Der Prozess der Unternehmensübergabe ist sehr individuell. Soll die Nachfolge familien- oder unternehmensintern erfolgen? Oder wird ein externer Verkauf angestrebt? Neben diesen grundsätzlichen Entscheidungen stellt sich im Laufe des Übergabeprozesses eine Vielzahl detailreicher Fragen. Und dieser Prozess kann so manch unerwartete Wendung nehmen. Eine frühzeitige, proaktive Planung legt deshalb den Grundstein für ein möglichst gutes Gelingen der Nachfolge.
Intensive Detailplanung
Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachfolge ist nicht nur die Empfehlung des vorliegenden Beitrags, sondern ein viel geäusserter Ratschlag zahlreicher Autoren. Wann beginnt frühzeitig? Entscheidend ist jener Moment, in dem der Unternehmer grundsätzlich bereit ist, die Verantwortung abzutreten. Da die Unternehmensnachfolge in der Regel mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann, fällt der Start mitten in die aktive Erwerbsphase des Unternehmers. Er markiert den Anfang des oftmals langwierigen Prozesses. Danach geht es an die konkrete Ausgestaltung der Übergabe. Möglicherweise hat der amtierende Unternehmer bereits potenzielle Nachfolger beziehungsweise Käufer im Blick. Häufig lohnt es sich, für die Klärung einzelner Fragen Fachspezialisten beizuziehen.
Nach der groben Planung mit den wichtigsten Eckdaten und Rahmenbedingungen startet die intensive Feinplanung, die durch etliche unbekannte «Variablen» gekennzeichnet ist. Wie sehen die Zukunftsperspektiven des Unternehmens aus? In welcher Form soll die Firma in neue Hände übergehen? Neben einem strukturierten Zeitplan kann es sich lohnen, verschiedene Szenarien zu simulieren. Dazu gehört auch die Berücksichtigung des Firmeninhabers. Denn dieser ist neben seiner Funktion als Lenker und Gestalter häufig auch vermögenstechnisch mit dem Unternehmen eng verbunden.
Zwei Seiten einer Medaille
Eine offene, positive Einstellung gegenüber der Unternehmensnachfolge ist eine gute Basis für die Initiierung und Durchführung des gesamten Prozesses. Dazu gehört ein ehrlicher Dialog unter den Beteiligten, bei dem die einzelnen Wertvorstellungen unmissverständlich zum Ausdruck kommen. Jede Seite soll ihre Haltung klar und transparent äussern können. Die prinzipielle Fähigkeit, «loslassen» zu können, ist eine wichtige Qualität des scheidenden Unternehmers. Ein einziges Nachfolgeszenario ist nicht ausreichend, es sind auch Alternativen zu prüfen. Und dies nach sachlichen, objektiven Kriterien.
Übergabereife prüfen
Bei der Nachfolge geht es stets darum, die Interessen des Übergebers und des Übernehmers in Einklang zu bringen. Beiden Blickwinkeln soll angemessen Rechnung getragen werden, was nicht selten anspruchsvoll ist. Denn während die eine Seite oft daran interessiert ist, das Unternehmen zum maximalen Preis zu verkaufen, möchte die andere Seite dieses zum attraktivsten Preis erwerben. Um die bestmögliche Lösung auszuhandeln und beide Parteien zufriedenzustellen, bedarf es in der Regel mehrerer Verhandlungsrunden. Der abtretende und der neu antretende Inhaber müssen sich dabei klare Ziele setzen und ihre Interessen konsequent verfolgen. Die Medaille der funktionierenden Unternehmensnachfolge besteht also aus zwei Seiten, die sich nur auf der Basis gegenseitiger Kompromissbereitschaft erfolgreich vereinen lassen.
Bevor die Verkaufsverhandlungen stattfinden, empfiehlt es sich bei einem gesunden Unternehmen, dieses auf die Übergabereife hin zu prüfen. Wie steht es um die unternehmerische Substanz? Welches Preisniveau ergibt sich daraus? Dabei ist es vorteilhaft, die Organisation zu straffen und zurückbehaltene Gewinne falls möglich auszuzahlen. Befinden sich zum Beispiel private Liegenschaften innerhalb der Firma, sollten diese vorgängig ausgegliedert werden. Die Unternehmung wird «leichter» gemacht. Der Kaufpreis wird dadurch transparenter und nachvollziehbarer. Zudem erhöht die Ausgliederung von nichtbetriebsnotwendigen Mitteln für den potenziellen Käufer die Chance, eine Finanzierung für den Unternehmenserwerb auf die Beine zu stellen.