Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Verkaufssignale überwiegen

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
PDF Kaufen

Wie schon im letzten Bericht vermutet, über­wiegen nun seit Ende April die Verkaufssignale. Schon im Februar und März zeigten besonders die europäischen Börsen deutliche Schwächen. Auch wenn es zwischendurch immer wieder Erholungsphasen gab, waren die Warnzeichen zuletzt nicht mehr zu übersehen. Die neuen Börsengänge haben sich erhöht, was schlicht bedeutet, dass das Kursniveau aus Sicht der Anbieter so hoch ist, dass man noch schnell Aktien an den Börsen platziert, ehe die Kurse wieder sinken. Die Konjunkturbarometer liegen auf beiden Seiten des Atlantiks mittlerweile wieder tiefer, wenn auch noch auf hohem Niveau. Aber der Trend geht dahin, dass mit einer Abschwächung gerechnet wird. Ein weiteres Warnsignal sind die steigenden US-Zinsen im kurzfristigen Bereich, auch wenn sich die US-Zentralbank immer wieder darum bemüht, keine Panik aufkommen zu lassen und die Zinsen in Europa immer noch ganz niedrig bleiben – bei uns in der Schweiz sogar im negativen Bereich. Schliesslich ist es auch ein Warnzeichen, wenn die bisher gut gelaufenen Aktien, voran die Technologiewerte, plötzlich überdurchschnittliche Schwächen zeigen. Das ist ein Hinweis, dass Grossanleger nun peu à peu ihre Gewinne mitnehmen, also aussteigen und Liquidität in ihre Depots nehmen.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen ist seit unserem letzten Bericht sogar wieder gesunken und liegt nun erneut im Minusbereich. Doch ist dieses «positive Signal» auch mit Skepsis zu betrachten. Denn es zeigt, dass die Kreditnachfrage wieder schwächer geworden ist, was auf eine flaue Konjunktur hindeutet. Aus diesem Grund muss die Zentralbank die kurzfristigen Zinsen weiterhin weit im Minusbereich halten, um erstens eine neue Aufwertung des Frankens zu verhindern, und zweitens, um keine Rezessionsgefahr aufkommen zu lassen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober seit 1960 eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. Daher dreht dieses Signal nun ab Ende April in den negativen Bereich.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten.

Diese Methode gibt starke Warnsignale, vor allem für folgende Aktien, die ein neues Tief aufweisen: Kudelski, Burkhalter, Rieter, Sulzer, Forbo, Roche, ACE, Geberit, Schindler und Vontobel. Dagegen melden nur zwei Aktien zuletzt ein neues Hoch, nämlich Vifor und Swatch. Neben den Aktien mit neuem Tief sind auch folgende Werte dringend zum Verkauf anzuraten, aufgrund ihrer relativen Schwäche: Aryzta, Dufry, Dormakaba, Meyer Burger, ABB und Adecco.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der SMI ist schon seit drei Monaten im Abwärtstrend. Für eine Fortsetzung der Hausse müsste er über 9557 Punkte steigen. Mitte April lag er bei 8740 Punkten. Daher ist ein neues Kaufsignal unrealistisch.

5. Der Banken-Index: Positiv

Der Banken-Index (137 Punkte) blieb bis jetzt noch im Aufwärtstrend. Für ein Verkaufssignal müsste er 136 Punkte unterschreiten. Er hat sich noch relativ gut gehalten, weil er im Vergleich zu früheren Höchstkursen von 300 Punkten sehr tief liegt. Dennoch liegt er nur noch ganz knapp über seinem Verkaufssignal. In www.boersen­sig­nale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 2:3 weist unser Börsenradar ab jetzt negative Signale auf. Letztlich bedeutet dies, dass Sie Ihren Aktienanteil im Depot deutlich vermindern oder ganz aussteigen sollten. Privatanleger haben es ja immer leichter als Grossanleger, weil sie mit ihren Verkäufen keine Sorge haben müssen, das Kursniveau insgesamt zu beeinflussen. Sollte es nicht zu einer Aktienbaisse in den Sommermonaten kommen, wird als Erstes die Methode 3 (Anzahl der neuen Hochs und Tiefs) ein Kaufsignal geben.


Uwe Lang ist Finanz- sowie Börsenexperte, Publizist und Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

Porträt