Finanzen & Vorsorge

Devisen

Fremdwährungsaktivitäten gegen Risiken absichern

Sollen KMU ihre Fremdwährungsaktivitäten absichern? Nein, lautet eine oft gehörte Einschätzung. Zu teuer sei das «Hedging», sprich die Absicherung, und zu unvorhersehbar die Marktentwicklung. Doch gerade die Unsicherheit an den Märkten spricht für eine Absicherung. Dafür gibt es effiziente und preisgünstige Instrumente wie das Devisentermingeschäft.
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Prinzipiell gilt: Sofern die Währungsspekulation nicht zum Kerngeschäft eines KMU gehört, sollte sich dieses nur bedingt und innerhalb von engen Bandbreiten Währungsrisiken aussetzen. Schliesslich können sich durch schwankende Devisenkurse sicher geglaubte Erträge quasi über Nacht auflösen. Aus diesem Grund ist es kaum überraschend, dass die in der Schweiz tätigen kleinen und mittleren Unternehmen rund zwei Drittel ihrer Fremdwährungsgeschäfte absichern.

Spiegel der Unsicherheit 

Die Absicherung von Währungsgeschäften ist insbesondere in instabilen Zeiten wichtig. Gegenwärtig sind verlässliche Marktprognosen besonders schwierig, da die Zins- wie auch die Devisenmärkte seit geraumer Zeit stark politisch getrieben sind. Davon zeugen unter anderem die Volatilitäten des Jahres 2018: Beim Euro und US-Dollar betrugen die Schwankungen zum Schweizer Franken um die sechs Prozent, beim Pfund machten die Bewegungen gar zehn Prozent aus. Historisch betrachtet sind Kursschwankungen in dieser Grössenordnung keine Seltenheit. Kalkuliert ein Unternehmen im aktuellen Umfeld mit engen Margen, bedeuten Schwankungen von plus/minus zehn Prozent jedoch ein grosses Risiko, das unter Umständen ungewollte Spuren im Jahresergebnis hinterlassen könnte.

Interne Voraussetzungen

Wer als Unternehmer ein funktionierendes Währungsmanagement etablieren will, muss seine Cashflows genau kennen und präzise analysieren. Auf dieser Basis können effektive und effiziente Absicherungsgeschäfte abgeschlossen werden. Auch der Absicherungshorizont spielt eine wesentliche Rolle.

Diesen Überlegungen folgend muss betriebsintern die grundsätzliche Strategie der Währungsabsicherung festgelegt werden, wobei zwischen zwei Ansätzen zu unterscheiden ist:

  • Beim sogenannten «Macro Hedge» legt ein Unternehmen jeweils zum Jahresauftakt einen fixen Budgetkurs fest. Sobald sich der aktuelle Währungskurs zuungunsten des betrieblichen Budgets entwickelt und ein vorher festgelegtes Limit erreicht, werden die entsprechenden Absicherungsgeschäfte in Höhe der erwarteten Fremdwährungsaktivitäten getätigt.
  • Beim «Micro Hedge» dagegen handelt es sich um ein Einzelgeschäft, bei dem ein Fremdwährungsgeschäft sofort und unmittelbar abgesichert wird, sobald dieses eine bestimmte Grösse (zum Beispiel ab CHF 50 000) erreicht.

Welche der beiden Strategien zu bevorzugen ist, hängt wesentlich von der je­weiligen Branche, vom Geschäftsmodell und der internen Markterwartung ab. Findet beispielsweise eine verbindliche Preispublikation (zum Beispiel in Katalogform) statt, empfiehlt sich im Sinne einer möglichst sicheren Kalkulation eher ein Macro Hedge mit dem festgelegten Budgetkurs für das gesamte Jahr. So oder so ist es jedoch ratsam, die gewählte
Strategie in einem internen Regelwerk nieder­zuschreiben.

Deviseninstrumente

Zur Devisenabsicherung wird bei heimischen KMU hauptsächlich das Devisentermingeschäft verwendet. Aufgrund der Festlegung des Wechselkurses für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft werden Zahlungsströme plan- und kalkulierbar. Zum Repertoire eines kostengünstigen und erfolgreichen Währungsmanagements gehören zudem:

  • Das Kassageschäft: Käufe und Verkäufe in Fremdwährungen werden jeweils zu aktuell vorteilhaften Konditionen getätigt.
  • Das Devisen-Swapgeschäft: Es ist eine Kombination aus einem Kassageschäft und einem Termingeschäft, die beide gleichzeitig abgeschlossen werden. Mit diesem Instrument können Kassa-, Termin- oder andere Swapgeschäfte verlängert oder verkürzt werden.

Hinzu kommen verschiedene Limiten­arten. Diese garantieren, dass die Devisen zum gewünschten Wechselkurs gekauft oder verkauft werden können, sobald der Kurs während der festgelegten Gültigkeitsdauer die entsprechende Limite erreicht, über- oder unterschreitet. Da­neben gibt es die etwas teureren Devisenoptionsgeschäfte. Wer beispielsweise eine Put-Option kauft, bezahlt zwar vorab eine Prämie, sichert sich dafür aber gegen eine Abwertung der entsprechenden Währung bei einer vordefinierten Limite ab.

Fokus: Devisentermingeschäft

An dieser Stelle soll das bereits erwähnte Devisentermingeschäft, mit dem Kurs­risiken auf zukünftige Zahlungsströme abgesichert werden können, näher erläutert werden. Mit dem vielerorts eingesetzten Instrument kann jede konvertible Währung auf jeden handelbaren Termin hin gekauft oder verkauft werden. Der Kurs des Termingeschäftes setzt sich aus dem Kassakurs und dem Swapsatz (damit ist der Auf- oder Abschlag zum Kassakurs gemeint) zusammen. Letzterer berechnet sich aus der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen über die Laufzeit des Geschäfts. Aus diesem Grund resultiert bei Fremdwährungen mit höheren Zinsen als beim Schweizer Franken stets ein Abschlag. Bei einem tieferen Zins als beim Schweizer Franken ergibt sich bei einem Termingeschäft hingegen ein Aufschlag. Termingeschäfte können in der Regel mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren auf ein beliebiges und vordefiniertes Datum gehandelt werden.

Ein Praxis-Beispiel

Ein Schweizer KMU kauft Halbfabrikate für seine Produktion aus dem europäischen Raum ein. Das Unternehmen hat einen Grossauftrag aus der Schweiz erhalten, der in Schweizer Franken fakturiert wird. Die Margen sind aufgrund von Konkurrenzofferten sehr eng kalkuliert worden. Deshalb haben die Verantwortlichen entschieden, das Währungsrisiko im Euro zum Schweizer Franken nicht selber zu tragen. Dies auch wegen der schwierig einzuschätzenden Entwicklung dieses Währungspaares. Der Einkaufspreis des Halbfabrikates macht über zwei Drittel des Verkaufspreises an den Schweizer Grosskunden aus. Alle Zahlungsströme und deren Termine sind bekannt. Das Halbfabrikat wird in zwei Monaten geliefert und muss einen Monat später bezahlt werden. Die Firma kauft deshalb die benötigten Euro auf drei Monate gegen Schweizer Franken zum Terminkurs. Nach Ablauf dieser Frist werden die Euro dem Euro-Konto gutgeschrieben beziehungsweise die Franken dem Franken-Konto belastet.

Fazit

Viele kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz sehen sich täglich mit Währungsrisiken konfrontiert. Devisenkurse sind ständig in Bewegung und falls die entsprechenden Risiken nicht ab­ge­sichert werden, können wichtige Erträge wegbrechen. Ein adäquates Währungsmanagement ist deshalb entscheidend. Dies gilt nicht nur für grössere, sondern auch für kleinere KMU, da die interna­tionale Orientierung insgesamt weiter zunehmen wird. Es gibt einfache und  ef­fi­ziente Instrumente für eine optimale Planungssicherheit. Wie sich die Währungen zum Schweizer Franken im weiteren Verlauf des Jahres 2019 entwick­­eln werden, ist schwierig abzuschätzen. Die Politik wird jedoch weiterhin eine zentrale Rolle spielen – sei es durch die Landesregierungen selber oder durch die jeweiligen Notenbanken mit ihrer Geldpolitik. Werden Handelshemmnisse weiter aufgebaut oder wird es eine Entspannung geben? Diese Frage hat vor allem für die europäische Wirtschaft grosse Bedeutung. Deshalb empfiehlt sich eine genaue Analyse der eigenen Währungs­risiken und – davon abgeleitet – eine klare Ab­sicherungsstrategie.

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