Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Kaufsignale überwiegen

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analyse­system prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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In unserer letzten Ausgabe überwogen die Kaufsignale und wir standen auch vor dem traditionell börsenfreundlichen Monat April. Die Frage war, ob sich in den Sommermonaten an dem Aufwärtstrend der Aktien etwas ändern würde, nachdem auch mittlerweile Konjunktursorgen aufgekommen waren. Nun, die Konjunktursignale haben sich in der Tat weiter verschlechtert. Der US-Einkaufsmanagerindex ging im April von 55,3 auf 52,8 Punkte zurück. Auch der viel beachtete deutsche Ifo-Geschäftsklima-Index fiel von 99,6 auf 99,1 Punkte. Andererseits haben aber auch die Zentralbanken wieder deutlich Position bezogen, dass sie einen Zinsanstieg verhindern wollen, um die Konjunktur in den USA und Europa zu stützen. Ob das viel bringt, muss man sehen. Denn die langfristigen Kreditzinsen sind ja nicht aufgrund der Zentralbankzinsen so niedrig, sondern weil Staaten und Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten und deshalb gar keinen Kreditbedarf haben. Die Regierungen müssten vielmehr etwas tun, um mit Infrastrukturmassnahmen die Konjunktur in Schwung zu bringen. Stattdessen legen sie Wert darauf, keine neuen Schulden zu machen und, wenn möglich, sogar Schulden abzubauen. Ebendiese Einstellung gefährdet momentan die Weltkonjunktur. Es ist schon bedenklich, dass in den USA die langfristigen Zinsen höher sind als die kurzfristigen. In der Vergangenheit klingelten bei so einer «inversen Zinsstruktur» die Alarmglocken, weil dies ein Rezessionssignal ist. Nun, in der Schweiz ist das noch nicht der Fall, wie wir gleich sehen werden. Aber auch der Schweizer Aktienmarkt ist ja von der Weltkonjunktur nicht abgekoppelt. Schauen wir uns einmal an, was unsere fünf In­dikatoren im Moment zum Aktienmarkt sagen.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Ren­diten der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen bleiben deutlich im Minusbereich (minus 0,36 Prozent bei zehnjährigen, siehe Grafik). Das zeigt, wie schlecht es auch in der Schweiz um die Investitionsbereitschaft von Kommunen und Unternehmen bestellt ist, wenn man nicht einmal kostenloses Kapital aufnehmen will. Die kurzfristigen Zinsen werden von der Nationalbank mit Recht freilich noch tiefer gehalten, nämlich unverändert bei etwa minus 0,50 Prozent. Das soll ermuntern, zu investieren, anstatt mit Verlusten Kapital einfach liegen zu lassen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Mit Beginn des Monats Mai enden zunächst einmal die statistisch freundlichsten Börsenmonate.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und –Tiefs: Positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Und da sieht es momentan noch recht gut aus. Von den 60 wichtigsten Schweizer Aktien meldeten Mitte Mai zuletzt zehn Aktien ein neues Hoch und keine einzige ein neues Tief. Die Aktien mit neuem Hoch bleiben kaufenswert. Das sind Panalpina, Belimo, Sonova, Sika, Givaudan, Forbo, ACE, Geberit, Dormakaba und Lafarge-Holcim. Auch die Kursverläufe von Swiss Life, Huber und Suhner, Nestlé, Baloise, Temenos, Lonza und Emmi sehen gut aus. Meiden sollte man Implenia, Kudelski, Arbonia, Ascom, Transocean, Aryzta und Swatch.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der SMI liegt weiterhin in einem stabilen Aufwärtstrend. Der wäre weiterhin erst gebrochen, wenn der SMI unter die Marke 8411 fallen würde, wovon er aber im Moment weit entfernt ist.

5. Der Banken-Index: Positiv

Der freundliche Börsenmonat April hat auch den Bankenmarkt mit nach oben gezogen, der nun ebenfalls ein Kaufsignal gibt. Denn er hat die Hürde 120 Punkte nach oben durchbrochen. Für ein erneut negatives Signal müsste er im Juni unter 112 Punkte fallen. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Mit 4:1 bleibt unser Börsenradar weiter im positiven Bereich. Abgesehen vom Saisoneffekt, der sich aber auch nicht immer jedes Jahr auswirkt, geben alle unsere Indikatoren Kaufsignale. Und daran wird sich auch nicht so schnell etwas ändern. Denn die Trends sind nicht knapp, sondern recht deutlich. Bleiben Sie also vorläufig am Ak­tienmarkt engagiert.

Uwe Lang ist Finanz- sowie Börsenexperte, Publizist und Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

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