Finanzen & Vorsorge

Investments II

Ein- und Ausstieg bei Aktien mit System

Zur Einführung seiner ab der Ausgabe 6 /15 des «KMU-Magazin» exklusiv erscheinenden Kolumne zum Schweizer Aktienmarkt stellt Börsenexperte Uwe Lang die Bausteine des von ihm entwickelten Handelssystems vor. Ziel ist, eine höhere Performance zu schaffen als eine Daueranlage.
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Ich möchte Ihnen heute ein System vorstellen, mit dem Sie in den vergangenen 17 Jahren jährlich rund acht Prozent Rendite in Schweizer Franken erreicht hätten, wenn Sie sich stets an die mittelfristigen Kauf- und Verkaufsignale des Systems gehalten hätten und beim Aktienkauf eine Auswahl getroffen hätten, die genau der Zusammensetzung des Schweizer Index SMI entspricht. Zum Vergleich: Ein Daueranleger im SMI hätte nur 2,4 Prozent jährlich erreicht.

Wie das möglich ist? Das System setzt sich zusammen aus fünf Einzelsignalen, von denen jedes eine bessere Performance erreicht hätte als die Daueranlage. Und keines der Einzelsignale ist fehlerfrei.

Aber da die fünf Signale eine Mehrheitsentscheidung ermöglichen, werden die einzelnen Fehlsignale so weitgehend ausgeklammert, dass das Gesamtsignal eine bessere Rendite erbringt als jedes der Einzelsignale. Zusätzlich wird so ein häufiges Umschichten im Depot vermieden, was auch aus Spesengründen ärgerlich wäre. Wenden wir uns aber nun gleich den Einzelsignalen zu.

1. Zinssignale

Dass sinkende Zinsen beziehungsweise eine lockere Geldpolitik der Zentralbanken gut sind für den Aktienmarkt, ist seit Jahrhunderten eine Börsenweisheit. Sinkende Zinsen helfen den Unternehmen bei der Finanzierung und machen Aktien als Alternative zu Anleihen und Geldmarktpapieren attraktiver. Nur müssen wir bei den Zinssignalen geduldig sein. In der Regel dauert es lange, bis sie sich auf den Aktienmarkt auswirken. Denn kurzfristig werden Aktien ja auch von der Konjunktur beeinflusst, die aber oft andere Signale gibt: Eine steigende Konjunktur wird häufig auch von steigenden Zinsen begleitet, während eine Konjunkturflaute auch sinkende Zinsen zur Folge hat. Das müssen wir mit einkalkulieren.

Wir notieren also einmal pro Woche, immer am Freitagabend, die Rendite der zehnjährigen Schweizer Bundesobligationen und den 12-Monats-Libor-Zins des Schweizer Frankens, wie er am Londoner Markt für den Handel unter Banken notiert wird. Dabei müssen Sie wissen, dass dieser kurzfristige Zins weitgehend von der Schweizer Nationalbank beeinflusst wird, während der zehnjährige Zins sich aufgrund von Erwartungen am freien Markt bildet. Beide Zinssätze sind wichtig und müssen mindestens zwei Jahre lang beobachtet worden sein. Unsere Regeln lauten

  1. Ein Zweijahres-Tief ist ein positives Signal.
  2. Ein Zweijahres-Hoch ist ein negatives Signal.
  3. Ein positives Signal gilt so lange, bis es durch ein negatives Signal abgelöst wird und umgekehrt.
  4. Beide Zinssignale müssen übereinstimmen. Nur wenn beide positiv sind, haben wir ein Kaufsignal. Nur wenn beide negativ sind, haben wir ein Verkaufsignal. Solange sich nur ein Zinssignal ändert, bleibt es beim bisherigen Signal.

Damit es keine Missverständnisse gibt, was ein Zweijahres-Hoch oder -Tief bedeutet: Es handelt sich um keinen Vergleich mit dem Stand vor zwei Jahren. Sondern bei einem Zweijahres-Hoch muss der neue Stand höher sein als alle wöchentlichen Daten der vergangenen zwei Jahre. Und bei einem Zweijahres-Tief gilt das entsprechend.

Ein Beispiel: Seit dem 5. Dezember 2008 gibt der 12-Monats-Liborzins des CHF ein positives Signal. Seither hat es hier kein negatives Signal mehr gegeben. Die zehnjährigen Bundesobligationen gaben das positive Signal damals schon am 21. November 2008. Gültig wurde dieser Signalwechsel aber erst am 5. Dezember 2008. Vom 23. August 2013 bis 7. November 2014 gaben die Bundesobligationen ein negatives Signal. Aber das war ungültig, da es vom Liborzins nicht bestätigt wurde. Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 genau an unser Zinssignal gehalten hätte, wäre seither nur zweimal für längere Zeit ausgestiegen und hätte insgesamt bis heute (bei Kauf und Verkauf des SMI) aus 10 000 CHF immerhin 29 135 CHF gemacht, was einer jährlichen Rendite von 6,5 Prozent entspricht. Dabei sind die Dividenden und eine alternative Geldanlage in den Auszeiten nicht mitberechnet.

2. Der Saisoneffekt

Bekanntlich sind die Monate Juni bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Wir berücksichtigen dies mit folgenden Signalen: Der letzte Freitag im Monat Mai ist ein Verkaufsignal. Der letzte Freitag im September ist ein Kaufsignal. Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 an diese Verkauf- und Kaufzeitpunkte gehalten hätte, erreicht insgesamt bis heute (bei Kauf und Verkauf des Swiss Market Index) bei einer Investition von 10 000 CHF immerhin 24 480 CHF, was einer jährlichen Rendite von 5,4 Prozent entspricht.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit Neun-Monats-Hochs und -Tiefs

Wir beobachten wöchentlich die wichtigsten 60 Aktien aus der Schweiz und stellen fest, wie viele von ihnen jeweils ein Neun-Monats-Hoch und wie viele ein Neun-Monats-Tief aufweisen. Beispiel: Ende März 2015 gab es 14 Aktien mit neuem Hoch und keine Aktie mit neuem Tief. Ergebnis: Kaufsignal.

Die Methode kann natürlich ihr Signal sehr schnell wechseln, wenn in einer verlustreichen Börsenwoche die starken Aktien nur wenig neue Hochs zustande bringen und die schwachen Titel viele neue Tiefs melden. Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 an diese Verkauf- und Kaufzeitpunkte gehalten hätte, erzielt bis heute insgesamt (bei Kauf und Verkauf des Swiss Market Index) aus 10 000 CHF immerhin 33 694 CHF, was einer jährlichen Rendite von 7,4 Prozent entspricht.

4. Der SMI-Index

Wir folgen dem Trend des SMI nach folgender Regel: Ein 20-Wochen-Hoch des Swiss Market Index ist ein Kaufsignal. Das gilt so lange, bis der SMI ein 33-Wochen-Tief meldet. Das wäre dann ein Verkaufsignal. Und das gilt wiederum so lange, bis der SMI wieder ein 20-Wochen-Hoch erreicht hat.

Dem Trend des Aktienindex zu folgen, ist meist richtig. Man kann da aber auch sehr daneben liegen, wie am 16. Januar 2015, als der SMI nach der Entscheidung der Nationalbank, den Euro nicht mehr zu stützen, kräftig nachgab und mit 7900 Punkten ein Verkaufsignal gab. Am 20. März gab es bei 9396 Punkten ein Kaufsignal. Hätte man am 16. Januar tatsächlich verkauft und am 20. März zurückgekauft, wäre das ein teurer Spass geworden. Aber so etwas kommt nur selten vor und wäre durch unsere Kombination der Systeme auch vermieden worden.

Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 an diese Verkauf- und Kaufzeitpunkte der Swiss-Market-Index-Methode gehalten hätte, hätte damit bis heute insgesamt (bei Kauf und Verkauf des SMI) aus 10 000 CHF immerhin 20 179 CHF gemacht, was einer jährlichen Rendite von 4,2 Prozent entspricht.

5. Der Banken-Index

Ich habe einen Index aus zehn wichtigen Bankaktien aus aller Welt entwickelt. Folgende Werte sind in diesem Index gleichmässig nach ihren Euro-Kursen gewichtet: Mitsubishi UFJ, JPMorgan, Bank of America, Banco Santander, BNP Paribas, HSBC, Citigroup, UniCredit, Deutsche Bank, UBS.

Auch dieser Index gibt uns wie der Swiss Market Index bei einem 20-Wochen-Hoch ein Kaufsignal, bei einem 33-Wochen-Tief ein Verkaufsignal. Bankaktien haben den Vorteil, eine Finanzkrise und deren Ende etwas schneller anzuzeigen als ein durchschnittlicher Aktienindex. Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 an diese Verkauf- und Kaufzeitpunkte gehalten hätte, würde insgesamt bis heute (bei Kauf und Verkauf des SMI) aus 10 000 CHF immerhin 25 880 CHF erzielen, was einer jährlichen Rendite von 5,75 Prozent entspricht.

6. Summe der fünf Signale

Wir haben nun fünf Signale, und die Mehrheitsentscheidung gibt dann jeweils unser eigentliches Signal. Ein Anleger, der seine Investitionen danach ausgerichtet hätte, wäre am 25. Mai 2007 vor der Finanzkrise ausgestiegen, am 1. Mai 2009 wieder eingestiegen. Er hätte auch die Baisse 2011 durch einen rechtzeitigen Ausstieg am 3. Juni 2011 (Wiedereinstieg erst Ende Dezember 2011) vermieden.

Längere Ausstiegsperioden von mehreren Monaten gab es seit 1998 insgesamt sieben Mal. Während ich diese Zeilen schreibe, Ende März 2015, liegen alle fünf Signale im Plus, geben also Kaufsignale und werden wöchentlich weiter überprüft. Ein Anleger, der sich diesem Gesamtsignal seit Anfang 1998 anvertraut hätte, könnte bis heute, bei Kauf und Verkauf des Swiss Market Index und einer Anfangsinvestition von 10 000 CHF immerhin auf stolze 37 467 CHF verweisen, was einer jährlichen Rendite von 8,1 Prozent entspricht, Dividenden und Erträge aus Geldanlagen in den Auszeiten nicht gerechnet. Und er wäre in den schweren Markteinbrüchen von 2000 bis Frühjahr 2003, von Mai 2007 bis Mai 2009 und Juni 2011 bis Dezember 2011 nicht in Aktien investiert gewesen.

Völlig fehlerfrei ist kein System, auch dieses nicht, das speziell für unsere Leser konzipiert wurde und sich fast ausschliesslich auf schweizerische Daten stützt. Insgesamt sieben Mal kam es auch vor, dass sich ein Verkaufsignal als Fehlsignal erwies und nach ein bis zwei Wochen wieder korrigiert werden musste. Das lag ausschliesslich am Signal 3, das sehr kurzfristig reagiert und in einer Situation, die ohnehin auf der Kippe steht, zu schnell wechselnden Gesamtsignalen führen kann. Wer das vermeiden möchte, akzeptiert ein Verkaufsignal der Methode 3 erst, wenn es sich drei Wochen hintereinander bestätigt.

Den Unterschied in der Performance seit 1997 können Sie in den beiden Grafiken verfolgen: Zunächst die Performance des Daueranlegers im Swiss Market Index und dann die Performance unseres Gesamtsignals.

Anlegern, die sich nicht nur auf schweizerische Daten stützen, sondern weltweit investieren wollen, stehen in «Börsensignale» (www.boersensignale.ch) noch weitere erfolgreiche Systeme mit erzielten Renditen bis zu 12 Prozent zur Verfügung.

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