Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Sommerflaute am Aktienmarkt

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Eine Überraschung war es nicht, dass die Aktienkurse gleich Anfang August deutlich nachgaben. Vor allem die Hightech-Werte in den USA waren weit überbewertet und sind zuletzt nur noch deshalb gestiegen, weil sich die Anleger im Vertrauen auf die «Künstliche Intelligenz» in Sicherheit wogen. Ausserdem hatten ja etliche Zentralbanken, unter anderem auch die schweizerische, mit ersten Zinssenkungen begonnen. Sinkende Inflationsraten in Europa und in den USA machten dies ja auch wieder möglich. Was man aber übersehen hatte und nicht wahrhaben wollte, war dass die weltweite Wirtschaftslage äusserst schwach blieb. Vor allem kleinere Unternehmen und mittelständische Firmen überraschten mit Gewinnwarnungen. Auch Insolvenzen häuften sich. Daher hätten die Zentralbanken schon längst stärker gegensteuern müssen.

Und so kam es wie so oft im Sommer: Der Juli ­verzeichnete noch einmal höhere Kurse. Aber mit dem Beginn der drei historisch gefährlichen Börsenmonate August bis Oktober ging es an den Börsen abwärts. Dass Rückschläge um 20 Prozent bei den Aktienindizes möglich wären, wurde ja schon in der letzten Ausgabe betont. Aber überprüfen wir nun unsere fünf bewährten Indikatoren, was sie uns für die kommenden Monate anzeigen.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es in den Lehrbüchern. Der Trend ist klar: Die Zinsen sinken! Im Vergleich zur Rendite der Obligationen (0,32 %) bieten die Aktien eine deutlich höhere Dividendenrendite. Das spricht für den Aktienmarkt. Aber man sollte nicht vergessen, dass die sinkenden Renditen der Obligationen auch darauf hindeuten, dass zu wenig investiert wird, sowohl von staatlicher Seite als auch von den Unternehmen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober im Durchschnitt eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. 

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Unsere Liste der 64 meistgehandelten schwei­zerischen Aktien zeigte zum letzten Stichtag am 6. August ein eher negatives Bild. Zwei Aktien ­meldeten ein 9-Monats-Hoch (Oerlikon, Kudelski), aber vier ein 9-Monats-Tief (Partners, Forbo, Adecco, Ascom). Von den Letzteren würden wir uns auf jeden Fall trennen. Aber auch Straumann, Temenos, Swatch, DocMorris und Stadler liegen deutlich im Abwärtstrend. Was den schweizerischen Markt im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern noch relativ gut aussehen lässt, das ist der starke Franken, der internationale Anleger anlockt. Es sollte aber auch nicht übersehen werden, dass aus diesem Grund die 20 SMI-Werte grossenteils auch schon deutlich überbewertet sind.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schweize­rischen Aktien hat Anfang August zwar deutlich nachgegeben, lag aber zum Stichtag 6. August mit 11 510 immer noch über seinem tiefsten April-Wert von 11 296 Punkten. Wird diese Marke jedoch gerissen, dann könnte der SMI auch noch deutlich unter 11 000 Punkte fallen. Die nächste Unterstützungslinie läge dann erst bei 10 323 Punkten.

5. Der Banken-Index: Negativ

Der Banken-Index setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Hier ist der Aufwärtstrend nun deutlich gebrochen. Nach einer Doppelspitze im März und Juli dieses ­Jahres geht es nun wieder abwärts. Neben der zö­gerlichen Zinspolitik der Zentralbanken setzen na­türlich auch die politischen Krisen (Nahost und Ukraine-Krieg) den Kursen der Banken zu.

6. Summe der fünf Signale: 2:3 negativ

Vorsichtigen Anlegern ist jedenfalls ein Ausstieg aus dem Aktienmarkt zu empfehlen. In den Monaten August bis Oktober hat man selten viel versäumt. Zwar laden die sinkenden Anleihezinsen bereits wieder zum Kauf von Aktien ein. Aber erst wenn die Zentralbanken in aller Deutlichkeit klar machen, dass sie die Konjunktur ankurbeln wollen, sollte man wieder einsteigen. Vor allem den stark überbewerteten Aktien in den USA täte eine Konsolidierung hin zu attraktiveren Kursen recht gut.

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