Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Depotanteil niedrig halten

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Wie im August nicht anders zu erwarten war, ­leiden die internationalen Aktienbörsen an einer weit verbreiteten Unsicherheit, vor allem in Europa. Das sorgte für eine gewisse Entlastung bei vielen amerikanischen Hedge-Fonds, die schon eher auf fallende Kurse gesetzt hatten und damit viel Geld verloren, nachdem sich vor allem die ­US-Börsen viel besser hielten als gedacht. 

Trotzdem bauen diese spekulativen Fonds ihre Positionen auf fallende Kurse eher noch aus, wie Analysten festgestellt haben. Zwar überwiegen bei den meisten Quartalsberichten auch hier­zulande die positiven Überraschungen. Aber sobald die Ausblicke in die Zukunft von Unter­nehmen etwas getrübt sind, kann es auch zu heftigen Kursverlusten kommen. Aber schauen wir uns zunächst einmal an, was unsere bewährten Indikatoren meinen:

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es in den Lehrbüchern. Seit Dezember 2022 gehen die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen wieder zurück. Das ist insofern positiv, als diese Zinsen ja eine Konkurrenz für Aktien sind. Die durchschnittliche Dividendenrendite der 20 SMI-Aktien liegt bei 3,21 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Schweizer Bundesobligationen beträgt nur 0,93 Prozent. Diese können also mit den Dividendenrenditen nicht mithalten.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate Mai bis Oktober im Durchschnitt eine wesentlich schlechtere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate November bis April. 

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Unsere Liste der 64 meist gehandelten schwei­zerischen Aktien zeigt bis jetzt noch ein positives Bild. Mitte August Juni meldeten vier Aktien ein neues 9-Monats-Hoch, nämlich Ascom, Sika, Adecco sowie Kühne & Nagel. Nur zwei Aktien meldeten ein 9-Monats-Tief, nämlich Barry Callebaut sowie Oerlikon. Ausgesprochen schwach im Trend liegen auch Kudelski, Arbonia und BB Biotech. Das sind weiterhin Verkaufskandidaten.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der Chart des SMI-Index für die 20 wichtigsten schweizerischen Aktien sieht mittlerweile verdächtig nach dem Beginn eines Abwärtstrends aus. Von den Höchstkursen des Jahres 2022 ist der Index meilenweit entfernt. Im Jahr 2022 begann die Abwärtsbewegung nach der Ausbildung von drei Spitzen, die je drei Monate auseinander lagen, wobei die mittlere Spitze am höchsten war und nicht mehr erreicht wurde. So etwas wird Schulter-Kopf-Schulter-Formation genannt. Aktuell hat sich jetzt eine ähnliche Konstellation auf etwas tieferem Niveau ausgebildet; ein starkes Baisse-Signal!

5. Der Banken-Index: Neutral

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Finanz-Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Die gegenwärtige Konstellation wird als «neutral» bezeichnet. Denn einerseits hat dieser Index noch keine Trendwende nach unten eingeleitet. Andererseits stösst er nun abermals auf eine Widerstandslinie, die bei etwa 162 Punkten liegt. An dieser ist der Index schon zweimal abgeprallt, nämlich im Januar 2022 und im Februar 2023. Sehr vertrauenser­weckend sieht dieses Chartbild also nicht aus.

6. Summe der fünf Signale: 2:2 neutral

Die jüngsten Schwankungen an den Weltbörsen drücken grosse Unsicherheit bei den Anlegern aus. Was die Weltkonjunktur betrifft, gibt es unterschiedliche Meinungen, ob es sich nur um eine Abschwächung mit einer «sanften Landung» handelt oder um den Beginn einer Weltrezession. Wahrscheinlicher ist das Letztere. Angesichts der traditionell schwachen Börsenmonate August und September ist es daher ratsam, am Aktienmarkt eher auf der Verkaufsseite zu stehen und abzuwarten, welche Signale es dann im Oktober gibt. Ein Aktienanteil von etwa 30 Prozent im Depot ist wohl noch angemessen; der Rest sollte trotz der niedrigen Renditen in zwei- bis vier­jährigen Bundesobligationen angelegt werden.

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