Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

US-Zinsanhebung belastet

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Der Kursrückgang im Januar hat deutlich ge­macht, dass die Aktienbörsen im Jahr 2022 offenbar vor schwierigen Zeiten stehen. Ein drohender Krieg in der Ukraine und die Entschlossenheit der US-Zentralbank, die Zinsen anzuheben, haben die Märkte stark verunsichert. Bei genauerem Hin­sehen wird aber klar, dass vor allem die masslos überbewerteten amerikanischen High-Tech-Werte massiv verloren haben. Niedrig bewertete Standardaktien in Europa konnten hingegen sogar teilweise zulegen. Dennoch sollte man als Anleger auf der Hut sein. Denn seit über einhundert Jahren hat sich eine Regel fast immer bewährt: Setze nie gegen die US-Zentralbank! Denn die sitzt stets am längeren Hebel.

Noch profitieren freilich die Aktien davon, dass sie wesentlich höhere Dividendenrenditen bieten können als die Anleihezinsen. Und die Panikreaktionen wegen der Konfrontation in der Ukraine-Krise waren übertrieben, denn ein russischer Einmarsch in die Ukraine ist höchst unwahrscheinlich. Die Folgen für die russische Wirtschaft, die ohnehin unter hoher Inflation und Kursverfall leidet, wären zu hoch. Was sagen nun unsere Indikatoren?

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. 

Auch in der Schweiz steigen die Zinsen, wie Sie der Grafik entnehmen können. Zwischenzeitlich überschritt die Rendite sogar wieder knapp die Null-Linie. 

Der Trend zeigt jedenfalls nach oben, und das ist für Aktien-Anleger ein erstes Warnzeichen. Im Grund müssten die Zinsen wegen der steigenden Preise längst deutlich höher liegen.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Seit November ist der Saisoneffekt wieder positiv.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Dieser Indikator vergleicht, wie viele der 64 wichtigsten Aktien der Schweiz ein neues 9-Monats-Hoch und wie viele ein neues 9-Monats-Tief melden. Bisher überwiegen noch die neuen Hochs. Anfang Februar meldeten fünf ein neues Hoch und nur eine Aktie ein Tief. Die Favoriten sind Arbo­-nia, UBS, Swiss RE, Helvetia und Implenia. Verkaufskandidaten sind neben Julius Bär (neues Tief) Credit Suisse, Bucher, Oerlikon, Schindler, Logitech, Kudelski und Adecco.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der Swiss Market Index liegt trotz des Rücksetzers im Januar immer noch im Aufwärtstrend. Zuletzt wiesen wir darauf hin, dass dem schweizerischen Aktienmarkt nicht viel passieren kann, solange die 12 000-Punkte-Marke hält. Dies gilt nach wie vor. Stand am 2. Februar 12 360 Punkte.

5. Der Banken-Index: Positiv

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten.

Der Banken-Index hat sich in letzter Zeit besonders gut entwickelt, weil die Banken von den steigenden Kreditzinsen profitieren und im Gegensatz dazu die Europäische Zentralbank ihre Zinsen noch niedrig hält. Die Kurse der Banken haben ja im historischen Vergleich zu anderen Branchen noch viel aufzu­holen. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 4:1 positiv

Bis auf die Zinsentwicklung stehen im Moment weiterhin die Indikatoren mit 4:1 auf der positiven Seite. Das würde sich allerdings schnell ändern, wenn der SMI im Februar unter 12 000 Punkte absinken sollte. Dann würden auch schnell die Aktien überwiegen, die ein neues Tief melden, und es stünde insgesamt 2:3 negativ.

Doch noch ist davon auszugehen, dass die Kurse während des Winterhalbjahrs bis Ende April freundlich bleiben. Danach könnten die steigenden US-Zinsen und die Tatsache, dass die Aktien schon sehr hoch bewertet sind, zu einem Kurseinbruch führen.

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