Mit dem Aufschwung am Aktienmarkt haben nun auch viele Menschen die Börse neu entdeckt, die ihr bisher fern geblieben waren. Lange hatte man Angst gehabt vor angeblich unberechenbaren Schwankungen und flüchtete sich in Unternehmensanleihen mit Renditen von nur Zehntelprozenten. Aber dann hörte man von Kurssteigerungen und guten Dividenden und fragte sich, warum man nicht schon längst auf den Börsenzug aufgesprungen war, der scheinbar unaufhaltsam nach oben fuhr. Erfahrene Anleger kennen dieses Phänomen seit hundert Jahren. Sie bezeichnen es als «Dienstmädchen-Hausse». Und sie wissen, dass dies meist ein untrügliches Zeichen dafür war, dass der Kursaufschwung nun an ein vorläufiges Ziel gekommen ist. Sind wir also schon wieder so weit, dass man besonders vorsichtig sein muss und im Grunde jetzt schon eher wieder verkaufen sollte?
Doch das stimmt nur teilweise. Denn der Markt ist gespalten. Da gibt es zum einen hochriskante Technologiewerte, die viel zu teuer geworden sind. Aber viele gut laufende Aktien sind nach wie vor sogar unter ihrem Buchwert zu haben. Börsen-Neulinge lassen sich meist durch Freunde oder Zeitungsartikel verlocken, riskante Papiere zu kaufen. Sie wundern sich dann, warum es statt der weiteren Steigerungen plötzlich zu einem heftigen Absturz kommt. Für viele bisher wenig beachteten Aktien könnte aber der Anstieg durchaus noch weitergehen. Dies richtig einzuordnen, ist die Aufgabe einer soliden Analyse. Zunächst blicken wir auf den Gesamtmarkt. Was sagen unsere Frühindikatoren? Sie bleiben insgesamt noch positiv. Aber auf einiges müssen wir achten.
1. Zinssignale: Negativ
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken.
Noch haben wir Minuszinsen, sowohl bei den langfristigen Obligationen als auch bei den kurzfristigen Geldmarktzinsen unter Banken. Zehnjährige Bundesobligationen «rentieren» momentan bei minus 0,22 Prozent, einjährige CHF-Libor-Zinsen bei minus 0,59. Trotzdem sind diese geringer werdenden Minuszinsen für den Aktien-Anleger ein Warnzeichen. Denn der Trend geht nach oben, wie die Graphik zeigt. Der Grund sind nicht zuletzt steigende Preise, vor allem bei Rohstoffen.