Finanzen & Vorsorge

Energieeffizienz

Umweltfreundliche Heizsysteme können sich lohnen

Die CO2-Abgabe wurde ab 2014 von 36 auf 60 Franken pro Tonne CO2 erhöht. Dazu muss man bei der heutigen politischen Lage damit rechnen, dass die Preise von Energieträgern wie Öl oder Gas steigen können. Im Frühling und Sommer hat man Zeit, um Umbauten und Sanierungen durchzuführen, so dass die Heizung im Winter effizient wirkt.
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Bevor man Umbauten und neue Heizsysteme plant, ist es sinnvoll, im Unternehmen oder im Privathaus den Energieverbrauch zu analysieren. Energie Schweiz meldet, dass rund 50 Prozent des schweizerischen Energieverbrauchs für Gebäude aufgewendet werden. Der grösste Teil davon für Heizung und Warmwasser. Den individuellen Energieverbrauch kann man bei Energie Schweiz mit dem individuellen Energiecheck berechnen.

Energieanalyse durchführen

«Energo» ist das Kompetenzzentrum für die Gesamtenergieeffizienz in bestehenden öffentlichen und privaten Gebäu­den innerhalb des Programms «Energieschweiz» . Indem die vorhandene Gebäudetechnik ideal aufeinander abgestimmt wird, kann der Energieverbrauch um 10 bis 15 Prozent gesenkt werden. Mit zusätzlichen gezielten Erneuerungen können weitere 25 Prozent eingespart werden. Es bestehen über 70 energo-­zerti­fizierte Ingenieurbüros, die vor Ort die Einsparpotenziale untersuchen und auswerten. Zusätzlich kann man den Ge­bäudeenergieausweis der Kantone, kurz GEAK, erstellen lassen. Dieser zeigt anhand einer Klassierung, welche energetische Qualität ein Gebäude aufweist und ist vergleichbar mit der Energieetikette für Haushaltsgeräte. Beurteilt werden die Gebäudehülle, die Gebäudetechnik und die elektrischen Einrichtungen. Zudem enthält der GEAK Empfehlungen zu konkreten Massnahmen. Der GEAK wird von zertifizierten GEAK-Experten ausgestellt. Die Kosten können variieren, deswegen lässt man sich am besten vorher eine Offerte erstellen. Der GEAK soll für Transparenz im Immobilienmarkt sorgen, also ist es beim Verkauf oder Kauf einer Immobilie sinnvoll, einen GEAK erstellen zu lassen beziehungsweise danach zu fragen.

Alternative Heizsysteme

Ölheizungen sind immer noch ziemlich verbreitet. Nicht nur wegen der hohen CO2-Abgabe kann es sinnvoll sein, diese durch umweltfreundliche Heizsysteme wie Wärmepumpen, Solarheizungen oder Blockheizkraftwerke zu ersetzen. Für neue Häuser sind solche Systeme auf jeden Fall zu empfehlen und häufig sogar Standard. Zu beachten ist dabei die SIA-Norm 384 / 3, die im April 2013 in Kraft getreten ist. In vielen Häusern kann zusätzlich eine fachgerechte Wärmedämmung sinnvoll sein. Besonders vorteilhaft und preisgünstig ist für grössere und kleinere Häuser die Heizung mit einer Wärmepumpe. Die Wärmeübertragung erfolgt in einem geschlossenen Kreislauf und wird mit Wasser sowie einem spezifischen Kältemittel betrieben, das nicht direkt mit der Umgebung in Kontakt kommt. Das Wärmepumpen-Testzentrum Buchs (WPZ) ist ein akkreditiertes Prüfzentrum nach EN 17025 und bietet umfassende Prüfleistungen auf dem Gebiet der Wärmepumpentechnik für Produktions- und Handelsunternehmen dieser Branche an.

Zur Auswahl stehen folgende Systeme:

  • Luft / Wasser-Wärmepumpen haben eine untere Einsatzgrenze von zirka – 20 °C. Nach SIA-Norm ist eine Wärmeleistung bis – 8 °C und bis zu einer Höhe von 1000 Metern zu garantieren.
  • Sole / Wasser-Wärmepumpen und Was­ser / Wasser-Wärmepumpen: Wenn für die Wärmequelle Grundwasser zur Verfügung steht, sind der Wasserdurchfluss und die -qualität zu beachten.
  • Erdwärme: Rohrsysteme, die 1,5 bis 3 Meter tief im Boden verlegt werden, beziehen im Winter die Bodenwärme und im Sommer die Kälte aus dem Erdreich. Andere vertikale Erdwärmesonden liegen zwischen 100 bis 150 Meter tief im Erdboden. Das Erdreich ist konstant zwischen 10 °C und 12 °C warm.

Solaranlagen müssen nach Gebäudetyp, Lage und anderen Faktoren ausgewählt werden. Dabei muss man unterscheiden zwischen Solarzellenanlagen, mit denen man Strom produzieren kann, oder Solarkollektoren, mit denen man Wärme beziehungsweise warmes Wasser erzeugt. Inzwischen gibt es auf dem Markt Anlagen, die sowohl Wärme als auch Strom produzieren können. Sonnenkollektoren, die für Wassererwärmung eingesetzt werden, können mit einer Öl-, Gas- oder Holzheizung kombiniert werden.

Blockheizkraftwerke

Holz gilt als CO2-neutraler Energiestoff. Der Wirkungsgrad moderner Pelletkessel beträgt über 80 Prozent. Der Verband Holzenergie Schweiz führt eine Liste mit geprüften Holzöfen, welche die Abgasvorschriften gemäss Luftreinhalte-Verordnung (LRV) einhalten. Pellets- und Schnitzelanlagen sind fast genauso bedienungsfreundlich wie eine Ölheizung.

Kraft-Wärme-Koppelung hat in der Industrie eine lange Tradition. KWK-Anlagen, auch Blockheizkraftwerke (BHKW) genannt, erzeugen Strom und Nutzwär­me gekoppelt, das heisst gleichzeitig in einem Prozess. So kann ein Energieträger viel effizienter genutzt werden als bei der herkömmlichen Produktion in getrennten Anlagen. Ein Grund dafür ist, dass nicht nur die thermische, sondern auch die kinetische Energie genutzt wird. BHKW werden für die Heizung in Gebäuden genutzt. Für kleinere Privathäuser werden heutzutage sogenannte Mini-BHKW angeboten. Mit BHKW kann man den Verbrauch des Energieträgers, zum Beispiel Öl oder Gas, bis zu einem Drittel senken.

Häufig wird die Kraft-Wärme-Koppelung als erneuerbare Energie bezeichnet. Das ist aber falsch. Die Energieträger sind meistens konventionell, zum Beispiel Erdgas und Öl. Wenn man genügend Holz in der Gegend zur Verfügung hat, lässt sich ein BHKW auch damit betreiben. Nicht zu empfehlen sind Energieträger wie Biodiesel oder Rapsöl. Diese haben eine negative Umweltbilanz, weil man für den Anbau Boden und Wasser verschwendet.

Achtung: Elektroheizungen gelten nicht als umweltfreundlich. Sie sind ineffizient. Deswegen ist die Installation von Elektro- und Infrarotheizungen in vielen Kantonen verboten. Auch der Ersatz von defekten Anlagen ist vielerorts nicht mehr erlaubt.

Kostenberechnung

Für einen tatsachengetreuen Kostenvergleich einer neuen Heizung mit der bisherigen Heizung sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Grundinvestitionen und Anschaffungskosten: Diese sind bei alternativen Heizformen wie Holzfeuerungen und Wärmepumpen häufig höher als für Heizöl- und Erdgas-Kessel.
  • Jährliche Betriebskosten: Wärmepumpen benötigen Strom für den Betrieb. Die Energiemenge des verbrauchten Stroms beträgt normalerweise etwa ein Drittel der produzierten Heizenergie.
  • Brennstoffpreise: Die merklich höheren Anschaffungskosten werden bei Wärmepumpen und Solarheizungen dadurch ausgeglichen, dass die Umgebungsenergie nichts kostet.
  • Unterhalts- und Servicekosten: Diese sind bei alternativen Systemen meistens geringer als beim Heizöl.

Zu beachten ist allerdings, dass bei be­stehenden Gebäuden der Aufwand für ein neues Heizsystem einer mittleren Innensanierung entspricht. Deswegen ist eine sorgfältige Planung notwendig, die alle Aspekte der Energieversorgung in Betracht zieht. Es lohnt sich also, bei der Planung von neuen Heizanlagen mehrere Offerten einzuholen und Kosten sowie die Leistungen zu vergleichen.

Fördermassnahmen

Eine Renovierung, die zu einer besseren Energieeffizienz führt und der Einbau eines umweltfreundlichen Heizsystems werden von Bund und den Kantonen gefördert. Der nationale Teil des Gebäudeprogramms unterstützt für die ganze Schweiz einheitlich Verbesserungen der Wärmedämmung von Einzelbauteilen in bestehenden, beheizten Gebäuden, die vor dem Jahr 2000 erbaut wurden. Durch die Erhöhung der CO2-Abgabe stehen ab 2014 zirka 260 Millionen Franken pro Jahr für das Gebäudeprogramm beziehungsweise die Unterstützung von Umbauten zur Verfügung.

Die meisten Kantone fördern Gesamt­sanierungen, den Einsatz erneuerbarer Energie, den Einsatz optimierter Gebäudetechnik und die Abwärmenutzung. Einen direkten Zugang findet man auf der Webseite des Gebäudeprogramms zu diesen kantonalen Informationen. Auch die Gemeinden unterstützen umweltfreundliche Sanierungen beziehungsweise Heizanlagen. Solche Investitionen können in vielen Gemeinden von der Steuer abgesetzt werden. Wichtig: Die Gesuche für das Förderprogramm müssen unbedingt noch vor Baubeginn eingereicht werden.

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