Die Krux mit dem Erbe
Bei der familieninternen Nachfolge, auch als FBO (Family Buy-out) bekannt, ist es matchentscheidend, der Ehe- und Erbrechtsthematik genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Denn in vielen Fällen wird der bestehende Betrieb an eines der Kinder des Unternehmers verkauft; manchmal aber auch an ein Enkelkind oder ein anderes Familienmitglied. Weil das geschäftliche mit dem familiären Umfeld vermischt wird, ist eine enge Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt sehr zu empfehlen, um späteren Streitigkeiten, wenn beispielsweise nur eines der Kinder ins Unternehmen einsteigt, vorzubeugen. Die juristische Fachperson kann die bestehenden Ehe- und Erbverträge prüfen und ergänzen oder bei Bedarf neue Dokumente aufsetzen und diese mit den betroffenen Familienmitgliedern besprechen und finalisieren. Der Kaufpreis spielt bei der familieninternen Nachfolge eine untergeordnete Rolle, da es für den Unternehmer oft wichtiger ist, dass alle Beteiligten mit der angestrebten Lösung zufrieden sind.
Weil auch dem Thema «Loslassen» der abtretenden Person Beachtung geschenkt werden muss, dauert der familieninterne Nachfolgeprozess schnell einmal zwei bis fünf Jahre. Aus diesem Grund ist es für alle Beteiligten zentral, einen detaillierten Zeitplan inklusive der Meilensteine aufzusetzen. Dadurch kann die schrittweise Übergabe strukturiert und schriftlich festgehalten werden.
Schlüsselfaktor Betriebsklima
Ein Management Buy-out (MBO) hat den Vorteil, dass ein oder mehrere Mitarbeitende oder die bereits eingesetzte Geschäftsführerin, die das Unternehmen übernehmen, den Betrieb sowie die Abläufe und die Kunden bereits kennen. Gleichzeitig kann die neue Eigentümerschaft auf eine bestehende Beziehung zu den im Betrieb beschäftigten Mitarbeitenden bauen. Daher gilt den zwischenmenschlichen Faktoren bei dieser Lösung ein besonderes Augenmerk. Denn ohne ein gesundes Unternehmensklima droht diese Form der Nachfolge zu scheitern.
Die Übergangszeit ist abhängig vom Umfang der ausstehenden Aufgaben und Schritte, ist mit durchschnittlich 9 bis 24 Monaten aber deutlich weniger lang als bei der familieninternen Nachfolge. Wichtig sind auch bei dieser Lösung die saubere Strukturierung und Planung. Mithilfe einer Unternehmensbewertung ist es möglich, einen fairen Kaufpreis zu ermitteln. Um den Käufer bei der Finanzierung zu unterstützen, lassen einige Verkaufende mitunter ein Verkaufsdarlehen stehen, das nach Rückzahlung eines möglichen Bankdarlehens nachrangig bedient wird.
Zahlen im Fokus
Der Fokus bei einem externen Verkauf, auch bekannt als Mergers und Acquisitions (M & A), liegt auf der klaren Strukturierung des Prozesses. Durchschnittlich dauert dieser lediglich 4 bis 12 Monate, da die «harten Faktoren» wie Zahlen sowie der zu zahlende Kaufpreis überwiegen. Im Rahmen einer Due Diligence prüft der Käufer das zum Verkauf stehende Unternehmen im Detail. Dazu sieht er beispielsweise die wichtigsten Verträge, Steuerunterlagen und sonstige Dokumente zu bestehenden Verpflichtungen ein. Ob die Nachfolgelösung innerhalb der Familie oder des Unternehmens gefunden wird oder ob ein externer Käufer die Firma übernimmt: Im Laufe des Prozesses gibt es diverse Stolpersteine, die man nicht ausser Acht lassen sollte. Werden diese in die Planung mit einbezogen und transparent angesprochen, entsteht für alle beteiligten Parteien ein deutlicher Mehrwert.
Die Preisfrage
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Preisvorstellung zwischen Käufer- und Verkäuferschaft oft auseinander geht. Während bei der familieninternen Nachfolge die Gerechtigkeit unter den Erben eine grosse Rolle spielt, haben die den Kaufpreis finanzierenden Banken oder Investoren ein Interesse daran, dass der Kaufpreis einen marktgerechten Wert darstellt. Schliesslich muss der Kredit in einem angemessenen Zeitraum an den Finanzierungspartner zurückgeführt werden können. Um die Preisfrage zu klären, eignet sich eine Kaufpreisschätzung durch ein unabhängiges Beratungsunternehmen, das einerseits Klarheit über den Marktwert und andererseits Finanzierungspartnern die notwendige Entscheidungsgrundlage über eine Kreditgewährung schafft.