Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Unerwartete Kurserholung

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
PDF Kaufen

Wer seine Aktien noch nicht verkauft hat, bekommt nun durch die freundliche Kursentwicklung Ende April und Anfang Mai noch einmal die Gelegenheit, zu höheren Kursen zu verkaufen. Was hat zu dieser unerwarteten Kurserholung geführt? Es war weniger die Entspannung im Korea-Konflikt; wie man vermuten könnte. Auch die Entscheidung der US-Zentralbank, die Leitzinsen vorläufig nicht weiter zu erhöhen, war nicht ausschlaggebend. Vielmehr war es der gestiegene US-Dollar, der für Entlastung der europäischen Exportwerte sorgte. Ein schwächerer Euro und ein schwächerer Franken ermöglichen nun wieder preisgünstigere Verkäufe im Dollarraum, wozu auch Ostasien zu zählen ist, deren Währungen sich mehr am Dollar als am Euro orientieren.

Die Kurserholung sorgte dafür, dass unser Börsenradarsystem, das zuletzt mit 2:3 knapp in den negativen Bereich abgerutscht war, nun wieder mit 3:2 mehrheitlich positive Signale gibt. Aber schauen wir uns die Einzelsignale an; am Ende ziehen wir Bilanz für unser Handeln im Juni.

1. Zinssignale: Positiv
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bunde­s-obligationen liegt zum Redaktionsschluss immer noch knapp unter null und lässt darum schlussfolgern, dass mit deutlich steigenden Franken-Zinsen nicht zu rechnen ist. Auch die kurzfristigen Zinsen werden von der Zentralbank weiterhin ganz tief gehalten. Sie möchte vermeiden, dass sich Spekulanten erneut mit Franken eindecken und ihn wieder aufwerten. Es war ja nur mühsam gelungen, den Euro wieder auf rund 1,2 CHF aufzuwerten.

2. Der Saisoneffekt: Negativ
Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober seit 1960 eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. Daher hat dieses Signal nun ab Ende April in den negativen Bereich gedreht.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv
Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Zuletzt haben drei Aktien ein neues 32-Wochen-Hoch ausgebildet. Das sind, wie schon in unserer letzten Ausgabe, Vifor und Swatch und nun neuerdings auch Emmi. Wer diese Aktien hat, kann sie vorläufig halten, nachdem sie positive Signale geben.

Nur eine Aktie meldet ein 32-Wochen-Tief, und zwar Kudelski. Diese Aktie steht damit wie bisher zum Verkauf. Es sei aber darauf aufmerksam gemacht, dass diese Methode, die momentan ein 3:1-Signal gibt, in der Vergangenheit auch immer wieder schnell gedreht hat, wenn der Aktienmarkt wieder ein Stück abwärts gegangen ist. Man sollte diesen positiven Dreher also noch nicht als eine endgültige Trendwende ansehen. Vor allem bei Aryzta, Burkhalter, Rieter, Dormakaba, Meyer Burger und Adecco, die nach wie vor schwache Trends aufweisen, wären Verkäufe wohl nicht verkehrt.

4. Der SMI-Index: Negativ
Der SMI bleibt seit vier Monaten im Abwärtstrend. Für eine Fortsetzung der Hausse müsste er immer noch über 9557 Punkte steigen. Anfang Mai lag er bei 8740 Punkten. Daher ist ein neues Kaufsignal unrealistisch.

5. Der Banken-Index: Positiv
Der Banken-Index (139 Punkte) blieb bis jetzt noch im Aufwärtstrend. Für ein Verkaufssignal müsste er 136 Punkte unterschreiten. Er hat sich weiterhin gut gehalten, hat aber die letzten allgemeinen Aufwärtsbewegungen Ende April und Anfang Mai nicht mitgemacht. Sollten die Börsen wieder schwächer tendieren, rückt auch hier ein Verkaufssignal sofort ganz nahe. In www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale
Mit 3 : 2 weist unser Börsenradar zwar wieder mehrheitlich positive Signale auf. Doch sollte dies nicht zu sehr gewichtet werden, solange noch der SMI im Minusbereich liegt. Jedenfalls laden auch die Konjunkturdaten derzeit nicht dazu ein, sich in Erwartung wieder steigender Kurse wieder voll am Aktienmarkt zu engagieren. Das wichtigste US-Konjunkturbarometer, nämlich der Einkaufsmanager-Index, ist zuletzt im zweiten Monat in Folge gesunken. Bleiben Sie also vorsichtig.

Porträt