Finanzen & Vorsorge

Vorsorgen und finanzieren II

Transparenz und Differenzierung durch Pensionskassen-Benchmark

Bei der beruflichen Vorsorge fehlt es an Übersicht, was Risiken sowohl für Versicherte als auch für Arbeitgeber birgt. Ein BVG-Benchmarking schafft Klarheit für beide Seiten. Unternehmen dient die massgeschneiderte Analyse ausserdem der Mitarbeitergewinnung und -bindung.
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Die berufliche Vorsorge ist für Arbeitnehmende ein sensibles Thema. Denn nach vielen berufstätigen Lebensjahren verheisst das Rentenalter zwar den wohlverdienten Ruhestand. Doch dieser scheint gefährdet, denn die marktbedingten Anpassungen bei den Vorsorgelösungen lassen die Bezüge für Neurentner schrumpfen. 

Risiken durch Teilwissen

Das empfinden die meisten als ärgerlich, dennoch vertiefen sich die wenigsten in die Materie. Was hat es mit dem Umwandlungssatz auf sich? Nach welchen Kriterien wird der versicherte Lohn definiert? Wie sehen die Leistungen bei Tod beziehungsweise Invalidität aus? Wie hoch ist der Sparanteil? Diese Informationen können dem persönlichen Vorsorgeausweis und dem Kassenreglement entnommen werden, das hilft den meisten jedoch kaum weiter. Deshalb vergleichen immer mehr Mitarbeitende ihre berufliche Vorsorge mit Kollegen, die bei anderen Arbeitgebern tätig sind. Doch statt alle relevanten Faktoren in den Vergleich einzubeziehen, wird auf Basis von Teilwissen diskutiert.

Das birgt Risiken für Unternehmen. Löst der Wunsch nach besseren Vorsorgeleistungen Abwanderungsvorstellungen aus, können Fehlinformationen zu einem raschen Arbeitgeberwechsel führen. Um die Attraktivität der eigenen Vorsorge­lösung zu kennen und nutzbringend bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung einzusetzen, sollten Unternehmen ihr An­gebot daher innerhalb ihrer Branche vergleichen. 

Neupositionierung der Anbieter

Eine erste Hürde für attraktive Vorsorgelösungen stellen heute die Anbieter entsprechender Angebote dar. Nach dem Scheitern der Reform der Altersvorsorge stehen die wenigen Vollversicherungsanbieter und die rund 50 teilautonomen Sammelstiftungen vor denselben Herausforderungen wie zuvor. 

Da keine politische Lösung in Sicht ist, beginnen sie, die gegebenen Rahmenbedingungen auszunutzen und differenzieren ihr Angebot innerhalb dieses Spielraums weiter aus. Schlechte Risiken werden abgestossen, der Konkurrenzkampf um gute Risiken ist entfacht. 

Eine weitere Folge: Es entsteht eine unübersichtliche Vielfalt an Produkten, die Vergleichbarkeit wird immer schwieriger. Kein leichtes Umfeld für Arbeitgeber, die sich Gedanken über die optimale zukunftsgerichtete Vorsorge machen. Produktvielfalt, die Risikoverteilung im eigenen Unternehmen, die Neukundenausrichtung bei Sammeleinrichtungen – hier den Überblick zu behalten, braucht viel Zeit und ein permanentes Auffrischen des Wissens rund um die aktuellen Rahmenbedingungen. Gerade dafür fehlt es den KMU aber oftmals an Ressourcen und internem Know-how. Die richtige Ausgestaltung der Vorsorge ist ein schwieriger Balanceakt. Einerseits sollte die Vergütung hoch genug sein, um erfolgskritische Mitarbeiter anzuziehen und zu binden. Andererseits unterliegt sie Budgetrestriktionen und muss finanzierbar sein. Doch wie kann dieser Spagat gelingen? Die Intuition liefert leider keine verlässlichen Informationen.

Eine Entscheidungsgrundlage 

Eine detaillierte Pensionskassen-Benchmark-Analyse für das eigene Unternehmen bietet die ideale Grundlage, um Attraktivität und Finanzierbarkeit unter einen Hut zu bringen. In der Finanz- oder Betriebswirtschaft sind solche Analysen heute gang und gäbe. Daten, Prozesse, Produkte, aber auch Dienstleistungen werden systematisch und kontinuierlich gemessen, verglichen, ausgewertet und dann optimiert. 

Wieso sollten KMU diese pragmatische Vorgehensweise nicht auch für ihre Vor­sorgelösung anwenden? Benchmarking liefert unerlässliche Erkenntnisse aus der Marktpraxis und Trends, um daraus Rückschlüsse auf eine Best Practice zu ziehen. Dank einem Pensionskassen-Benchmark wird es KMU möglich, ihre Vorsorge gegenüber derjenigen der Mitbewerber in der Region oder innerhalb der Branche besser zu positionieren und im besten Fall abzugrenzen. 

Bestehende, öffentlich zugängliche Bench­mark-Daten liefern allerdings selten die gewünschten Antworten. Die Informa­tionen sind zu allgemein und nicht auf die Klein- und Mittelunternehmen zu­geschnitten. Wer sich einen aussagekräf­tigen Benchmark wünscht, sollte die Analyse spezifisch für sein Unternehmen beziehungsweise seine Pensionskasse machen. Erst eine fundierte Methodik mit separater Betrachtung nach Branche, Grösse, Index und Region bietet dem Arbeitgeber repräsentative Anhaltspunkte für eine marktorientierte und auch wettbewerbsfähige berufliche Vorsorge. Eine solche Benchmark-Analyse sensibilisiert und hilft dabei, faktenbasiert den besten Anbieter mit der idealen Vorsor­gelösung und dem optimalen Kosten-Leistung-Verhältnis zu finden. Sie ver­deutlicht, welche Chancen eine moderne Vorsorgelösung für das KMU birgt. Zum Beispiel, um sich Flexibilität zu bewahren oder bewusste Entscheidungen zu treffen. 

Fundierte Kenntnisse notwendig

Eine Kombination aus guten Kenntnissen der Marktpraxis sowie Trends und hochwertigen, zuverlässigen Marktdaten ist dafür unerlässlich. Denn nur wer um die Stärken seiner BVG weiss, kann diese auch gezielt an die Mitarbeiter kommunizieren und beim Recruiting einsetzen. 

Als Basis für die Bewertung und Einordnung der Vorsorge im Unternehmen sowie aller für die Vergleichsgruppe relevanten Vorsorgewerke werden fundierte versicherungsmathematische Verfahren und Kenngrössen genutzt. Diese berücksichtigen nicht nur traditionelle Kriterien wie Alters-/Risikoleistungen, Finanzierung oder Umwandlungssatz. 

Sie zeigen durch qualitative Analysen ausserdem auf, wie beispielsweise ein Vorsorgeanbieter im relevanten Vergleichsmarkt in Bezug auf Wertigkeit, also die Leistung für den Mitarbeitenden im Vorsorgefall, und die Kosten für den Arbeitgeber eingeordnet wird. Dabei kann auf Wunsch auch besonders umfassend auf bestimmte qualitative Aspekte wie Ausgestaltungs- oder Finanzierungsmodelle eingegangen werden. 

Vorab werden Berechnungsparameter und Mitarbeiterprofile abgestimmt, auf deren Basis die Auswertungen vorgenommen werden. Der Schlussreport fasst die möglichen Risiken, Optimierungspotenziale aber auch Stärken der eigenen BVG-Lösung gegenüber derjenigen der Peergruppe zusammen. 

Fazit

Ein BVG-Benchmarking ist eine praktikable Möglichkeit für KMU, die eigene Vorsorge am Idealbild auszurichten: angestrebtes Leistungsniveau zu bekannten Kosten mit begrenzter Umverteilung und angemessenen Anlagerisiken bei der passenden Sammelstiftung. 

Ein BVG-Benchmarking ist aber auch ein Instrument, welches Handlungsalternativen aufzeigt und deren quantitativen Auswirkungen veranschaulicht. Arbeitgeber werden in Entscheidungssituationen unterstützt und können mit gutem Gewissen im Rahmen ihrer Corporate Governance handeln. War das Benchmarking-Projekt erfolgreich, erzielen Unternehmen signifikante Verbesserungen. Damit ist die Arbeit jedoch noch nicht getan. Um auch in Zukunft wettbe­werbsfähig zu bleiben und eine kontinuierliche Weiterentwicklung sicherzustellen, sollte der Benchmarking-Prozess regelmässig wiederholt werden. Denn der Markt und das Angebot verändern sich kontinuierlich.

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