Eine der kritischsten Entscheidungen für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens ist die Strategie von Annahme oder Ablehnung von knapp kalkulierten Aufträgen. Die Frage lautet jeweils: «Wo ist unsere Preis-Untergrenze?» Es passiert nicht selten, vor allem wenn eine dauerhafte Geschäftsbeziehung zwischen den Parteien besteht, dass der Kunde uns den Preis nennt, zu dem er unter den ausgehandelten Konditionen bereit wäre, uns den Auftrag zu erteilen. Annehmen oder ablehnen? Verständlicherweise hat jede dieser Alternativen Konsequenzen, nicht selten sogar schwerwiegende.
Die Konsequenzen
Wie wir gesehen haben, bietet uns die Zuschlagskalkulation keine naheliegende Möglichkeit die Preisuntergrenze eines Auftrages zu ermitteln. Das Ergebnis unserer Entscheidungen sehen wir entweder auf dem Bankkonto oder nach Vorliegen des Abschlusses, also leider zu spät.
Aber es gibt einen noch grösseren Nachteil: Sind die verwendeten Zuschläge (die wir notabene als Empfehlungen unseres Berufsverbandes erhalten haben) für unseren Betrieb zu gering, werden wir Aufträge annehmen, die möglicherweise nicht kostendeckend sind. Das wird zwangsläufig zu einem negativen Jahresergebnis führen. Führen andererseits unsere zu hohen Zuschläge zu Preisen, die der Kunde nicht bereit ist zu zahlen, werden wir manche Aufträge nicht erhalten, was wiederum ebenfalls zu einem negativen Jahresergebnis führen kann. Tritt der letztere Fall ein, so müssten wir die Zuschläge erhöhen, um rentabler zu werden. Dies wiederum führt zu höheren Preisen, damit zu weiteren Umsatzeinbussen, also zur Beschleunigung der Negativspirale.
Kosten und Preis
Wir müssen zwischen unseren Kosten und dem Preis ganz bewusst unterscheiden. Die Begründung des Preises mit den Kosten ist der falsche Ausgangspunkt, denn er führt zum falschen Schluss. Der Marktpreis ist der Preis, den der Kunde bereit ist für die angebotene Leistung zu bezahlen. Ob dieser Preis für uns (für unseren Betrieb, unsere Organisation, unsere Verwaltungskosten et cetera) kostendeckend ist, ist eine andere Frage, denn der Kunde orientiert sich am Nutzen und am Marktpreis; unsere Kosten interessieren ihn nicht. Sind unsere Kosten derart hoch, dass wir am Marktpreis vorbeischiessen, ist unsere Existenz gefährdet. Dies ist natürlich eine Binsenwahrheit, doch wird die Frage in den seltensten Fällen so formuliert, dass sie den richtigen Schluss zulässt. Die richtige Frage wäre: Erlauben uns unsere Kosten, zu konkurrenzfähigen Preisen anzubieten? Ist dies nicht der Fall, so muss dafür die richtige Antwort gefunden werden. Einfach billiger anbieten ist keine Option, denn wir werden Verluste machen, die unsere Existenz gefährden. Nicht der Preis muss gesenkt werden, sondern die Kosten.
Einfacher gesagt als getan
Zu wissen, wie man Kosten senkt, ohne sich ins eigene Fleisch zu schneiden, ist die grosse Kunst des Reüssierens. Billiger einkaufen, produktiver sein, die Verwaltungskosten reduzieren sind sicher positive Vorsätze. Aber erstens ist es nicht naheliegend, wo man ansetzen soll, und zweitens kann es ein Selbstvernichtungsakt werden. (Man kann sich bekanntlich auch zu Tode sparen.) Also lauten die Fragen:
- wo ansetzen?
- wie weit gehen?
- an was sich orientieren?
Die richtige Beantwortung dieser Fragen kann nicht aus dem Bauch heraus kommen. Man muss sich an konkreten Gegebenheiten orientieren. Deshalb ist die richtige Beantwortung der Frage «An was sollte man sich orientieren?» die matchentscheidende. Und um diese Frage richtig zu beantworten, müssen wir uns mit der Kostenstruktur genauer auseinandersetzen. Da hilft uns die Deckungsbeitragsrechnung weiter.