Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Noch keine Aktienbaisse

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Die Erholung der Weltwirtschaft ist erneut ins Stocken geraten. Die veröffentlichten Konjunktur­indikatoren gehen eher nach unten; die Schät­zungen für 2021 werden ebenfalls nach unten korrigiert. Dass sich die Aktienkurse dennoch so gut behaupten konnten, liegt an den Erwartungen für 2022. Ob die Wirtschaft im kommenden Jahr aber tatsächlich so stark wächst wie erwartet, muss sich angesichts der erneuten Verschärfung der Corona-Krise erst noch erweisen. Sollte es erneut harte Lockdowns geben, wird das die Aktienkurse deutlich treffen, zumal das Kursniveau vor allem in den USA, aber auch bei den schweizerischen SMI-Aktien im historischen Vergleich sehr hoch ist. Unklar ist auch noch, wann die Zentralbanken mit Zinserhöhungen starten werden, um eine beginnende Inflation abzubremsen. Immerhin gibt es zum Aktienmarkt derzeit kaum eine interessante Alternative, weil das Zinsniveau vermutlich noch mehrere Monate negativ bleiben wird. Was sagen nun unsere Indikatoren?

1. Zinssignale: Negativ
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. 

Auch in der Schweiz steigen die Zinsen, wie Sie der Grafik entnehmen können, auch wenn es sich hierzulande nur darin äussert, dass die Negativzinsen geringer werden. Zehnjährige Bundesobliga­tionen «rentierten» zum Redaktionsschluss bei minus 0,17 Prozent. 

Der Trend zeigt jedenfalls nach oben, und das ist für Aktien-Anleger ein erstes Warnzeichen. Im Grunde müssten die Zinsen wegen der steigenden Preise längst deutlich höher liegen.

2. Der Saisoneffekt: Positiv
Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Seit November ist der Saisoneffekt wieder positiv.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv
Dieser Indikator vergleicht, wie viele der 64 wichtigsten Aktien der Schweiz ein neues 9-Monats-Hoch und wie viele ein neues 9-Monats-Tief melden. Bisher überwiegen noch eindeutig die neuen Hochs, zuletzt aber nicht mehr so deutlich wie noch Anfang November. Zum 19. November meldeten zwölf ein neues Hoch und keine Aktie ein Tief. Am überzeugendsten legte Richemont zu, schon seit Jahresbeginn. Auch zeigen sich jetzt wieder einige Standardwerte klar im Aufwärtstrend, die im Jahresverlauf zurückgeblieben waren, zum Beispiel UBS, Roche, Nestlé. Dennoch gibt es einige Werte, von denen man sich trennen könnte, weil ihre Kursentwicklung schwach ist. Das sind Temenos, Ascom, Dufry, Kudelski, Vifor, Adecco, Logitech und Implenia.

4. Der SMI-Index: Positiv
Der Swiss Market Index hat nach dem Rücksetzer Ende September mittlerweile wieder neue his­torische Hochs erreicht. Für «Kurvendeuter» liegt jetzt ein idealer Trend vor, wie die eingezeich­nete Linie zeigt. Solange dieser Trend hält, kann dem Aktienmarkt im Grunde nicht viel passieren. Hingegen wäre ein Absinken des SMI unter die 12 000-Marke in den kommenden Monaten sehr bedenklich. Solange dies nicht der Fall ist, können Sie Ihre Aktien jedenfalls gut halten.

5. Der Banken-Index: Positiv
Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. 

Der Banken-Index meldet ebenfalls noch einen ungebrochenen Aufwärtstrend, wenngleich er im Bereich 142 Punkte einigen Widerstand erkennen lässt. Letzter Stand vor Redaktionsschluss 142,45 Punkte. Das ist immer noch wesentlich niedriger als im Jahr 2007 vor der weltweiten Finanzkrise. Da lag der Banken-Index fast bei 300 Punkten. 

Über www.boersen­signale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen. 

6. Summe der fünf Signale: 4:1 Positiv
Bis auf die Zinsentwicklung stehen im Moment alle Anzeichen auf Hausse, zumindest bis Ende April 2022, wenn die traditionell schwächeren Sommermonate wieder beginnen. Bedenken gibt es derzeit nur wegen drei Faktoren:

a) Das zu hohe Kursniveau,
b) Die Corona-Krise und die daraus folgende Konjunkturdelle aufgrund unterbrochener Lieferketten,
c) Die höheren Inflationsraten, die zu einer Lohn-Preis-Spirale führen könnten.
Doch vorläufig zeichnet sich noch keine Aktienbaisse aus diesen Gründen ab. 

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