Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

In Wartestellung bleiben

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analyse­system prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Noch hat der Aktienmarkt die Gefahrenquellen (Ukraine-Krieg, Sanktionen, gefährdete Lieferketten, hohe Inflationsraten, höhere Zinsen) verhältnismässig gut weggesteckt. Das ist für manche Börsenteilnehmer ein gutes Zeichen. Sie sagen sich: «Was bekannt ist, das kann der Börse nicht mehr schaden. Daher müssten wir nun eigentlich die tiefsten Kurse gesehen haben. Jetzt kann es nur noch aufwärtsgehen.» 

Vorsicht! Die Auswirkungen der strafferen Geld­politik der Zentralbanken kommen ja erst noch! Die bisher bekannten offiziellen Konjunkturdaten (US-Einkaufsmanagerindex, deutscher IFO-Ge­-schäfts­klima-Index)  sind zuletzt ja noch gestiegen. Investitionen und Konsum sind also noch nicht wirklich zurückgegangen. Erst wenn die Stimmung hier schlechter wird, werden die ­Zentralbanken und Regierungen die Konjunktur wieder ankurbeln, und dann steigen auch wieder die Aktien. Aber schauen wir nun, was unsere bewährten Indikatoren melden.

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen öko­nomischen Lehrbüchern. Nach kurzer Unterbre­chung sind die Zinsen weiter gestiegen und haben den Wert von ein Prozent überschritten. Was für Sparer gut zu sein scheint, ist für Investoren, die Geld brauchen, eine Belastung. Weiter steigende Zinsen bremsen das Wirtschaftswachstum ab.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. Seit Mai ist der Saisoneffekt wieder negativ.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Dieser Indikator vergleicht, wie viele der 64 wichtigsten Aktien der Schweiz ein neues 9-Monats-Hoch und wie viele ein neues 9-Monats-Tief melden. Mitte Juni wiesen fünf Aktien (von 64) ein neues Tief auf und keine einzige ein neues Hoch. Das zeigt, dass es trotz leichter Kurs­erholung (Mai/Juni) immer noch abwärtsgeht. Bei den fünf Aktien mit neuen Tiefs handelt es sich um SGS, Givaudan, Arbonia, Zehnder und Kudelski. Sehr schwach sind auch Credit Suisse, Logitech, BB Biotech, Tecan, Temenos, Ascom und Zur Rose. Diese Aktien sind alle verkaufenswert. Recht gut halten sich Vifor, Burkhalter, UBS, Swisslife und Zurich. Die kann man noch gut im Depot lassen.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der SMI-Index für die 20 wichtigsten schweize­rischen Aktien bleibt im Abwärtstrend. Die schon in der letzten Ausgabe angesprochene gefährliche Kopf-Schulter-Formation beim Chart ist immer noch aktuell. Unterschreitet der SMI die Marke 11 300, kann es noch weiter abwärtsgehen, zumindest bis 11 000 Punkte.

5. Der Banken-Index: Negativ

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten.

Die Banken haben sich im Mai und Juni noch re­lativ gut halten können. Sie hoffen, durch eine grössere Zinsspanne auch an den steigenden ­Kreditzinsen verdienen zu können. Erhöhen die Zentralbanken jedoch die kurzfristigen Geldmarktzinsen stärker als erwartet, dann belasten höhere Zinsen die Banken mehr, als dass sie ihnen helfen. Jedenfalls zeigt der Banken-Index noch keine Wende nach oben an. 

Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 0:5 negativ

Es bleibt bei dem einheitlichen Bild unserer fünf Signale des Börsen-Radars: Alle sind im negativen Bereich. Anleger sollten also nur solche Aktien noch halten, die sie ohnehin als Daueranlage sehen, zum Beispiel Novartis, Roche, Nestlé, UBS, ABB und Zurich. Wenn deren Kurse fallen, dann kommt beim nächsten Börsenaufschwung auch wieder eine Kurserholung. Auch sind da viele internationale Anleger investiert, die solche Werte niemals verkaufen – schon deshalb nicht, weil sie den Franken als «sicheren Hafen» betrachten. Wichtig ist aber, möglichst viel Liquidität zu halten, um gegebenenfalls im Herbst wieder zu niedrigeren Kursen einsteigen zu können.

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