Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Nur noch Kaufsignale

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Nach dem kräftigen Kursanstieg fragen sich wohl viele Anleger, ob man jetzt noch in den Aktienmarkt einsteigen kann. Denn der Schweizer Aktienmarkt ist mittlerweile deutlich überbewertet. Die Aktien des Swiss Market Index werden mit dem mehr als dreifachen Jahresumsatz bewertet. Die Durchschnittsbewertung der letzten 17 Jahre betrug nur gut das Zweifache. Doch die Grossanleger machen keine Anstalten, plötzlich ihre Gewinne der Jahre 2016 und 2017 mitnehmen zu wollen. So schnell könnten sie das auch gar nicht. Bei der heute eng vernetzten Finanzwelt würden es alle schnell bemerken, wenn mehrere grosse Vermögensverwalter oder Fonds plötzlich aussteigen würden. Auch unser Börsenradar würde sofort Alarm schlagen. Doch er hat im Gegenteil nun sogar seine Kaufsignale weiter stabilisiert, wie wir gleich sehen werden.

Auch die internationalen Konjunkturindikatoren (ISM-Einkaufsmanagerindex in den USA, IFO-Index in Deutschland) geben weiterhin starke Signale Richtung Aufschwung. Auch bleiben die Zentralbanken weiterhin bei ihrer grosszügigen Liquiditätspolitik.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundes­obligationen ist immer noch negativ (- 0,14 %). Und die Notenbank hält die kurzfristigen Zinsen noch tiefer im Minus bei 0,52. Damit wurde den Spekulanten auf einen weiteren Franken-Anstieg ein deutliches Signal gegeben, dass eine weitere Überbewertung des Frankens unerwünscht ist. Der Franken hat sich gegenüber dem Euro abgeschwächt, was der Exportindustrie der Schweiz wieder mehr Luft gibt.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Bekanntlich sind die Monate November bis April meist starke Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Daher ist das Saisonsignal nunmehr bis zum letzten Freitag im April positiv.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Weiterhin liegt die Zahl der Aktien mit neuem 9-Monats-Hoch knapp vor den Werten, die ein 9-Monats-Tief ausgebildet haben. Unter den 60 wichtigsten Schweizer Aktien melden die Folgenden ein Hoch und sind daher kaufenswert: Temenos, Georg Fischer, Clariant, Tecan, Julius Bär, Barry Callebaut, Givaudan. Und die folgenden sechs Aktien mit neuem Tief sollte man meiden: Huber & Suhner, Dufry Burkhalter, Emmi, Implenia sowie Geberit.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der SMI (6. November: 9289 Punkte) liegt im Aufwärtstrend, hat aber im Vergleich zu anderen europäischen Aktienindizes im letzten Monat nur wenig zugelegt. Bei 9400 Punkten stiess der Index auf Widerstand, was an dieser Stelle schon vor vier Wochen vermutet wurde. Die Marke 8848 Punkte sollte im Dezember halten, sonst gäbe der SMI ein Verkaufssignal.

5. Der Banken-Index: Positiv

Nun hat mit dem Banken-Index auch das letzte bisher negative Signal ins Positive umgeschlagen. Der Banken-Index überschritt Ende Oktober wieder die 146-Punkte-Marke, meldete ein 19-Wochen-Hoch und gab damit ein Kaufsignal. Wie schon vor vier Wochen vermutet, war damit das Verkaufssignal von Anfang September ein Fehlsignal. Nun sollte er im Dezember nicht unter 132 Punkte fallen, denn das wäre ein neues Verkaufssignal. Im Grund hat der Banken-Index ja einen grossen Nachholbedarf, da er ja vor zehn Jahren schon bei rund 300 Punkten notierte. In www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 5:0 liegt unser Börsenradar nun im Plus. Es war also richtig, immer noch im Aktienmarkt investiert zu bleiben. Trotzdem ist Euphorie nicht angebracht. Auch im Winterhalbjahr kann mal etwas passieren; das haben die Jahre 2008 und 2009 gezeigt. Der Auslöser könnte ein politisches Ereignis sein (Korea, Iran, Katalonien). Wenn dann bei den hohen Kursen alle Anleger gleichzeitig ihre bisherigen Gewinne mitnehmen wollen, könnte das durchaus wieder einen Crash auslösen. Noch gibt es keine Anzeichen dafür, und von heute auf morgen würde das wohl nicht passieren ohne ein Warnsignal unseres Börsenradars. Trotzdem ist Vorsicht weiter angebracht. Ein Wertpapierdepot sollte derzeit nicht zu einhundert Prozent aus Aktien bestehen.


Uwe Lang ist Finanz- sowie Börsenexperte, Publizist und Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

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