Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Überfall führt zu Aktienbaisse

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Leider haben sich nun doch die Befürchtungen bewahrheitet, dass Russlands Präsident Putin seine Armee in die Ukraine einmarschieren liess. Fast alle Beobachter hatten das bezweifelt, denn die Folgen für die russische Wirtschaft, die ohnehin unter hoher Inflation und Kursverfall litt, sind nun sehr hoch. Ja, in der Tat hat sich ­Wla­dimir Putin sehr verschätzt, wie sich mittler­weile herausgestellt hat. Der Rubel fällt ins Bodenlose, und die russischen Aktien werden aus dem interna­tionalen Börsenhandel verbannt. Aber auch die mitteleuropäischen Unternehmen hat der Ukraine-Krieg und die darauffolgenden scharfen ­Sanktionen getroffen. Denn die wirtschaftlichen Verbindungen mit Russland sind bei vielen hiesigen Unternehmen, etwa den Banken, sehr umfangreich. Was sagen nun unsere Indi­katoren?

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ­ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobliga­tionen in der Schweiz. Nun steigen die Zinsen, wie Sie der Grafik entnehmen können. Sparer können sich zwar freuen, weil die Zinsen nicht mehr negativ sind. Aber Kredite und Hypotheken werden teurer. Das bremst Investitionen. Und die weltweit gestiegenen Preise werden die Zinsen wohl weiter nach oben treiben.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Seit November ist der Saisoneffekt wieder positiv.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Dieser Indikator vergleicht, wie viele der 64 wichtigsten Aktien der Schweiz ein neues 9-Monats-Hoch und wie viele ein neues 9-Monats-Tief melden. Wie nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine zu erwarten war, gibt es jetzt eine deutliche Mehrheit für die 9-Monats-Tiefs. Nur vier Aktien melden ein neues Hoch. Das sind Vifor, DKSH, Swisscom und PSP Swiss Property. Sie sind noch haltenswert. Dem stehen aber 18 Aktien mit neuen Tiefs gegenüber, die allesamt Verkaufskandidaten sind: Zur Rose, Temenos, Dufry, Ascom, Oerlikon, Adecco, Credit Suisse, Aryzta, Stadler Rail, Dormakaba, Sulzer, Bucher, Clariant, Julius Bär, Partners Group, Georg Fischer, Vontobel, Burkhalter. Auch Logitech, BB Biotech, Schindler und Kudelski weisen negative Trends auf. Auch sie sind daher momentan eher Verkäufe.

4. Der SMI-Index: Negativ

Nachdem die 12 000-Punkte-Marke beim SMI nicht gehalten hat (letzter Stand bei Redaktionsschluss 11 057 Punkte), hat dieser Index nun ins Minus gedreht.

5. Der Banken-Index: Negativ

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanzgefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten.

Die Banken-Branche wurde vom Ukraine-Krieg völlig überrascht. Die Banken waren vorher ­überdurchschnittlich gut gelaufen. Nun aber trifft die Branche vor allem der Ausschluss rus­sischer ­Banken aus dem SWIFT-Zahlungssystem. Denn wie kommen die Banken nun an ausstehende Zahlungen von russischen Unternehmen? Aus­serdem müssen europäische Grossbanken be­fürchten, dass ihre Filialen in Russland entschädigungslos ent­eignet werden. Über die Website www.boer­sen­signale.ch können Sie den Banken-Index wöchen­tlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 1:4 negativ

Bis auf den Saisonfaktor sind all unsere Indikatoren nun ins Negative abgekippt. Und auch der wird Ende April drehen. Denn die Belastungen durch den Abbruch der Beziehungen zu Russland werden auch nach einem Ende des Kriegs in der Ukraine bleiben. Und die US-Zentralbank wird vermutlich die Zinsen in diesem Jahr mehrmals erhöhen, trotz der beeinträchtigten Konjunkturlage.

Ausserdem sind die US-Kurse historisch betrachtet immer noch viel zu hoch; die Dow-Jones-Aktien sind im Durchschnitt mit dem sechsfachen Buchwert bewertet.

Aktienanlegern bleibt also nur, zu warten, bis der Abwärtstrend seinen Boden erreicht hat. Das wird voraussichtlich frühestens in einem der Sommermonate der Fall sein.

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