Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, bis 2050 nicht mehr Treibhausgase auszustossen, als unter dem Strich kompensiert werden können. Um dies zu erreichen, sind Investitionen in nachhaltige Projekte notwendig, wie zum Beispiel in Elektromobilität. Für KMU bietet sich daher die Chance, ihren CO₂-Fussabdruck zu reduzieren, denn laut dem Weltklimarat verursacht der Verkehr 24 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Ein Allerheilmittel ist es nicht – aber eine prüfenswerte Option.
Marktdaten
Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz rund 356 000 Motorfahrzeuge in Verkehr gesetzt, wie Zahlen der Vereinigung Auto-Schweiz belegen. Gegenüber dem Jahr 2019, damit also noch vor Beginn der Covid-19-Pandemie, resultierte ein Rückgang von 12,9 Prozent.
Fast drei Viertel der Neuzulassungen fallen auf Personenwagen, der Rest kann den Nutzfahrzeugen zugeordnet werden. In den vergangenen Jahren legte der Marktanteil an alternativen Antrieben markant zu und verdoppelte sich gesamthaft von rund 28 Prozent (2020) auf rund 57 Prozent per Ende 2023. Der Blick auf die spezifischen Antriebsarten zeigt, dass sich dabei die batterieelektrischen Fahrzeuge (20,9 Prozent) und die hybriden Fahrzeuge ohne externe Lademöglichkeit (27,4 Prozent) fast die Hälfte des Marktanteils sicherten.
2023 lag der Anteil an batterieelektrischen Fahrzeugen um rund vier Prozentpunkte tiefer als in den zwei vorangegangenen Jahren. Inwieweit dies eine Trendwende zu hybriden Fahrzeugen darstellt, wird sich in Zukunft zeigen. Der Occasionsmarkt sowie die Wertentwicklung von alternativen Antrieben werden unseres Erachtens eine entscheidende Rolle bei der zukünftigen Entwicklung spielen.
Nachhaltige Finanzierungen
Raiffeisen unterstützt die Nachhaltigkeit von Investitionsgütern und deren Finanzierung. Der Schwerpunkt lag in den vergangenen Jahren auf mobilen und verstärkt neuwertigen Investitionsgütern. In verschiedenen Industrien wurde dadurch der aktive Umstieg auf alternative oder technologisch fortschrittliche Lösungen gefördert. Unter anderem waren wir 2023 als Finanzierungspartner einer 100 Prozent elektrischen Nutzfahrzeugflotte für einen aktiven Vendor-Partner engagiert.
Gesamthaft war aber die Entwicklung der nachhaltigen Finanzierungsvolumen im Jahr 2023 im Vorjahresvergleich rückläufig. Zu erklären ist dieser Rückgang zumindest teilweise durch eine reduzierte Investitionsfreudigkeit, die wiederum durch das wirtschaftlich angespannte Umfeld erklärbar ist. Vor allem die exportorientierten Unternehmen und die Schweizer Industrie melden deutlich mehr Gegenwind in ihrem Geschäftsumfeld. Nach einer markanten Abkühlung der Wirtschaftsstimmung in der zweiten Jahreshälfte 2023 stabilisierte sich die Lage zuletzt, wie unter anderem der von Raiffeisen erhobene KMU PMI, eine monatliche Stimmungsabfrage bei Schweizer Industrie-KMU, aufzeigte.
Im Februar 2024 kletterte der Index von 40,7 auf 50 Punkte, massgeblich beeinflusst durch den Auftragsbestand, über die Wachstumsschwelle. Allerdings verharrt die europäische Industrie als wichtigste Handelspartnerin in der Rezession, womit der Ausblick und auch die Investitionstätigkeit vieler Unternehmen eingetrübt bleiben. In solchen auch finanziell anspruchsvollen Phasen ist eine Finanzierung von Investitionen mittels Leasings prüfenswert.
Optimierung der Betriebskosten
Elektromobilität im Güterverkehr wird durch die nüchterne Analyse der betrieblichen Kosten getrieben. Und häufig fällt es Unternehmen schwer, in nachhaltige Technologien zu investieren. Das ist nachvollziehbar: Die Anschaffungskosten sind hoch, bei einem Lastwagen kann dies ein Mehrfaches der Kosten sein. Doch auf lange Sicht können sich selbst diese Investitionen lohnen. Im Vergleich zu Diesel-LKWs profitiert der Elektro-LKW massgeblich von vier Vorteilen:
- Niedrige Energiekosten: In vielen europäischen Märkten ist kommerzieller Strom pro Kilometer etwa um den Faktor zwei preiswerter als Diesel.
- Geringere Wartungskosten: Es gibt keinen Ölwechsel, weniger Verschleiss an Bremsen und weniger bewegliche Teile, die ausfallen könnten.
- Langfristige Kostenvorteile: Die anfangs höheren Anschaffungskosten für E-LKWs gleichen sich durch die niedrigeren Betriebskosten aus. Die Befreiung von der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) verstärkt diesen Vorteil noch.
- Umweltvorteile: E-LKW tragen neben den Kosteneinsparungen zur Emissionsreduktion bei. Im Strassengüterverkehr verursachen Diesel-LKW gemäss Erhebungen etwa ein Drittel der verkehrsbedingten CO₂-Emissionen in Deutschland. Ein steigender Anteil an alternativen Antrieben kann hier einen positiven Beitrag leisten.
Die zunehmende Anzahl durch Wasserstoff oder eine Batterie angetriebenen Lastwagen hat auch die Politik hellhörig gemacht. Dabei geht es um die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe, kurz LSVA. Mittlerweile sind 90 Prozent der Lastwagen in der günstigsten Abgabenkategorie und es verkehren immer mehr Fahrzeuge mit Batterie- und Wasserstoffelektroantrieb, die von der LSVA ganz befreit sind.
Der Bundesrat schlägt deshalb vor, dass ab 2031 die Abgabe auch für elektrisch angetriebene Lastwagen gelten soll. Damit sollen die durch den Schwerverkehr verursachten Kosten gedeckt und der Güterverkehr per Bahn gefördert werden. Flankierende Massnahmen zur weiteren Förderung der Umstellung auf elektrisch angetriebene Lastwagen werden aktuell auf Bundesebene diskutiert und befinden sich noch in Vernehmlassung.
Kosten Diesel vs. Elektro
Im derzeitigen Umfeld werden vielfach die höheren Investitionskosten als Gegenargument für eine Anschaffung von Elektro-LKWs erwähnt. Betrachtet man den mittelfristigen Lebenszyklus (60 Monate) ein bisschen näher, kann das Resultat überraschen. Als Beispiel dient hier eine durchschnittliche LKW-Zugmaschine mit jährlicher Laufleistung von 70 000 km und den anfallenden Kosten.
Die beispielhafte Gegenüberstellung (s. Abbildung) zeigt deutlich auf, wie sich die Betriebskosten der beiden Antriebsarten unterscheiden. Abhängig von der jeweiligen Laufleistung sowie dem final ausgewählten Modell des E-LKWs kann dadurch die Kostenparität bereits in zwei bis vier Jahren erreicht werden. In diesem Kostenbeispiel können somit Betriebskostenersparnisse von rund 60 000 Franken generiert werden. Anschliessend profitiert das Unternehmen jährlich von signifikant reduzierten Betriebskosten. Im aktuellen Umfeld profitiert das Unternehmen bei einem Direktersatz von Diesel- durch E-Fahrzeuge (über 3,5 t) unmittelbar ab dem Erreichen der Kostenparität.