Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Positive Signale noch in der Mehrheit

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Bekanntlich war bereits seit Mitte des letzten Jahres aufgrund des hohen Kursniveaus Vorsicht geboten. Denn eine Korrektur kann nach übertriebenen Kursgewinnen sehr schnell einsetzen. Fundamental sieht es ja für die Unternehmen ganz Mitteleuropas recht gut aus. Die Konjunktur läuft, und es drohen weder Inflation noch eine Rezession. Die Zinsen bleiben tief und sind bei Weitem keine Konkurrenz für den Aktienmarkt. Doch bleibt der Zusammenhalt Europas gefährdet. In Katalonien gibt es Unabhängigkeitsbestrebungen. In Italien stehen Wahlen im März an, in denen auch einige Parteien die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union beenden wollen. Und die US-Unternehmen jubelten zwar über die Steuererleichterungen Donald Trumps. Aber das nützt nur den Superreichen, die sich dafür Aktien kaufen können. Die Unternehmen werden deshalb nicht mehr investieren, wenn sich nicht die Nachfrage nach ihren Produkten erhöht. Für das Infrastrukturprogramm, das Donald Trump versprochen hat, fehlt nun das Geld im Haushalt. Immerhin gibt es in den USA eine Verschuldungsobergrenze, die dann zu Streit und Zwangsurlaub für die Staatsbediensteten führt.

Dies alles hat zu den Gewinnmitnahmen Anfang Februar geführt, unter denen auch die Schweizer Börse zu leiden hatte. Trotzdem zeigt die Mehrheit der Signale unseres Börsenradars noch nach oben, wie wir gleich sehen werden.

1. Zinssignale: Positiv
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundes­obligationen ist nun in den positiven Bereich übergegangen, während die Zentralbank die kurzfristigen Zinsen weiter im Minus hält. Offenbar ist dies immer noch nötig, um eine weitere Überbewertung des Frankens zu verhindern. Der Eurokurs bleibt bei 1.16 CHF ungefähr stabil.

2. Der Saisoneffekt: Positiv
Bekanntlich sind die Monate November bis April meist starke Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Daher ist das Saisonsignal nunmehr bis zum letzten Freitag im April positiv.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien
mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Dabei handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Diese Methode signalisiert jetzt Gefahren. Kein einziges von 60 Schweizer Unternehmen meldet momentan ein 9-Monats-Hoch, aber acht ein 9-Monats-Tief. Es ist ratsam, zunächst keine Neukäufe zu starten, sondern abzuwarten, wie weit die Korrektur noch reicht. Und die Aktien, welche ein 9-Monats-Tief melden, sollten unbedingt verkauft werden. Das sind Aryzta, Roche, PSP Swiss Property, Sonova, Ems-Chemie und sogar die Standard-Werte Nestlé, Novartis und Baloise.

4. Der SMI-Index: Positiv
Der SMI liegt noch im Aufwärtstrend, aber nur sehr knapp. Sinkt er unter 8870 Punkte, dann wäre das ein 32-Wochen-Tief und damit ein Verkaufssignal für den ganzen Index.

5. Der Banken-Index: Positiv
Auch der Banken-Index (145 Punkte) hat unter der jüngsten Korrektur gelitten. Aber auch er ist noch im Aufwärtstrend, der erst dann gefährdet wäre, wenn er unter die Marke 132 Punkte absinkt. Für diesen Index gilt, dass er im Vergleich zu früheren Kursen, die im Jahr 2007 noch bei 300 lagen, auf recht tiefem Niveau liegt. In www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale
Mit 4:1 liegt unser Börsenradar im Plus. Das wird er auch bleiben, wenn es sich bei der im Februar begonnenen Korrektur nur um die Bereinigung von übertrieben hohen Kursen handelt – was im Moment noch zu vermuten ist. Doch es ist nicht vorhersehbar, was erschrockene Anleger nun wirklich tun werden. Wenn das Vertrauen in eine stabile Konjunktur verloren geht, dann werden immer mehr Anleger versuchen, ihre Gewinne noch zum Teil durch Verkäufe zu sichern. Wird die Marke 8870 beim SMI deutlich unterboten, ist es ratsam, den Aktienmarkt vorläufig zu verlassen, auch wenn damit eigentlich erst ab Mai ernsthaft zu rechnen war.

Uwe Lang ist Finanz- sowie Börsenexperte, Publizist
und Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

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