Die berufliche Vorsorge ist für Arbeitnehmende ein sensibles Thema. Denn nach vielen berufstätigen Lebensjahren verheisst das Rentenalter zwar den wohlverdienten Ruhestand. Doch dieser scheint gefährdet, denn die marktbedingten Anpassungen bei den Vorsorgelösungen lassen die Bezüge für Neurentner schrumpfen.
Risiken durch Teilwissen
Das empfinden die meisten als ärgerlich, dennoch vertiefen sich die wenigsten in die Materie. Was hat es mit dem Umwandlungssatz auf sich? Nach welchen Kriterien wird der versicherte Lohn definiert? Wie sehen die Leistungen bei Tod beziehungsweise Invalidität aus? Wie hoch ist der Sparanteil? Diese Informationen können dem persönlichen Vorsorgeausweis und dem Kassenreglement entnommen werden, das hilft den meisten jedoch kaum weiter. Deshalb vergleichen immer mehr Mitarbeitende ihre berufliche Vorsorge mit Kollegen, die bei anderen Arbeitgebern tätig sind. Doch statt alle relevanten Faktoren in den Vergleich einzubeziehen, wird auf Basis von Teilwissen diskutiert.
Das birgt Risiken für Unternehmen. Löst der Wunsch nach besseren Vorsorgeleistungen Abwanderungsvorstellungen aus, können Fehlinformationen zu einem raschen Arbeitgeberwechsel führen. Um die Attraktivität der eigenen Vorsorgelösung zu kennen und nutzbringend bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung einzusetzen, sollten Unternehmen ihr Angebot daher innerhalb ihrer Branche vergleichen.
Neupositionierung der Anbieter
Eine erste Hürde für attraktive Vorsorgelösungen stellen heute die Anbieter entsprechender Angebote dar. Nach dem Scheitern der Reform der Altersvorsorge stehen die wenigen Vollversicherungsanbieter und die rund 50 teilautonomen Sammelstiftungen vor denselben Herausforderungen wie zuvor.
Da keine politische Lösung in Sicht ist, beginnen sie, die gegebenen Rahmenbedingungen auszunutzen und differenzieren ihr Angebot innerhalb dieses Spielraums weiter aus. Schlechte Risiken werden abgestossen, der Konkurrenzkampf um gute Risiken ist entfacht.
Eine weitere Folge: Es entsteht eine unübersichtliche Vielfalt an Produkten, die Vergleichbarkeit wird immer schwieriger. Kein leichtes Umfeld für Arbeitgeber, die sich Gedanken über die optimale zukunftsgerichtete Vorsorge machen. Produktvielfalt, die Risikoverteilung im eigenen Unternehmen, die Neukundenausrichtung bei Sammeleinrichtungen – hier den Überblick zu behalten, braucht viel Zeit und ein permanentes Auffrischen des Wissens rund um die aktuellen Rahmenbedingungen. Gerade dafür fehlt es den KMU aber oftmals an Ressourcen und internem Know-how. Die richtige Ausgestaltung der Vorsorge ist ein schwieriger Balanceakt. Einerseits sollte die Vergütung hoch genug sein, um erfolgskritische Mitarbeiter anzuziehen und zu binden. Andererseits unterliegt sie Budgetrestriktionen und muss finanzierbar sein. Doch wie kann dieser Spagat gelingen? Die Intuition liefert leider keine verlässlichen Informationen.