristig orientierte Privatanleger nicht vor hohen Aktienquoten zurückschrecken. Dies gilt vor allem auch für Gelder, die in der Säule 3a unter Umständen noch für viele Jahre oder Jahrzehnte gebunden sind und somit allfällige Kursschwankungen problemlos absorbieren können. Im anhaltenden Niedrigstzinsumfeld mit den einhergehenden ungenügenden Obligationenrenditen hat dies in der letzten Dekade eine ganz neue Wichtigkeit erhalten.

Um die finanziellen Bedürfnisse im Alter decken zu können und eine langfristig möglichst hohe Performance zu erzielen, sollten private Investoren ihren Aktienanteil also auf gegen 100 Prozent erhöhen – wenn die Mittelverwendung zumindest zehn Jahre in der Zukunft liegt. Dabei sind jedoch drei Themen zu berücksichtigen: die verschiedenen Bedürfnisse der Anleger in verschiedenen Lebensabschnitten, die Portfoliodiversifikation und die Eigenverantwortung in Sachen Altersvorsorge.

Risikofähigkeit genau abklären

Die Bedürfnisse und somit die Risikofähigkeit einer Person ändern sich im Zeitablauf. Während das Ziel vieler junger Anleger oft ein möglichst hoher und dynamischer Kapitalaufbau ist, dürften ältere Personen, die kurz vor der Pensionierung stehen oder bereits im Ruhestand sind, den Fokus auf Kapitalerhalt und regel­mässige Cashflows legen. Doch aufgepasst: Auch frisch Pensionierte tun gut daran, auf Aktien zu setzen, denn die durchschnittliche Lebenserwartung bei Pensionierung beträgt in der Schweiz für Frauen 23 und für Männer 20 Jahre. Und Cashflows können auch mit dividendenträchtigen Blue Chips generiert werden, die vielfach eine deutlich höhere Rendite abwerfen als Obligationen in Anlagequalität.

Jede Anlagestrategie sollte sowohl auf Portfolioebene als auch innerhalb der einzelnen Anlageklassen eine sinnvolle Diversifikation aufweisen – in Bezug auf Korrelation und erwartete Volatilität der Titel. Das Aktienportfoliorisiko kann beispielsweise durch Investitionen in verschiedene Sektoren, Branchen, Länder oder Style-Faktoren gesenkt werden. Eine solche Diversifikation kann von Inves­toren jedoch nur in (sehr) grossen Portfolios über Direktanlagen in Einzeltitel selbst umgesetzt und bewirtschaftet werden. Deshalb eignet sich für «normale» Privatinvestoren und Sparer die Anlage in diversifizierte Aktienfonds.

Es gibt am Markt tausende verschiedene Aktienfonds, und Anleger finden für jeden Geschmack, jede Vorliebe und jedes Risikoprofil ein passendes Anlagevehikel. Sie können den Schwerpunkt auf Sek­toren, Branchen oder Regionen legen, gros­se Indizes einfach replizieren, oder auf bestimmte Themen setzen. Thematische Fonds investieren typischerweise in die ganze Wertschöpfungskette entlang eines Themas; zum Beispiel im Bereich digitale Wirtschaft oder Cleantech. Ein weiterer, rasch wachsender Schwerpunkt ist auch das Thema Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit/Performance

Gerade in der Altersvorsorge haben ESG-Anlagen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Einerseits zeigen verschiedene Studien, dass ESG-Anlagen eine durchaus marktkonforme Rendite erzielen, dies bei geringeren Kursschwankungen als Produkte, die keine Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Andererseits erwarten viele jüngere Anleger nicht nur eine optimale finanzielle Vorsorge für sich selbst, sondern auch geeignete Massnahmen für die Umwelt. Sie wollen, wenn sie in 20 bis 30 Jahren in Rente gehen, eine intakte Umwelt vorfinden.

Zudem dienen nachhaltige Anlagen auch dem Risikomanagement, weil sie sämtliche Portfoliorisiken berücksichtigen, also auch Klimarisiken und soziale Aspekte. Nachhaltig agierende Unternehmen weisen ein langfristig besseres Geschäftsmodell auf und sind besser für die Zukunft positioniert, was auch einen höheren finanziellen Erfolg nach sich ziehen sollte. Sektoren und Firmen, welche die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit nicht schaffen, kommen unter die Räder – dies seitens der Investoren und der Regulierungsbehörden.

Anbieter von Vorsorgelösungen können und müssen auf diese Entwicklungen ­reagieren, indem sie entsprechende Produkte für die 3. Säule anbieten. Der «Kokon value green» zum Beispiel, eine Vorsorgelösung für die Säulen 3a und 3b der Liechtenstein Life, investiert ausschliesslich in Anlagefonds, die stringente Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. 

Eigenverantwortung ist gefragt

Wie erwähnt, können Vorsorgelücken also nur durch eigenverantwortliches Sparen und private Vorsorgeprodukte abgefedert oder geschlossen werden – und die Akzeptanz dazu ist hoch. Umfragen unter der Schweizer Bevölkerung zur zweiten Säule zeigen, dass das freiwillige, steuerbegünstigte Sparen die beliebteste Korrekturmassnahme zur Sicherung der finanziellen Bedürfnisse im Alter ist.

Der Aufbau von Vorsorgekapital über die Säule 3a kann über eine Banklösung oder eine Versicherungslösung erfolgen. Für beide Varianten gelten zu Kapitalbezug und steuerlicher Abzugsfähigkeit die gleichen gesetzlichen Bedingungen. Bank­produkte bieten etwas mehr Flexibilität. Versicherungslösungen liefern einen Risikoschutz für Erwerbsausfall, Invalidität und Todesfall, und das Sparziel wird auf jeden Fall erreicht. Lebensversicherungsprodukte ohne garantierte Ablaufleistung bieten die Möglichkeit, zu 100 Prozent in Aktienfonds zu investieren, Bankprodukte sind auf 50% Aktienanteil beschränkt. Zudem ermöglichen Versicherungspolicen die privilegierte Begünstigung von Ehegatten, Konkubinatspartnern oder Kindern.

Als Grundregeln für das private Sparen fürs Alter gelten: so früh wie möglich damit beginnen, jährlich mindestens fünf Prozent vom Bruttolohn in eine Vorsorgelösung investieren – und bei ausreichendem Zeithorizont eine möglichst hohe Aktienquote halten.

Porträt