Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Warnsignale der Zentralbanken

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Nach den kräftigen Kursverlusten seit Ende Februar hat es endlich wieder Kurserholungen im Juli gegeben. Aber die Anleger sollten sich nicht täuschen lassen. Auffällig ist, dass enttäuschende Unternehmensergebnisse an der Börse gleich mit harten Kursverlusten bestraft werden, während überraschend gute Daten kaum Kursgewinne zur Folge haben. Das heisst, dass die Grossanleger im Moment immer noch misstrauisch sind und weitere Kursrückgänge an den Börsen erwarten. Vor allem die amerikanischen Aktien, aber auch viele SMI-Titel sind offenbar noch stark überbewertet. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (Börsenwert zum Jahresumsatz) des SMI liegt im Durchschnitt bei 3,6. Das ist wesentlich höher als der historische Vergleich seit 2004 mit nur 2,5 Durchschnitt aufweist. Dass also die Kurse jetzt bereits zu niedrig wären, davon kann man nicht ausgehen.

Aber schauen wir nun, was unsere bewährten Indikatoren melden.

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Dass die Renditen der zehnjährigen Obligationen in der Schweiz zuletzt wieder gesunken sind, mag von daher zwar hoffnungsvoll erscheinen. Aber dies ist wohl auf die weltweite Konjunkturschwäche zurückzuführen. Die Zentralbanken haben ihre Zinserhöhungspolitik ja noch nicht aufgegeben.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. Seit Mai ist der Saisoneffekt wieder negativ. Und die Monate August und September gelten dazu noch als besonders gefährlich.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Dieser Indikator vergleicht, wie viele der 64 wichtigsten Aktien der Schweiz ein neues 9-Monats-Hoch und wie viele ein neues 9-Monats-Tief melden. Ende Juli meldeten nun zwei Werte (Implenia und Huber+Suhner) ein 9-Monats-Hoch und keine der übrigen 62 ein neues 9-Monats-Tief.

Auch das könnte ein hoffnungsvolles Zeichen sein, wenn es konstant bliebe. Aber erfahrungs­gemäss wechselt dieser Indikator leider auch sehr schnell seine Mehrheiten. Besondere Vorsicht ist geboten bei den relativ schwachen Aktien (Adecco, Logitech, Rieter, Credit Suisse, Temenos, Ascom und Zur Rose).

4. Der SMI-Index: Negativ

Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schweizerischen Aktien bleibt im Abwärtstrend. Um diesen Trend zu ändern, müsste er die 12 500-Marke deutlich überspringen.

5. Der Banken-Index: Negativ

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanzgefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten.

Die Banken hofften, durch eine grössere Zinsspanne auch an den steigenden Kreditzinsen verdienen zu können. Nachteilig ist aber die zu erwartende Weltrezession, die Kreditausfälle mit sich zieht. Daher haben vor allem einige US-Banken zuletzt grössere Kursverluste verkraften müssen. Jedenfalls zeigt der Banken-Index noch keine Wende nach oben an.

Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 1:4 negativ

Es bleibt bei dem mehrheitlich negativem Bild unseres Börsen-Radars: Bis auf den momentan positiven Stand «Neue Hochs zu neuen Tiefs bei 64 Schweizer Aktien» senken alle Indikatoren den Daumen noch nach unten. Es ist vor allem die Politik der Zentralbanken, die in ihrem Be­­-streben, die Inflation zu bekämpfen, derzeit die Zügel wohl zu stark anziehen und dabei die ohnehin schwache Konjunktur vollends abwürgen. Unter solchen Umständen kann in den kommenden Monaten von Aktienkäufen nur weiter abgeraten werden.

Wichtig bleibt, möglichst viel Liquidität zu halten, um gegebenenfalls im Herbst wieder zu niedrigeren Kursen als heute einzusteigen.

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