Ich möchte Ihnen heute ein System vorstellen, mit dem Sie in den vergangenen 17 Jahren jährlich rund acht Prozent Rendite in Schweizer Franken erreicht hätten, wenn Sie sich stets an die mittelfristigen Kauf- und Verkaufsignale des Systems gehalten hätten und beim Aktienkauf eine Auswahl getroffen hätten, die genau der Zusammensetzung des Schweizer Index SMI entspricht. Zum Vergleich: Ein Daueranleger im SMI hätte nur 2,4 Prozent jährlich erreicht.
Wie das möglich ist? Das System setzt sich zusammen aus fünf Einzelsignalen, von denen jedes eine bessere Performance erreicht hätte als die Daueranlage. Und keines der Einzelsignale ist fehlerfrei.
Aber da die fünf Signale eine Mehrheitsentscheidung ermöglichen, werden die einzelnen Fehlsignale so weitgehend ausgeklammert, dass das Gesamtsignal eine bessere Rendite erbringt als jedes der Einzelsignale. Zusätzlich wird so ein häufiges Umschichten im Depot vermieden, was auch aus Spesengründen ärgerlich wäre. Wenden wir uns aber nun gleich den Einzelsignalen zu.
1. Zinssignale
Dass sinkende Zinsen beziehungsweise eine lockere Geldpolitik der Zentralbanken gut sind für den Aktienmarkt, ist seit Jahrhunderten eine Börsenweisheit. Sinkende Zinsen helfen den Unternehmen bei der Finanzierung und machen Aktien als Alternative zu Anleihen und Geldmarktpapieren attraktiver. Nur müssen wir bei den Zinssignalen geduldig sein. In der Regel dauert es lange, bis sie sich auf den Aktienmarkt auswirken. Denn kurzfristig werden Aktien ja auch von der Konjunktur beeinflusst, die aber oft andere Signale gibt: Eine steigende Konjunktur wird häufig auch von steigenden Zinsen begleitet, während eine Konjunkturflaute auch sinkende Zinsen zur Folge hat. Das müssen wir mit einkalkulieren.
Wir notieren also einmal pro Woche, immer am Freitagabend, die Rendite der zehnjährigen Schweizer Bundesobligationen und den 12-Monats-Libor-Zins des Schweizer Frankens, wie er am Londoner Markt für den Handel unter Banken notiert wird. Dabei müssen Sie wissen, dass dieser kurzfristige Zins weitgehend von der Schweizer Nationalbank beeinflusst wird, während der zehnjährige Zins sich aufgrund von Erwartungen am freien Markt bildet. Beide Zinssätze sind wichtig und müssen mindestens zwei Jahre lang beobachtet worden sein. Unsere Regeln lauten
- Ein Zweijahres-Tief ist ein positives Signal.
- Ein Zweijahres-Hoch ist ein negatives Signal.
- Ein positives Signal gilt so lange, bis es durch ein negatives Signal abgelöst wird und umgekehrt.
- Beide Zinssignale müssen übereinstimmen. Nur wenn beide positiv sind, haben wir ein Kaufsignal. Nur wenn beide negativ sind, haben wir ein Verkaufsignal. Solange sich nur ein Zinssignal ändert, bleibt es beim bisherigen Signal.
Damit es keine Missverständnisse gibt, was ein Zweijahres-Hoch oder -Tief bedeutet: Es handelt sich um keinen Vergleich mit dem Stand vor zwei Jahren. Sondern bei einem Zweijahres-Hoch muss der neue Stand höher sein als alle wöchentlichen Daten der vergangenen zwei Jahre. Und bei einem Zweijahres-Tief gilt das entsprechend.
Ein Beispiel: Seit dem 5. Dezember 2008 gibt der 12-Monats-Liborzins des CHF ein positives Signal. Seither hat es hier kein negatives Signal mehr gegeben. Die zehnjährigen Bundesobligationen gaben das positive Signal damals schon am 21. November 2008. Gültig wurde dieser Signalwechsel aber erst am 5. Dezember 2008. Vom 23. August 2013 bis 7. November 2014 gaben die Bundesobligationen ein negatives Signal. Aber das war ungültig, da es vom Liborzins nicht bestätigt wurde. Ein Anleger, der sich seit Anfang 1998 genau an unser Zinssignal gehalten hätte, wäre seither nur zweimal für längere Zeit ausgestiegen und hätte insgesamt bis heute (bei Kauf und Verkauf des SMI) aus 10 000 CHF immerhin 29 135 CHF gemacht, was einer jährlichen Rendite von 6,5 Prozent entspricht. Dabei sind die Dividenden und eine alternative Geldanlage in den Auszeiten nicht mitberechnet.